Cotton-Malone 03 - Der Pandora-Pakt
vorhattet?«, fragte Malone.
Cassiopeia grinste ihn schelmisch an. »Das hätte doch keinen Spaß gemacht.«
»Viktor hat das Medaillon.«
»Darauf haben wir es angelegt«, sagte Thorvaldsen.
Das Haus wurde gründlich von den Flammen verzehrt. Dichte Rauchwolken stiegen in den Himmel. Cassiopeia ließ den Außenbordmotor an und lenkte das Boot ins offene Wasser hinaus. Thorvaldsens Landsitz lag nur etwa eine Meile weiter nördlich am Strand.
»Ich habe das Boot gleich nach unserer Ankunft hierherbringen lassen«, sagte Thorvaldsen, griff Malone am Arm und zog ihn zum Heck. Kalte, salzige Gischt spritzte über den Bug. »Ich weiß zu schätzen, dass du mit uns gekommen bist. Wir wollten dich heute nach der Zerstörung des Museums um Hilfe bitten. Deshalb wollte Cassiopeia sich mit dir treffen. Sie braucht deine Hilfe, aber ich glaube nicht, dass sie jetzt darum bitten wird.«
Malone hatte noch Fragen, doch er wusste, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt dafür war. Seine Antwort stand ohnehin fest. »Natürlich helfe ich ihr.« Er hielt inne. »Ich helfe euch beiden.«
Thorvaldsen drückte ihm dankbar den Arm. Cassiopeia sah weiter nach vorn und lenkte das Boot durch die Dünung.
»Wie schlimm steht es?«, fragte Malone.
Das Dröhnen des Motors und der Wind übertönten seine Frage, so dass nur Thorvaldsen ihn hören konnte.
»Ziemlich schlimm. Aber jetzt haben wir Hoffnung.«
20
Provinz Xinyang, China
15.30 Uhr
Zovastina saß angeschnallt auf ihrem Platz im hinteren Teil des Hubschraubers. Normalerweise reiste sie luxuriöser, doch heute hatte sie den schnelleren Militärhubschrauber gewählt. Der Pilot war ein Angehöriger ihrer Heiligen Schar. Die Hälfte ihrer Leibwächter, darunter auch Viktor, besaß einen Flugschein. Sie saß der Gefangenen aus dem Laboratorium gegenüber, und neben dieser saß einer ihrer Leibwächter. Die Gefangene war in Handschellen an Bord gebracht worden, doch Zovastina hatte sie ihr abnehmen lassen.
»Wie heißen Sie?«, fragte sie die Frau.
»Spielt das eine Rolle?«
Sie unterhielten sich über Headsets auf Khask, einer Sprache, die keiner der Ausländer an Bord verstand.
»Wie fühlen Sie sich?«
Die Frau zögerte, als überlegte sie, ob sie lügen solle. »Besser als seit Jahren.«
»Das freut mich. Es ist unser Ziel, das Leben unserer Bürger zu verbessern. Vielleicht werden Sie unsere neue Gesellschaft mehr zu schätzen wissen, wenn Sie aus dem Gefängnis entlassen worden sind.«
Ein verächtlicher Blick erschien im zernarbten Gesicht der Frau. Sie war ausgesprochen unattraktiv, und Zovastina fragte sich, wie viele Niederlagen sie erlitten hatte, bis sie all ihre Selbstachtung verloren hatte.
»Ich bezweifle, dass ich je zu Ihrer neuen Gesellschaft gehören werde, Frau Ministerin. Ich bin zu einer langen Strafe verurteilt.«
»Ich habe gehört, dass Sie mit Kokain gehandelt haben. Wenn die Sowjets noch hier wären, hätte man sie hingerichtet.«
»Die Russen?« Die Gefangene lachte. »Aber die haben die Drogen doch gekauft.«
Das überraschte Zovastina nicht. »So läuft es in der modernen neuen Welt.«
»Was ist mit den anderen geschehen, die mit mir gekommen waren?«
Zovastina beschloss, ehrlich zu sein. »Sie sind tot.«
Obwohl diese Frau ohne Zweifel an Schwierigkeiten gewöhnt war, schien sie sich jetzt doch ziemlich unwohl zu fühlen. Was durchaus verständlich war. Immerhin befand sie sich mit der Chefministerin der Zentralasiatischen Föderation an Bord eines Helikopters, nachdem sie aus dem Gefängnis geholt und einem mysteriösen medizinischen Versuch unterzogen worden war, deren einzige Überlebende sie war. »Ich werde dafür sorgen, dass Ihre Strafe verkürzt wird. Auch wenn Sie wenig von uns halten mögen, weiß die Föderation Ihre Hilfe zu schätzen.«
»Soll ich jetzt dankbar sein?«
»Sie haben sich freiwillig gemeldet.«
»Ich kann mich nicht erinnern, dass ich eine Wahl hatte.«
Zovastina blickte aus dem Fenster auf die stummen Gipfel des Pamirgebirges, die die Grenze zu ihrem Staatsgebiet markierten. Sie fing den Blick der Frau auf. »Möchten Sie denn nicht bei all den anstehenden Veränderungen mitmachen?«
»Ich möchte frei sein.«
Zovastina musste an etwas denken, was Sergej ihr während ihres Studiums einmal gesagt hatte. Wut scheint sich immer gegen Individuen zu richten – Hass dagegen eher gegen gesellschaftliche Klassen. Wut vergeht mit der Zeit, Hass jedoch nicht. Daher fragte sie: »Warum hassen Sie?«
Die Frau
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