Cotton-Malone 03 - Der Pandora-Pakt
sie erwartet hatten, oder?«
Sie beschloss, ehrlich zu sein. »Es war einen Versuch wert.«
»Vielleicht ist Ptolemaios’ Rätsel nur ein Schwindel. Immerhin sucht man seit fünfzehnhundert Jahren vergeblich nach den Überresten Alexanders des Großen.«
»Aber glaubt denn wirklich jemand, dass in dieser Kiste der Heilige Markus liegt?«
Er zuckte die Schultern. »Jedenfalls verdammt viele Venezianer.«
Sie musste los und rief: »Viktor.«
»Gibt es ein Problem, Frau Ministerin?«, fragte eine weitere Stimme. Michener.
Der Priester trat ins Licht des Chorraums. Sie richtete ihre Waffe auf ihn: »Sie haben mich belogen.«
Malone hielt sich links, als der Wächter an der Brüstung nach rechts schlich. Der Amerikaner umging einen Holzlöwen, der an einem Herzogthron angebracht war, und kauerte sich hinter einen hüfthohen Tisch mit Teppichexponaten, der ihn vor seinem Verfolger abschirmte.
Dann hastete er weiter, wobei er vorhatte, plötzlich kehrtzumachen, bevor sein Gegner reagieren konnte.
Er kam ans Ende des Ausstellungstischs, drehte sich um und bereitete sich auf den nächsten Schritt vor.
Da durchbohrte ein Pfeil die Brust des Leibwächters und schnitt ihm die Luft ab. Malone sah, wie der Mann geschockt den Schaft des Pfeils in seiner Brust abtastete. Dann sank er leblos zu Boden.
Malone riss den Kopf herum.
Auf der anderen Seite des Hauptschiffs stand Cassiopeia, den Bogen in der Hand, mit starrer, ausdrucksloser Miene. In der Wand hinter ihr lag hoch oben ein Rosenfenster im Schatten. Viktor trat aus der Dunkelheit unter dem Fenster heraus und ging mit seiner erhobenen Reservewaffe auf Cassiopeia zu.
Zovastina war wütend. »Sie wussten genau, dass in dem Grab nichts zu finden war«, blaffte sie Michener an.
»Woher sollte ich das wissen? Es ist seit hundertsiebzig Jahren nicht mehr geöffnet worden.«
»Sie können Ihrem Papst mitteilen, dass wir die Kirche trotz dieses Konkordats nicht auf dem Boden der Föderation dulden werden.«
»Ich werde die Botschaft weitergeben.«
Sie sah Thorvaldsen an. »Sie haben mir noch nicht gesagt, was für ein Interesse Sie an der Sache haben.«
»Ich will Sie aufhalten.«
»Das werden Sie kaum schaffen.«
»Da wäre ich mir nicht so sicher. Sie müssen es erst einmal schaffen, heil aus diesem Dom herauszukommen und dann mit dem Boot noch eine weite Strecke zum Flughafen zurücklegen.«
Mittlerweile war ihr klar geworden, dass die beiden den Ort und die Zeit für diese Falle bestens gewählt hatten. Oder vielmehr hatten sie zugelassen, dass sie selbst sie wählte. Venedig. Eine Stadt, die im Wasser lag. Es gab hier keine Autos, Busse oder Züge. Nur langsam fahrende Boote. Hier wegzukommen könnte wirklich ein Problem werden. Wie weit war es zum Flughafen? Eine Stunde?
Und der siegessichere Blick der beiden Männer vor ihr war auch nicht gerade beruhigend.
Viktor trat auf die Frau mit dem Bogen zu. Rafaels Mörderin. Die Frau, die gerade noch einen seiner Leute im gegenüberliegenden Querschiff mit einem Pfeil durchbohrt hatte. Er wollte diese Frau töten, doch er begriff, dass das töricht wäre. Er hatte dem Gespräch unten gelauscht und wusste, dass es nicht gut stand. Wenn sie heil hier rauskommen wollten, brauchten sie eine Absicherung. Daher presste er Cassiopeia den Lauf seiner Pistole in den Nacken.
Sie blieb reglos stehen.
»Ich sollte Sie erschießen«, stieß er hervor.
»Was hätten Sie davon?«
»Dann wären wir quitt.«
»Ich würde sagen, wir sind schon quitt. Ely für Ihren Partner.«
Er unterdrückte den Zorn, der in ihm aufstieg, und zwang sich zum Nachdenken. Dann kam ihm eine Idee. Eine Möglichkeit, die Situation wieder unter Kontrolle zu bringen. »Gehen Sie zur Brüstung. Langsam.«
Sie trat drei Schritte vor.
»Frau Ministerin«, rief Viktor über die Balustrade hinweg.
Er spähte an seiner Gefangenen vorbei und sah, dass Zovastina, die noch immer ihre Waffe auf die beiden Männer gerichtet hielt, zu ihm aufblickte.
»Diese Frau hier ist unser Passierschein«, sagte er zu seiner Chefin. »Eine Geisel.«
»Ausgezeichnete Idee, Viktor.«
»Sie weiß nicht, wie sehr Sie die Sache verbockt haben«, flüsterte Cassiopeia ihm zu.
»Sie werden sterben, bevor Sie das erste Wort darüber verlieren«, presste er zwischen den Zähnen hervor.
»Keine Sorge. Ich werde ihr nichts davon erzählen.«
Malone erkannte Cassiopeias Notlage. Er sprang zur Brüstung und zielte auf die andere Seite des Hauptschiffs.
»Werfen Sie
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