Cottage mit Aussicht
große Mühe hatten, miteinander ins Gespräch zu kommen. Den größten Teil des Abends haben wir nur schweigend dagesessen, Dosenbier getrunken und Bemerkungen gemacht wie: ›Reichen Sie mir bitte den Reis.‹«
»Das klingt gemütlich. Wie bei einem alten Ehepaar.«
»Ich bin davon überzeugt, dass das nicht der richtige Ausdruck dafür ist.«
»Versuch nicht, das Thema zu wechseln. Für mich hört sich das so an, als fühltet ihr euch miteinander wirklich wohl. Das erste Date - entschuldige, ich weiß, es war kein Date - ist im Allgemeinen furchtbar peinlich, und man redet lauter Blödsinn, um das Schweigen zu vermeiden.«
»Dafür waren wir zu müde«, erklärte Anna. »Wir hatten den ganzen Tag Möbel hin und her gewuchtet. Und ich war erschöpft, weil Laura und Will da gewesen waren, obwohl ich ihren Besuch wirklich genossen habe. Mochtest du Laura?«
»Ja, sobald ich einmal aufgehört hatte, von ihr als Supermum zu denken. Du wechselst schon wieder das Thema.«
»Ja! Wenn ein Thema erschöpft ist, ist es vollkommen vernünftig, zum nächsten überzugehen. Wirklich, Chloe, weißt du denn gar nicht, was sich gehört?«
Chloe lachte. »Na schön. Ich werde kein Wort mehr über dich und Rob verlieren.« Sie senkte die Stimme: »Aber ich finde trotzdem, dass ihr ein entzückendes Paar abgeben würdet«, murmelte sie fast unhörbar.
Anna lachte. »Entzückendes Paar hin oder her, du wirst uns nicht miteinander verkuppeln. Und jetzt schauen wir uns die Möbel an.«
»Darf ich vorher noch sehen, wie es jetzt oben aussieht?«
»Klar.« Anna folgte Chloe die Leiter hinauf in ihr Schlafzimmer, das jetzt tatsächlich aussah wie ein Schlafzimmer. »Ich habe natürlich nach wie vor die Absicht, oben ein großes Schlafzimmer einzurichten, mit einem eigenen Bad und reichlich Schrankraum. Die Aussicht von dort ist ausgesprochen bemerkenswert, doch ich werde natürlich abwarten müssen, ob ich die Erlaubnis des Denkmalschutzes dafür bekomme.«
»Hast du Rob danach gefragt?«
»Ich hatte die Pläne bei mir, als ich in seinem Büro war, aber da er die Zeichnungen für die untere Etage für nichtig erklärt hat, habe ich ihm die anderen gar nicht erst gezeigt.« Plötzlich kam Anna ein Gedanke. »Natürlich könnten wir schon deshalb keine Beziehung haben, weil es schrecklich unethisch wäre.«
»Das benutzt du nur als Vorwand«, meinte Chloe.
»Nein! Ich hatte bisher gar nicht daran gedacht. Also, keine Kuppeleien mehr.«
»In Ordnung«, brummte sie resigniert und trat ans Fenster. »Donnerwetter, ich hoffe, er erlaubt dir, hier oben ein Schlafzimmer einzurichten. Wir haben solches Glück, an einem so schönen Ort zu leben. Hat es deiner Schwester gefallen?«
»Sie war begeistert. Ich wusste, dass es ihr gefallen würde.«
»Oh, und du hast einen Laptop!«, rief Chloe. »Das wusste ich gar nicht. Im Großen und Ganzen bist du kein großer Technikfreak, oder?«
Anna lachte abermals. »Nein, aber ich lebe durchaus im einundzwanzigsten Jahrhundert. Wohlgemerkt, ich hätte mir wahrscheinlich selbst keinen angeschafft, doch Laura hat ihn mir gegeben. Es ist ihr alter Computer. Sie hatte keine Lust, sich die Mühe zu machen, ihn zu verkaufen.«
»Funktioniert er denn?«
»Oh ja, er ist vollkommen in Ordnung.«
»Sobald Mike mit den Jungen zurück ist, schicke ich ihn dir vorbei, damit er dir den Laptop anschließt. Im Augenblick spielt er mit den dreien Fußball. Ich glaube, er denkt, wenn er sie nur jung genug anfangen lässt, werden sie sich alle in David Beckhams verwandeln.«
»Dann ist er bei seinen Söhnen sicher sehr beliebt. Aber er braucht mir meinen Computer nicht anzuschließen, das habe ich bereits getan. Ich habe heute Morgen meine erste E-Mail abgeschickt. Der Anschluss lag ja zum Glück schon.«
Chloe war erstaunt. »Du hast deinen Computer angeschlossen? Anna, du bist wirklich große Klasse.«
»Eigentlich nicht; ich habe am College den Umgang mit Computern erlernt, und ich hasse es einfach, um Hilfe zu bitten. Meine Mutter hat ständig Nachbarn ins Haus geholt, damit sie irgendetwas für sie erledigten. Es war mir schrecklich, wenn ich losziehen und Hilfe holen musste. Ich fürchte, diese Erfahrung hat mich zu einem sehr selbstständigen Menschen erzogen.«
»Nein, ich finde es großartig! Ich kann am Computer eine Menge, aber anschließen könnte ich ihn nicht.«
Anna lächelte. »Für dich ist es wahrscheinlich nützlicher zu wissen, wie man gleichzeitig Spielzeug repariert, Kuchen backt
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