Cotton-Malone 03 - Der Pandora-Pakt
die Landschaft. Die Allee führte geradewegs nach Osten, auf die ferne, silbrige Gebirgskette zu.
»Wir waren hier auf einer Erkundungsmission«, sagte Ely. »Es gab hier viele chids. Das sind die aus Stein und Mörtel errichteten Flachdachhäuser der Pamirbevölkerung. Wir haben in einem davon übernachtet. Dort in diesem Tal lag damals ein kleines Dorf. Aber das ist jetzt verschwunden.«
Stephanie hatte nichts mehr von Malone gehört, und sie wagte nicht, ihn anzurufen. Sie hatte keine Ahnung, in welcher Lage er sich befand, und wusste nur, dass es ihm offensichtlich gelungen war, Cassiopeia zu befreien und Viktor zu kompromittieren. Edwin Davis und Präsident Daniels würden nicht glücklich darüber sein, aber es lief eben selten nach Plan.
»Warum ist alles so grün?«, fragte Henrik. »Ich dachte immer, das Pamirgebirge wäre trocken und unfruchtbar.«
»Auf die meisten Täler trifft das auch zu, aber wo es Wasser gibt, können die Täler auch sehr schön sein. Wie ein Stück Schweiz. In der letzten Zeit war es hier ungewöhnlich warm und trocken. Viel schöner als sonst um diese Jahreszeit.«
Weiter vorn erblickte sie jetzt zwischen den Bäumen einen gewaltigen Steinbau auf einem grasbewachsenen Hügel, hinter dem sich schneefreie Gebirgsausläufer erhoben. Die stark vertikale Struktur des Hauses wurde von steilen, mit schwarzem Schiefer gedeckten Giebeln durchbrochen, und über die Außenwände zog sich ein Mosaik flacher Steine in verschiedenen Schattierungen von Braun, Silber und Gold. Die symmetrisch in der eleganten Fassade angeordneten Fenster mit Mittelpfosten und ausgeprägtem Gesims reflektierten das Licht der Nachmittagssonne. Das Haus hatte drei Geschosse und vier steinerne Schornsteine. Auf einer Seite des Gebäudes stand noch ein Gerüst. Das Ganze erinnerte sie an eine der zahlreichen herrschaftlichen Villen, die man im nördlichen Atlanta finden konnte, oder an ein Objekt aus dem Architectural Digest.
»Was für ein Anwesen«, sagte sie.
»Vor zwei Jahren war das noch nicht hier«, bemerkte Ely.
Thorvaldsen sah durch die Windschutzscheibe. »Offensichtlich ist der neue Besitzer dieser Gegend hier ein bedeutender Mann.«
Das Gebäude erhob sich in etwa einer halben Meile Entfernung hinter einem grünen Tal, das stetig zu dem Hügel hin anstieg. Vor ihnen versperrte ein Eisentor die Zufahrt. Zwei Steinsäulen, die wie kleine Minarette wirkten, trugen einen schmiedeeisernen Torbogen, auf dem das Wort ATTICO stand.
»Italienisch für Dachboden«, sagte Thorvaldsen. »Anscheinend ist dem neuen Besitzer die lokale Bezeichnung bekannt.«
»Ortsnamen sind in diesem Teil der Welt heilig«, sagte Ely. »Das ist einer der Gründe, warum die Asiaten die Sowjets hassten. Denn die haben alle Namen geändert. Natürlich wurden die alten Namen bei der Gründung der Föderation wieder eingeführt. Auch damit hat Zovastina sich bei dem Volk beliebt gemacht.«
Stephanie suchte nach einer Gegensprechanlage, einem Schalter oder einer anderen Möglichkeit, vom Tor aus mit dem Haus Kontakt aufzunehmen, doch sie fand nichts dergleichen. Stattdessen tauchten zwei Männer hinter den Minaretten auf. Sie waren jung, schmal, trugen Tarnuniform und waren mit AK-47-Gewehren ausgerüstet. Der eine hielt die Waffe auf sie gerichtet, während der andere das Tor aufmachte.
»Was für eine interessante Begrüßung«, sagte Thorvaldsen.
Einer der Männer trat gestikulierend zum Wagen, wobei er etwas in einer Sprache schrie, die sie nicht verstand.
Aber das war auch nicht nötig.
Denn sie wusste genau, was er wollte.
Zovastina betrat den Gang. Sie hatte dem toten O’Conner die Fernbedienung aus der Hand genommen und schloss nun damit den Eingang hinter sich. Glühbirnen hingen in regelmäßigen Abständen von Eisenhaltern herab. Der schmale Korridor endete zehn Meter weiter vor einer Metalltür.
Sie trat näher und lauschte.
Hinter der Tür war alles still.
Sie drückte die Klinke herunter.
Die Tür ging auf.
Auf der anderen Seite lag der Absatz einer in den Fels gehauenen Treppe, die steil nach unten führte.
Das war ziemlich beeindruckend.
Ihr Gegner hatte wirklich an alles gedacht.
Vincenti sah auf die Uhr. Mittlerweile hätte O’Conner sich melden müssen. Über das an der Wand angebrachte Telefon bestand eine direkte Verbindung nach oben. Obwohl es ihn in den Fingern juckte, hatte er nicht angerufen, weil er seine Anwesenheit nicht preisgeben wollte. Sie steckten inzwischen beinahe drei Stunden hier
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