Cottage mit Aussicht
werfen mal einen Blick auf die Kleider, während wir das Badewasser einlassen«, entschied sie.
»Ich sollte mir wirklich eigene Sachen kaufen«, meinte Anna, während sie hinter Chloe hertappte.
»Unsinn! Es ist dumm, Geld für Dinge auszugeben, die man nur ein einziges Mal trägt.«
»Ich verstehe nicht, warum sie das nicht tun sollte«, rief Mike die Treppe hinauf. »Du tust es doch ständig.«
Chloe fuhr Anna zu dem Pub, den Max für den Abend ausgewählt hatte. Er hatte angeboten, sie abzuholen, aber Anna war nicht recht wohl dabei, ihm jetzt schon ihr Haus zu zeigen. Er war Architekt und hatte topmoderne Häuser gebaut (Anna hatte sich seine Website angesehen); ihr Haus war ein altes Cottage, das sie im Alleingang mit nur wenigen Helfern und nach den Auflagen des Denkmalschutzes instand setzte. Er würde es sehen, wenn er sie zurückbrachte - zumindest hoffte sie das -, aber sie wollte den Abend genießen, bevor sie ihr Haus seinem kritischen Blick preisgab. Wenn sie ihn später zum Kaffee einlud, würde er vielleicht an andere Dinge denken als an die Tatsache, dass es keine Treppe gab. Seine leicht anzüglichen Bemerkungen am Telefon hatten ein Verlangen in ihr geweckt, das gänzlich unerwartet war. Max war so zauberhaft; er konnte ziemlich anrüchig wirken und war trotzdem noch der erotischste Mann auf dem Planeten! Bei diesem Gedanken tat ihr Herz einen kleinen Satz.
Diesmal trug sie die langen schwarzen Handschuhe nicht, obwohl ihre Hände nach dem hinter ihr liegenden Tag in einem noch schlimmeren Zustand waren als an dem Abend, an dem Max sie das letzte Mal gesehen hatte. Sie hatte an seine Bemerkung über Waschfrauenhände gedacht und reichlich Handcreme benutzt. Anna trug einen knielangen Rock (von Chloe), lange Stiefel (ebenfalls von Chloe) und eine taillierte Strickjacke mit V-Ausschnitt, die sie bei einem Einkaufsbummel in der Stadt vor einigen Tagen in einem Secondhandladen gefunden hatten. Chloe war es gelungen, das kleine Loch zu flicken, das sie später entdeckt hatten. Außerdem hatte sie darauf bestanden, dass Anna ihre beste schwarze Jacke anzog. »Du hast sie verdient«, hatte sie jeden Protest beiseite gewischt. »Ich komme ohnehin kaum dazu, sie zu tragen.«
Mike hatte diese Bemerkung mit einem unverständlichen Brummen quittiert.
Die Gesamtwirkung war, wie Chloe erklärte, ein dezenter Look, mit dem Anna überall hingehen konnte.
»Mir reicht es schon, wenn ich damit ins ›Grey Mare‹ gehen kann«, hatte Anna erwidert und dabei gegen die Schmetterlinge angekämpft, die ihr das Sprechen schwer machten, »obwohl ich dachte, du wolltest mich hinfahren.«
Chloe hatte die Augen verdreht und Anna mit Parfüm eingenebelt, bis sie hatte niesen müssen, und anschließend festgestellt, dass sie sich verspäten würde, wenn sie jetzt nicht einstieg. Und was würde dann geschehen?
Genau wie Laura behandelte Chloe sie manchmal wie eins ihrer Kinder, das wusste Anna, doch sie nahm keinen Anstoß daran und stieg in den Wagen. Für den Fall des Falles hatte sie für die Rückfahrt die Nummer einer Taxizentrale und Bargeld mitgenommen.
»Man könnte denken, ich sei eine Sechzehnjährige, die ihr erstes Date mit einem älteren Mann hat«, sagte sie sanft.
»Nun, praktisch bist du das auch!«, erklärte Chloe, während sie den Motor anließ. »Du bist ein Kind in den Fängen eines Wolfs!«
»Ich mag Wölfe. Außerdem ist er gar nicht so viel älter als ich. Ich werde mich wunderbar amüsieren.«
»Hm, das hoffe ich«, erwiderte Chloe und streifte für eine Sekunde die mütterliche Rolle ab. »Sei nur ...«
»Vorsichtig. Ich weiß. Ehrlich, Chloe, wir sind hier nicht in den Nebenstraßen von Brixton. Dies ist der schicke Teil des ländlichen Gloucestershire. Was soll mir da passieren?«
Als sie endlich angekommen waren, hatte Chloe auf diese spezielle Frage keine Antwort. »Soll ich warten?«, fragte sie Anna, während sie ihren Gurt löste. »Falls er noch nicht da ist, kann ich mit dir hineingehen, und wir trinken zusammen etwas, sodass du nicht allein zu warten brauchst?«
Anna gefiel die Vorstellung nicht, allein an der Theke zu sitzen und auf ihr Date zu warten, aber der Gedanke, Chloes Anwesenheit erklären zu müssen, war noch schlimmer. »Nein, danke, ich komme schon zurecht«, antwortete sie und versuchte, zuversichtlicher zu klingen, als sie sich fühlte. »Außerdem ist es bereits Viertel nach acht, und es wäre gut möglich, dass er schon auf mich wartet.«
»Schön.« Chloe
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