Cotton-Malone 03 - Der Pandora-Pakt
und ihnen versprochen, sie hinterher ins Lokal ihrer Wahl zum Essen einzuladen.
»Sie sind bewaffnet«, sagte einer der Agenten ihr ins Ohr.
»Im Café hatten sie Messer«, erwiderte sie.
»Hier draußen Pistolen.«
Sie versteifte sich. Das Ganze wurde langsam ziemlich unangenehm. »Wo sind sie?«
»An der Fußgängerbrücke.«
Sie hörte Schüsse und zog eine Beretta aus dem Waffenkontor des Magellan Billet unter ihrer Jacke hervor.
Weitere Schüsse fielen.
Sie bog um eine Ecke.
Passanten stoben auseinander. Die Männer kauerten hinter einem brusthohen Eisengeländer auf einer Brücke und schossen auf die Geheimdienstagenten, die sich zu beiden Seiten des Kanals aufgestellt hatten.
Glas klirrte, als eine Kugel in das Fenster eines Bordells einschlug.
Eine Frau kreischte.
Verängstigte Menschen rannten an Stephanie vorbei. Sie senkte ihre Waffe und verbarg sie an ihrem Körper. »Wir sollten das hier nicht außer Kontrolle geraten lassen«, sagte sie ins Mikrofon.
»Das müssen Sie denen sagen«, antwortete einer der Agenten.
Letzte Woche, als sie sich bereit erklärt hatte, Cassiopeia diesen Gefallen zu tun, hatte sie darin kein Problem gesehen, aber gestern hatte eine innere Stimme ihr geraten, gut vorbereitet zu kommen, vor allem, wenn sie daran dachte, dass Cassiopeia gesagt hatte, sie und Thorvaldsen wüssten ihre Hilfe zu schätzen. Sie hatte die Erfahrung gemacht, dass alle Angelegenheiten, mit denen Thorvaldsen zu tun hatte, Probleme mit sich brachten.
Von der Brücke ertönten weitere Schüsse.
»Sie kommen hier nicht raus«, rief sie.
Der Hellhaarige fuhr herum und zielte auf sie.
Sie sprang in eine geschützte Nische. Ein, zwei Meter weiter prallte eine Kugel von der Backsteinwand ab. Von den Regenrinnen fiel Wasser herab und durchnässte ihre Kleider.
Sie gab zwei Schüsse ab.
Jetzt wurden die beiden Männer von drei Seiten unter Beschuss genommen. Sie konnten nicht entkommen.
Der Dunkelhaarige wechselte die Position, um Stephanies Kugeln besser ausweichen zu können, als einer der Agenten ihm in die Brust schoss. Er taumelte, dann schleuderte ein weiterer Schuss ihn gegen das Brückengeländer, und er stürzte in den Kanal.
Na großartig. Jetzt gab es auch noch Leichen.
Der Hellhaarige sprang vor und versuchte, über das Geländer zu schauen. Er sah aus, als wollte er springen, aber die Schüsse nagelten ihn fest. Da richtete er sich auf und rannte wild um sich schießend zur anderen Seite der Brücke. Der Agent vor ihm erwiderte das Feuer, während sein Kollege auf Stephanies Seite nach vorn lief und den Mann von hinten mit drei Schüssen niederstreckte.
Sirenen von Polizeifahrzeugen heulten.
Stephanie sprang auf und rannte zur Brücke. Der hellhaarige Typ lag auf dem Kopfsteinpflaster, und der Regen wusch das Blut ab, das aus ihm strömte. Sie winkte die Agenten zu sich, die sofort zu ihr eilten.
Der dunkelhaarige Typ trieb mit dem Gesicht nach unten im Kanal.
In fünfzig Meter Entfernung tauchte Blaulicht auf, das auf die Brücke zuraste. Drei Polizeiwagen.
Stephanie zeigte auf einen der beiden Agenten. »Sie müssen für mich ins Wasser und ein Medaillon aus den Taschen dieses Mannes holen. Auf dem Medaillon ist ein Elefant abgebildet, und das Ding steckt in einer Plastikhülle. Schwimmen Sie schnell fort, wenn Sie es haben, und lassen Sie sich auf keinen Fall erwischen.«
Der Mann steckte seine Pistole ins Halfter und sprang übers Geländer. Das mochte sie am Geheimdienst. Man fragte nicht, man handelte.
Die Polizeiwagen kamen quietschend zum Stehen.
Sie schüttelte sich den Regen aus dem Gesicht und warf dem anderen Agenten einen Blick zu. »Verschwinden Sie hier, und kümmern Sie sich darum, dass die Botschaft mir Hilfe schickt.«
»Wo werden Sie sein?«
Sie dachte an den vergangenen Sommer. Als sie mit Malone zusammen in Roskilde gewesen war.
»In Haft.«
24
Kopenhagen
Cassiopeia trank ein Glas Wein und sah zu, wie Malone verdaute, was sie und Thorvaldsen ihm gerade erzählt hatten.
»Cotton«, fuhr sie dann fort, »lass mich dir erklären, was unser Interesse an dieser Sache geweckt hat. Wir haben dir ja schon von der Röntgenfluoreszenzanalyse erzählt. Ein Forscher im Kulturmuseum von Samarkand hat diese Technik entwickelt, aber Ely hatte die Idee, mit ihr mittelalterliche byzantinische Texte zu untersuchen. So hat er die auf molekularer Basis erhaltenen alten Schriften entdeckt.«
»Dieses wiederverwendete Pergament wird Palimpsest genannt«, erklärte
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