Cotton-Malone 03 - Der Pandora-Pakt
Ptolemaios den Leichenzug und verschleppte den Leichnam nach Ägypten. Perdikkas versuchte zweimal, über den Nil nach Ägypten zu gelangen. Doch schließlich rebellierten seine Offiziere und erstachen ihn.«
»Dann tat Ptolemaios etwas ziemlich Unerwartetes«, fuhr Thorvaldsen fort. »Er lehnte die ihm von der Armee angetragene Regentschaft ab. Er hätte König des ganzen Imperiums werden können, entzog sich dem aber und wandte seine ganze Aufmerksamkeit Ägypten zu. Sonderbar, nicht wahr?«
»Vielleicht wollte er nicht König werden. Nach allem, was ich gelesen habe, hatten Verrat und Korruption so überhandgenommen, dass kein Machthaber lange überlebte. Morde gehörten damals einfach zum politischen Geschäft.«
»Vielleicht wusste Ptolemaios aber auch etwas, was sonst keiner wusste.« Sie sah, dass Malone gespannt wartete. »Nämlich, dass die Mumie in Ägypten gar nicht Alexanders Leiche war.«
Malone lächelte. »Ich habe diese Geschichten gelesen. Ihnen zufolge soll Ptolemaios nach der Entführung des Leichenzugs ein Ebenbild Alexanders geschaffen, dieses mit der echten Leiche vertauscht und dann zugelassen haben, dass Perdikkas und andere sich ihrer bemächtigten. Aber das sind nur Gerüchte, für deren Wahrheit es keine Beweise gibt.«
Cassiopeia schüttelte den Kopf. »Ich rede von etwas ganz anderem. Das Manuskript, das Ely entdeckt hat, schildert genau, was geschehen ist. Bei dem Leichnam, der 321 v. Chr. zur Bestattung nach Osten überführt wurde, handelte es sich nicht um Alexanders sterbliche Überreste. Denn seine Leiche war schon im Vorjahr in Babylonien ausgetauscht worden, und Alexander war an einem Ort bestattet worden, von dem nur eine Handvoll Menschen wussten. Und die paar Eingeweihten bewahrten ihr Geheimnis gut. So gut, dass es zweitausenddreihundert Jahre gewahrt blieb.«
Zwei Tage waren verstrichen, seit Alexander Glaukias hingerichtet hatte. Was von der Leiche des Arztes übrig geblieben war, lag außerhalb der Mauern Babylons im Sand oder hing noch in den Bäumen, wo die Vögel noch immer das Fleisch von den Knochen pickten. Der Zorn des Königs hielt unvermindert an. Er war gereizt, misstrauisch und unglücklich. Eumenes wurde vor den König gerufen, und Alexander sagte ihm, dass er bald sterben werde. Dies schockierte Eumenes, der sich eine Welt ohne Alexander nicht vorstellen konnte. Der König sagte, die Götter seien ungeduldig, und seine Zeit unter den Lebenden gehe dem Ende entgegen. Eumenes hörte zu, glaubte der Vorhersage des Königs aber nicht. Alexander war lange der Meinung gewesen, er sei nicht der Sohn Philipps, sondern vielmehr ein sterblicher Nachkomme des Zeus. Das war ziemlich anmaßend, doch nach all seinen Eroberungen teilten mittlerweile viele den Glauben an Alexanders göttliche Abstammung. Alexander sprach von Roxane und dem Kind, das sie im Leibe trug. Falls es ein Junge wurde, hatte dieser einen berechtigten Anspruch auf den Thron, doch Alexander war klar, dass die Griechen einen Herrscher, der zur Hälfte von einer Barbarin abstammte, ablehnen würden. Er sagte Eumenes voraus, dass seine Generäle um sein Reich kämpfen würden, und betonte, dass er nicht in diese Auseinandersetzungen hineingezogen werden wollte. »Sollen sie ihr Schicksal doch selbst in die Hand nehmen« , sagte er. Schließlich war sein Schicksal besiegelt. So sagte er Eumenes, dass er zusammen mit Hephaistion bestattet werden wolle. Er wollte ebenso wie Achill seine Asche mit der seines Liebhabers vermischen lassen. »Ich werde dafür sorgen, dass deine Asche mit der Asche Hephaistions vereinigt wird« , sagte Eumenes. Doch Alexander schüttelte den Kopf. »Nein. Begrabe uns zusammen. « Da Eumenes erst vor wenigen Tagen Hephaistions großen Bestattungsscheiterhaufen hatte brennen sehen, fragte er, wie das möglich sein solle. Alexander erklärte ihm, die in Babylon verbrannte Leiche sei gar nicht die des Hephaistion gewesen. Er habe im vergangenen Herbst die Einbalsamierung von Hephaistions Leiche befohlen, um sie an einen Ort bringen zu lassen, an dem sie für immer in Frieden ruhen könne. Und jetzt wünsche er dasselbe für sich. »Lass mich mumifizieren« , befahl er, »und bring mich dann an einen Ort, wo auch ich in sauberer Luft ruhen kann. « Er zwang Eumenes, ihm zu geloben, dass er ihm diesen Wunsch gemeinsam mit zwei weiteren Mitwissern, deren Namen der König ihm nannte, heimlich erfüllen werde.
Malone sah vom Bildschirm auf. Der Regen draußen war stärker geworden.
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