Cottage mit Aussicht
vorhaben.« Sie konnte das Lächeln in seiner Stimme hören. Chloe hatte recht, er war ein netter Mensch und konnte vielleicht ein echter Freund werden.
Da sie noch auf die Erlaubnis für den Bau des Badezimmers wartete und da Eric, der Maurer und Putzer, den Rob ihr empfohlen hatte, in den nächsten Tagen nicht würde kommen können, beschloss Anna, sich auf die Renovierung des Kamins zu konzentrieren - aber zuerst musste sie den Schornstein fegen lassen. Während ein Mann ihr Haus mit Schutzplanen verhüllte und sich anschickte, einen Industriestaubsauger anzuwerfen, unternahm Anna mit Caroline einen Spaziergang. Sie tat es zum Teil Caroline zuliebe, die sich vor dem Schornsteinfeger fürchtete, und zum Teil dem Schornsteinfeger zuliebe, der sich vor Caroline fürchtete.
Unterwegs begann ihr Handy zu vibrieren. Es war Max. Sobald sie seine tiefe, kultivierte Stimme hörte, fühlte sie sich wie eine Fünfzehnjährige, die mit ihrem Freund sprach, und nicht wie eine junge Frau, die in mancher Hinsicht ziemlich reif für ihr Alter war.
»Hallo«, sagte sie und versuchte, das Lächeln aus ihrer Stimme herauszuhalten.
»Hallo, du«, erwiderte er. »Danke für deine nette SMS.«
»Danke für die Blumen! Sie waren umwerfend.« So umwerfend, dass sie die Hälfte davon Chloe gegeben hatte. Auf diese Weise hatte sie zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Sie konnte sich in ihrem Cottage bewegen, ohne noch einen Eimer mit Lilien umzuwerfen, und sie hatte Chloe bewiesen, dass Max eine gute Sache war. Denn die Freundin schien diesbezüglich immer noch ihre Zweifel zu haben.
Jetzt fragte er: »Was treibst du gerade?«
»Ich gehe mit Caroline in den Park. Ich habe den Schornsteinfeger zu Hause. Es ist ein himmlischer Tag. Was tust du denn gerade?«
»Nun, unter anderem besteht eine kleine Chance, dass ich nächstes Wochenende in deiner Gegend sein könnte. Es ist nur eine sehr kleine Chance, aber bevor ich irgendwelche Pläne schmiede, wollte ich mich erkundigen, ob du Zeit hast. Es hätte keinen Sinn, den ganzen Weg dorthinunterzufahren, wenn du nicht mit mir essen gehen kannst.«
Anna errötete vor Freude. »Aber du wirst doch wahrscheinlich deine Mutter besuchen.«
»Hm, ja, doch hat so ein vorbildlicher Sohn keine Belohnung verdient? Also, hast du Zeit oder nicht?«
Natürlich hatte sie Zeit! Und wenn sie keine Zeit gehabt hätte, hätte sie das Problem sofort gelöst! Aber irgendetwas, wahrscheinlich ein Gen, das sie mit Laura gemeinsam hatte, trieb sie dazu zu antworten: »Ich habe meinen Terminplan jetzt natürlich nicht dabei.«
»Warum natürlich?«
»Weil ich, wie gesagt, gerade mit Caroline spazieren gehe. Ich habe alles Mögliche bei mir. Die Leine, mein Telefon ...« Sie wollte der Liste gerade das Stück Küchenrolle und die Plastiktüten hinzufügen, kam aber zu dem Schluss, dass die Anforderungen der Etikette und die genaue Technik, wie man eventuelle Hinterlassenschaften seines Hundes beiseite räumte, an ihn verschwendet sein könnte.
»Nun, gib mir Bescheid, sobald du kannst. Ich wäre sehr enttäuscht, wenn ich dich nicht treffen könnte.« Seine Enttäuschung wäre, so vermutete sie, nichts im Vergleich zu ihrer.
»Mache ich.«
Alles in allem war es ein sehr zufriedenstellendes Telefongespräch. Das Problem, was sie anziehen sollte, würde sie lösen, wenn und falls das Date bestätigt wurde. Zum ersten Mal kam ihr der Gedanke, dass sie zusätzliche Kleider benötigen würde, wenn sich zwischen ihr und Max eine richtige Beziehung entwickelte. Ihre Garderobe war weniger beschränkt als vielmehr nicht existent. Obwohl da natürlich Chloe war. Chloes Kleiderschrank mochte stark überfüllt sein, aber sie hatte jede Menge zum Anziehen. Nur gut, dass sie mehr oder weniger die gleiche Größe hatten!
Zu Hause bezahlte sie den Schornsteinfeger und putzte das Wenige an Ruß, das er hinterlassen hatte, weg, bevor sie sich dem Kamin widmete. Sie hatte bereits die besten Natursteine für die Außenwand herausgesucht und hoffte, dass ihr noch genug für den Kamin übrig blieben. Denn was für eine Mauer ein sehr kleiner Stein war, mochte für einen Kamin durchaus recht nützlich sein. Anna stellte Radio vier ein, mischte etwas Kalk und Mörtel und begann. Während sie arbeitete, summte sie vor sich hin, berauscht von Liebe und dem Duft der Lilien. Um ihr Glück vollkommen zu machten, rief Max sie später noch einmal an und teilte ihr mit, dass das Abendessen am Samstagabend definitiv stattfinden
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