Cotton-Malone 03 - Der Pandora-Pakt
Hellhäutige und nickte mit dem Kopf Richtung Tisch. »Auf den Tisch damit.«
Sie legte widerstandslos das Medaillon auf den Tisch.
»Wir gehen jetzt«, sagte der Dunkelhäutige und steckte die Münze ein. Er hatte eine Bierfahne. »Bleiben Sie hier.«
Sie hatte nicht vor, sich den beiden entgegenzustellen, denn sie hatte einen ziemlichen Respekt vor Waffen, die gegen sie gerichtet waren.
Die Männer schoben sich zur Tür durch und verließen das Café.
»Die haben meine Münze gestohlen«, sagte Dyhr aufgeregt. »Ich muss ihnen nach.«
Sie wusste nicht, ob er dumm oder einfach nur benebelt war. »Wie wär’s, wenn Sie mich das machen lassen?«
Er maß sie mit einem skeptischen Blick.
»Ich versichere Ihnen, dass ich nicht unvorbereitet gekommen bin.«
22
Kopenhagen
19.45 Uhr
Malone beendete sein Abendessen. Er saß im Café Norden, einem zweigeschossigen Restaurant mit Blick auf den Højbro Plads. Abends waren Wolken aufgezogen, und ein kräftiger Aprilschauer prasselte nun auf den ziemlich menschenleeren Platz nieder. Er aber saß gemütlich im zweiten Stock im Trockenen am offenen Fenster und genoss den Regen.
»Ich weiß zu schätzen, dass du uns heute geholfen hast«, sagte Thorvaldsen, der ihm gegenübersaß.
»Ich wäre zweimal fast in die Luft gejagt worden. Aber wofür hat man schließlich Freunde?«
Er löffelte seine Tomatencremesuppe, die mit die beste war, die er jemals gegessen hatte. Ihm lagen tausend Fragen auf der Zunge, doch ihm war klar, dass er von Thorvaldsen mal wieder kaum Antworten erhalten würde. »Vorhin in dem Haus habt ihr, du und Cassiopeia, von der Leiche Alexanders des Großen gesprochen und behauptet, dass ihr wisst, wo sie sich befindet. Wie kann das sein?«
»Wir haben es geschafft, ziemlich viel über dieses Thema in Erfahrung zu bringen.«
»Von Cassiopeias Freund im Museum von Samarkand?«
»Er war mehr als ein Freund für sie, Cotton.«
Das hatte er schon vermutet. »Wer war er?«
»Er hieß Ely Lund. Er ist hier in Kopenhagen aufgewachsen und war mit meinem Sohn Cai befreundet.«
Thorvaldsen klang traurig, als er seinen verstorbenen Sohn erwähnte. Bei dem Gedanken an jenen Tag vor zwei Jahren in Mexico City, als der junge Mann erschossen worden war, wurde es auch Malone flau im Magen. Er war damals im Rahmen eines Auftrags des Magellan Billet zufällig vor Ort gewesen und hatte die Mörder erschossen, war aber seinerseits ebenfalls von einer Kugel getroffen worden. Wie schrecklich es sein musste, einen Sohn zu verlieren. Malone konnte sich nicht einmal vorstellen, dass sein fünfzehnjähriger Sohn Gary sterben könnte.
»Während Cai für die Regierung arbeiten wollte, begeisterte Ely sich für das Geschichtsstudium. Er machte seinen Doktor und arbeitete als Experte für die griechische Antike in mehreren europäischen Museen, bis er schließlich nach Samarkand kam. Das dortige Kulturmuseum besaß eine herausragende Sammlung, und die Zentralasiatische Föderation förderte die Kunst und die Wissenschaft.«
»Wie hat Cassiopeia ihn kennengelernt?«
»Ich habe die beiden vor drei Jahren miteinander bekanntgemacht. Ich dachte, es würde ihnen beiden guttun.«
Malone trank einen Schluck. »Was ist dann passiert?«
»Er ist gestorben. Vor etwas weniger als zwei Monaten. Das hat sie ziemlich aus der Bahn geworfen.«
»Hat sie ihn geliebt?«
Thorvaldsen zuckte die Schultern. »Das ist bei ihr schwer zu sagen. Sie zeigt ihre Gefühle nur selten.«
Doch vorhin waren ihre Gefühle klar zu erkennen gewesen. Da war die Traurigkeit, mit der sie das brennende Museum beobachtet hatte. Ihr geistesabwesender Blick über den Kanal hinweg, die Hartnäckigkeit, mit der sie seinem Blick ausgewichen war. Sie hatte kein Wort gesagt, aber er hatte ihre Trauer gespürt.
Als sie mit dem Motorboot vor Christiangade anlegten, hatte Malone angefangen, Fragen zu stellen, woraufhin Thorvaldsen ihm versprochen hatte, dass er ihm beim Abendessen alles erklären würde. Malone war nach Kopenhagen zurückgebracht worden, wo er ein wenig geschlafen und dann den Rest des Tages in seinem Antiquariat gearbeitet hatte. Er hatte sich in seiner Geschichtsabteilung ein paar Bände über Alexander und Griechenland herausgesucht, doch die meiste Zeit hatte er darüber nachgedacht, was Thorvaldsen wohl mit dem Satz Cassiopeia braucht deine Hilfe gemeint hatte.
Und so langsam fing er an zu verstehen.
Durchs offene Fenster sah er auf der anderen Seite des Platzes Cassiopeia aus seinem Laden
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