Cotton Malone 04 - Antarctica
grünlichen Farbtönen gefärbt. Er notierte ihre Lage und entsandte am Folgetag ein Spezialteam in die Gegend, welches entdeckte, dass das Wasser der Seen warm war und dass Algen in ihnen lebten, die für die Färbung verantwortlich waren. Das Wasser war außerdem salzig, was eine Verbindung mit dem Ozean nahelegte.
Diese Entdeckung erregte Byrds Aufmerksamkeit. Er war in Ergebnisse der deutschen Expedition von 1938 eingeweiht, wo von einem ähnlichen Fund berichtet wurde. Da er die Antarktis bereist hatte und ihre Lebensfeindlichkeit kannte, hatte er diese Behauptungen bezweifelt, doch das Sonderkommando erforschte das Gebiet einige Tage lang.
»Ich wusste nicht, dass Byrd ein privates Flugbuch führte«, sagte Davis.
»Ich habe es gesehen«, gab Rowland zurück. »Die ganze Operation Highjump war vertraulich, aber wir haben nach unserer Rückkehr zahlreiche Aufgaben erledigt, und so konnte ich einen Blick darauf werfen. Erst in den letzten zwanzig Jahren wurde überhaupt etwas über Highjump bekannt – das meiste davon übrigens falsch.«
»Mit welchen Aufgaben wurden Sie, Sayers und Ramsey denn nach Ihrer Rückkehr betraut?«
»Wir lagerten alles um, was Byrd 1947 mit nach Hause gebracht hatte.«
»Die Sachen waren noch da?«
Rowland nickte. »Kistenweise. Die Regierung wirft nichts weg.«
»Was war in den Kisten drin?«
»Da habe ich keine Ahnung. Wir haben sie einfach nur transportiert und nie etwas geöffnet. Übrigens, ich mache mir Sorgen um meine Frau. Sie hält sich bei ihrer Schwester auf.«
»Geben Sie mir die Adresse«, sagte Davis, »dann lasse ich den Geheimdienst vorbeischauen. Aber Sie sind derjenige, hinter dem Ramsey her ist. Und Sie haben uns noch immer nicht gesagt, warum Ramsey Sie als Bedrohung empfindet.«
Rowland lag still da, er hing mit beiden Armen am Tropf. »Ich kann noch immer nicht glauben, dass ich fast gestorben wäre.«
»Der Kerl, den wir überrascht haben, ist gestern in Ihr Haus eingebrochen, während Sie unterwegs waren«, erzählte Davis. »Vermutlich hat er an Ihrem Insulin herumgepfuscht.«
»Mir tut der Kopf weh.«
Stephanie hätte gerne mehr Druck gemacht, wusste aber, dass dieser alte Mann erst reden würde, wenn er so weit war. »Wir werden Sie von jetzt an bewachen lassen. Wir müssen einfach nur wissen, warum das nötig ist.«
Rowlands Gesicht war ein Kaleidoskop widersprüchlicher Emotionen. Er kämpfte mit etwas. Sein Atem ging unregelmäßig, und seine wässrigen Augen nahmen einen verächtlichen Ausdruck an. »Das verdammte Ding war knochentrocken. Auf keiner Seite auch nur der kleinste Wasserschmierer.«
Sie begriff, wovon er sprach. »Das Logbuch?«
Rowland nickte. »Ramsey hat es in der Tauchtasche vom Meer heraufgebracht. Das bedeutet, dass es nicht nass geworden ist, bevor er es gefunden hat.«
»Heilige Mutter Gottes«, murmelte Davis.
Jetzt begriff Stephanie. »Die NR-1A war unversehrt?«
»Das weiß nur Ramsey.«
»Deswegen also hat er es auf das Leben von allen Beteiligten abgesehen«, sagte Davis. »Als Sie dafür gesorgt haben, dass diese Akte in Malones Hände gelangte, Stephanie, ist er in Panik geraten. Er darf nicht zulassen, dass die Sache irgendwo durchsickert. Können Sie sich vorstellen, was das für die Navy bedeuten würde?«
Aber sie war sich da nicht so sicher. An dieser Geschichte musste noch mehr sein.
Davis sah Rowland an. »Wer außer Ramsey weiß sonst noch Bescheid?«
»Ich. Sayers, aber der ist tot. Und Admiral Dyals. Die ganze Sache stand unter seinem Kommando, und er hat uns den Befehl erteilt, zu schweigen.«
Winterfalke. So wurde Dyals in den Medien genannt, was sowohl eine Anspielung auf sein Alter als auch auf seine politische Ausrichtung war. Seit langem verglich man ihn mit einem anderen alten, arroganten Navy-Offizier, den man ebenfalls schließlich aus dem Amt hatte jagen müssen. Hyman Rickover.
»Ramsey wurde Dyals’ Protegé«, sagte Rowland. »Er wurde in den persönlichen Mitarbeiterstab des Admirals berufen. Ramsey hat den Mann glühend verehrt.«
»So sehr, dass er dessen Ruf selbst heute noch verteidigen würde?«, fragte sie.
»Schwer zu sagen. Aber Ramsey ist ein sonderbarer Vogel. Der denkt nicht wie der Rest von uns. Ich war froh, als wir ihn nach unserer Rückkehr loswurden.«
»Dann ist also Dyals der Einzige, der sonst noch Bescheid weiß?«, fragte Davis.
Rowland schüttelte den Kopf. »Noch einer war eingeweiht.«
Hatte sie richtig gehört?
»Es gibt immer einen Experten.
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