Cotton Malone 04 - Antarctica
diejenige sein, die das Kommando hatte?
»Ein Zimmer der Luxusklasse«, sagte er. »Etwas anderes war nicht mehr frei. Der Preis übersteigt die Übernachtungspauschale der Regierung bei weitem, aber zum Teufel damit. Sie sind es wert, Stephanie.«
Sie ließ sich in einen der gepolsterten Clubsessel sinken und legte die Füße auf die dazu passende Fußbank. »Wenn Sie mit so viel Nähe klarkommen, kann ich das auch. Ich habe das Gefühl, dass wir ohnehin nicht viel Schlaf bekommen werden.«
»Er ist hier«, sagte Davis. »Das weiß ich.«
Sie war sich da zwar nicht so sicher, aber sie konnte nicht leugnen, dass sie ebenfalls ein unangenehmes Gefühl im Bauch hatte.
»Scofield hat die Wharton-Suite im fünften Stock. Die nimmt er jedes Jahr«, sagte Davis.
»Das hat die Dame am Empfang sich entlocken lassen?«
Er nickte. »Sie mag Scofield auch nicht.«
Davis zog das Konferenzprogramm aus seiner Hosentasche. »In Kürze bietet er eine Führung durch das Biltmore-Herrenhaus an. Und morgen früh geht er dann auf die Wildschweinjagd.«
»Falls unser Mann sich hier befindet, hat er damit massenhaft Gelegenheit für einen Anschlag, ohne auch nur die Zeit heute Nacht im Hotelzimmer mitzurechnen.«
Sie beobachtete Davis’ Gesicht. Normalerweise konnte man seinen Gesichtszügen nicht das Geringste entnehmen, doch jetzt war seine Maske abgefallen. Er war nervös. Sie empfand ein dunkles Widerstreben, das sich mit heftiger Neugier mischte, und so fragte sie: »Was tun Sie, wenn Sie ihn schließlich finden?«
»Ich bring ihn um.«
»Das wäre Mord.«
»Mag sein. Aber ich bezweifle, dass unser Mann sich ohne Gegenwehr geschlagen gibt.«
»Haben Sie sie so sehr geliebt?«
»Männer sollten Frauen nicht schlagen.«
Sie fragte sich, mit wem er in diesem Moment sprach. Mit ihr selbst? Mit Millicent? Mit Ramsey?
»Damals war ich machtlos«, sagte er. »Aber jetzt kann ich handeln.« Sein Gesicht war plötzlich wieder neutral und verbarg seine Gefühle. »Und jetzt sagen Sie mir, was ich vorhin vom Präsidenten nicht erfahren sollte.«
Sie hatte auf diese Frage gewartet. »Es geht um Ihre Kollegin.« Sie erzählte ihm, wohin Diane McCoy gegangen war. »Der Präsident vertraut Ihnen, Edwin. Mehr, als Sie ahnen.« Sie sah, dass er das Unausgesprochene verstanden hatte. Enttäuschen Sie ihn nicht.
»Er soll sich nicht in mir geirrt haben.«
»Sie dürfen den Killer nicht töten. Wir brauchen ihn lebend, um an Ramsey heranzukommen. Sonst bleibt das eigentliche Problem ungelöst.«
»Ich weiß.« Seine Stimme klang niedergeschlagen.
Er stand auf.
»Wir müssen los.«
Bevor sie nach oben gegangen waren, hatten sie bei der Anmeldung Halt gemacht, sich für den Rest der Konferenz eingetragen und zwei Karten für die Führung bei Kerzenlicht erstanden.
»Wir müssen in Scofields Nähe bleiben«, sagte er. »Ob ihm das nun passt oder nicht.«
Charlie Smith betrat das Biltmore-Herrenhaus mit der geführten Gruppe. Als er sich für die Konferenz zur Enthüllung alter Mysterien eingetragen hatte, hatte er auch eine Karte für dieses Ereignis erhalten. In der Geschenkboutique des Hotels hatte er gelesen, dass im Herrenhaus von Anfang November bis zu Neujahr sogenannte magische Abende angeboten wurden, an denen die Besucher das von Kerzenschein, lodernden Kaminfeuern, Weihnachtsschmuck und Live-Musik erfüllte Château genießen konnten. Den Eintritt musste man eigens buchen, und der heutige Abend war etwas ganz Besonderes, da es sich um die letzte Führung des Tages handelte, die nur für Teilnehmer der Konferenz veranstaltet wurde.
Sie waren in zwei Biltmore-Bussen vom Hotel hierher gekarrt worden – etwa achtzig Leute, wie er schätzte. Er war wie die anderen Besucher in Winterfarben gekleidet, mit Wollmantel und dunklen Schuhen. Auf der Fahrt zum Château hatte er sich mit einem anderen Teilnehmer über Star Trek unterhalten. Sie hatten darüber diskutiert, welche Serie ihnen am besten gefiel, und Smith hatte argumentiert, Raumschiff Enterprise sei mit Abstand am besten, während sein Zuhörer eher auf Raumschiff Voyager stand.
»Folgen Sie mir alle nach drinnen«, sagte Scofield, als sie in der eiskalten Nacht vor dem Haupttor standen. »Es erwartet Sie etwas sehr Schönes.«
Die Menge trat durch ein schmiedeeisernes Gitter ein. Smith hatte gelesen, dass jeder Raum im Stil George Vanderbilts weihnachtlich geschmückt sein würde, der 1885, als das Château bezogen wurde, mit den Weihnachtsdekorationen begonnen
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