Cotton-Malone 03 - Der Pandora-Pakt
kommen und mit einem in einer Plastiktüte steckenden Gegenstand unter dem Arm durch den Regen rennen. Vor einer halben Stunde hatte er ihr den Schlüssel für seinen Laden gegeben, damit sie Computer und Telefon benutzen konnte.
»Durch Ely und die Seiten des Manuskripts, das er entdeckt hat, sind wir auf die Suche nach Alexanders Leiche gekommen«, berichtete Thorvaldsen. »Ely hatte Cassiopeia gebeten, für ihn herauszufinden, wo die einzelnen Elefantenmedaillons steckten. Aber als wir damit begannen, stellten wir fest, dass schon jemand anders auf der Suche nach diesen Dingern war.«
»Was für einen Zusammenhang hat Ely zwischen den Medaillons und dem Manuskript entdeckt?«
»Er hat die Münze in Samarkand untersucht und dabei diese winzigen Buchstaben gefunden. ZH. Die haben eine Verbindung zu dem Manuskript. Nach Elys Tod wollte Cassiopeia wissen, was da vor sich ging.«
»Dann hat sie dich um Hilfe gebeten?«
Thorvaldsen nickte. »Und ich konnte sie ihr nicht abschlagen.«
Malone lächelte. Wie viele Freunde würden mit ihrer Hilfe schon so weit gehen, dass sie ein komplettes Museum kaufen und Kopien von allen Ausstellungsstücken anfertigen lassen würden, um das Ganze dann einfach abbrennen zu lassen?
Cassiopeia war jetzt so nah am Restaurant, dass sie durchs Fenster nicht mehr zu sehen war. Malone hörte, wie die Vordertür des Cafés geöffnet und wieder geschlossen wurde, dann kamen Schritte die Metalltreppe zum ersten Stock hinauf.
»Du bist heute ziemlich oft nass geworden«, sagte Malone, als sie oben ankam.
Ihr Haar war zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und ihre Jeans und ihr Pullover vom Regen durchnässt. »Ganz schön schwierig für eine Frau, unter diesen Umständen gut auszusehen.«
»Aber du schaffst es.«
Sie warf ihm einen Blick zu. »Zeigst du dich mal von deiner charmanten Seite?«
»Manchmal kann ich auch nett sein.«
Sie holte Malones Notebook aus der Plastiktüte und sagte zu Thorvaldsen: »Ich habe alles heruntergeladen.«
»Hätte ich gewusst, dass du mein Notebook durch den Regen schleppst, hätte ich natürlich auf einem Pfand bestanden«, sagte Malone.
»Du musst das hier sehen.«
»Ich habe ihm von Ely erzählt«, sagte Thorvaldsen.
Die Gaststube war nur schwach beleuchtet und menschenleer. Malone aß hier drei- bis viermal die Woche, immer am gleichen Tisch und ungefähr zur gleichen Zeit. Er genoss das Alleinsein.
Cassiopeia sah ihn an.
»Herzliches Beileid«, sagte er aufrichtig.
»Danke.«
»Ganz meinerseits. Danke, dass du mich aus dem Museum geholt hast.«
»Du hättest es auch alleine geschafft, ich habe die Sache nur etwas beschleunigt.«
Malone, der sich nur zu genau an seine missliche Lage erinnerte, war sich da nicht so sicher.
Er hätte sich gern näher nach Ely Lund erkundigt, da er gerne gewusst hätte, wie es diesem gelungen war, den Panzer ihrer Abwehr zu durchbrechen und Zugang zu Cassiopeias Gefühlen zu finden. Malone wusste, dass Cassiopeia genau wie er selbst über zahlreiche Abwehrmechanismen verfügte und so schnell niemanden an sich heranließ. Doch er schwieg – wie immer, wenn es um Gefühle ging.
Cassiopeia schaltete das Notebook ein und rief ein paar eingescannte Seiten auf. Es handelte sich um einen längeren Text. Die Worte waren gespenstisch grau, zum Teil verschwommen und alle griechisch.
»Ungefähr eine Woche nach Alexanders des Großen Tod im Jahr 323 v. Chr. trafen ägyptische Einbalsamierer in Babylon ein. Obgleich es ein höllisch heißer Sommer war, fanden sie Alexanders Leiche unbeeinträchtigt vor, und selbst seine Gesichtsfarbe war noch frisch. Das wurde als Zeichen der Götter für die Größe Alexanders gedeutet.«
Malone hatte all dies schon gelesen. »Das ist mir ein schönes Zeichen. Wahrscheinlich war Alexander noch lebendig und befand sich in einem tiefen Koma.«
»Das vermutet man heute. Aber damals wusste man nichts über diese klinischen Zustände. Daher machten sie sich an die Arbeit und präparierten die Leiche.«
Malone schüttelte den Kopf. »Das ist doch wirklich erstaunlich. Der größte Eroberer seiner Zeit wurde durch Einbalsamierer getötet.«
Cassiopeia lächelte zustimmend. »Die Mumifizierung dauerte normalerweise siebzig Tage, wobei der Körper so stark ausgetrocknet wurde, dass er nicht weiter zerfiel. Doch bei Alexander dem Großen wurde eine andere Methode angewendet. Er wurde in weißen Honig getaucht.«
Malone wusste, dass Honig sich nicht zersetzte. Im Laufe der Zeit
Weitere Kostenlose Bücher