Cottage mit Aussicht
»weinerlich« hinzufügen können und hoffte nur, dass er es nicht bemerkte.
Er schüttelte den Kopf. »Du darfst sie nicht ohne Genehmigung aus dieser Grafschaft wegbringen ...«
»Dann gib mir diese Genehmigung und lass mich anschließend meinen Hund mitnehmen!« Sie konnte die Hysterie in ihrer Stimme hören und hoffte inbrünstig, dass sie ihm entging.
»Nein.«
Er benutzte Caroline als Waffe - als Geisel, um sie hier festzuhalten. Es war empörend. »Was soll das heißen: ›nein‹? Das ist doch lächerlich.«
Ein Ausdruck, den Anna nicht deuten konnte, glitt über seine Züge, und er schien nachzudenken. »Hm, ja, es mag lächerlich wirken«, räumte er einen Moment später ein, »aber Tatsache ist, dass Caroline nicht hier ist.«
»Was soll das heißen, sie ist nicht hier?« Anna wurde plötzlich kalt. »Wo ist sie? Geht es ihr gut? Sie ist doch nicht beim Tierarzt, oder?«
»Nein, da ist sie nicht, sie ist einfach ... weggegangen.«
»Rob! Caroline ist ein Hund! Sie ›geht‹ nicht einfach ›weg‹!«, entgegnete Anna und trat vor Wut beinahe mit dem Fuß auf. Was führte er jetzt schon wieder im Schilde? War das Ganze eine hinterhältige Taktik, um den Feind zu schwächen?
»Nun, sie hat es aber getan!« Etwas, das sie unter anderen Umständen als ein Lächeln gedeutet hätte, umspielte kurz seine Mundwinkel. »Sie hat gesagt, sie müsse Schuhe kaufen. Du bist ein Mädchen - eine Frau -, du verstehst das.«
Annas Ärger überwog jetzt ihren Zorn und ihre Verzweiflung, und ein wenig von ihrer Anspannung fiel von ihr ab. »Nein, ich kaufe kaum jemals Schuhe, wenn ich es irgend vermeiden kann. Ich borge mir einfach welche von irgendjemandem! Und ich glaube nicht, dass Caroline welche kauft!« Das Grauen des Brandes hatte ihn offensichtlich in den Wahnsinn getrieben. Eine andere Erklärung gab es nicht.
»Hm, vielleicht sind es gar keine Schuhe. Es könnte etwas anderes sein.« Er neigte den Kopf leicht zur Seite, als überlegte er. »Vielleicht eine Handtasche. Aber wie dem auch sei, sie hat mir erzählt, sie wolle mich jetzt nicht verlassen.«
»Das hat sie niemals gesagt! Sie liebt mich!« Anna war sich nicht sicher, wo das alles hinführen würde, aber es war sehr ärgerlich. Sie wollte Caroline mitnehmen und wegfahren. Es war so viel einfacher, wenn Rob wütend war. Er machte es ihr nicht leicht.
»Ja, doch sie hat sich ›verliebt‹«, fuhr er fort, als wären seine Worte vollkommen vernünftig. »Das ist etwas anderes, nicht wahr?«
Anna stieß einen sehr tiefen Seufzer aus. Sie hatte nicht gut geschlafen, sie war früh aufgestanden, und plötzlich hatte sie ungeheuren Durst. Wie lange würde diese Pantomime noch weitergehen müssen? »Ja, das ist richtig.«
»Ich meine, ich liebe meine Schwester, wenn ich sie nicht gerade ermorden möchte, aber ...« Er hielt inne und sah sie mit einer Eindringlichkeit an, die sie erröten ließ.
»Was?«
»Vergiss es.«
Das reichte nicht. »Nun, was? Entweder musst du mir das erklären, oder du musst mir Caroline übergeben.« Annas Widerstand geriet ins Wanken.
»Ich würde es dir lieber bei einer Tasse Kaffee erklären.«
»Und ich würde lieber mit meinem Hund aufbrechen!«, beharrte sie, obwohl ihre Streitlust deutlich nachgelassen hatte.
Eine Seite seines Mundes hob sich zu einem schwachen Lächeln. »Da meine Vorliebe unkomplizierter ist als deine, wollen wir es nicht einfach versuchen?«
Von dem Eisberg ihrer Anspannung brach ein weiterer Brocken ab, als sie etwas hinter Robs Schulter bemerkte. Sie biss sich auf die Unterlippe, um ihr Lächeln zu verbergen. »Ich würde gern Caroline Hallo sagen, die anscheinend im Begriff ist, die Tür einzutreten.«
Verlegen fuhr er herum und sah, dass die Wohnwagentür aufgeschwungen war und Caroline dahinter zum Vorschein kam. Er drehte sich wieder zu Anna um. »Sie muss ihre Meinung geändert haben, was die Schuhe betrifft.«
Anna brauchte nicht zu antworten. Caroline entdeckte sie und führte sich prompt auf wie ein Welpe; sie kam herbeigerannt, sprang an Anna hoch, leckte ihr das Gesicht und warf sie in ihrer Begeisterung beinahe um. Um Letzteres zu verhindern, ließ Anna sich auf die Knie nieder und schlang Caroline die Arme um den Hals. Sie waren nicht allzu lange voneinander getrennt gewesen, aber jetzt wurde ihr bewusst, wie sehr Caroline zu einem Teil ihres Lebens geworden war. Sie spürte Tränen in den Augen, doch gleichzeitig nahm sie auch ein Aufflackern von Hoffnung wahr.
Rob
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