Cotton Malone 04 - Antarctica
Mühlespiel«, sagte er. »Wir können uns nicht sicher sein, bis wir uns vor Ort vergewissert haben, aber ich glaube, das ist es, was einmal auf dem Boden dargestellt war.«
»Das wird sich schwer feststellen lassen«, erwiderte sie. »Ich bin über den Boden gekrochen. Es ist kaum noch etwas übrig.«
»Hat das zu deiner Show gehört?«
»Das war Mutters Idee. Nicht meine.«
»Und wir können Mutter nichts abschlagen, nicht wahr?«
Ein Lächeln umspielte ihre schmalen Lippen. »Nein, das können wir nicht.«
»Aber nur wer den Thron Salomons und die römische Frivolität zu schätzen weiß, wird den Weg zum Himmel finden« , sagte er.
»Ein Mühlespiel auf dem Thron in Aachen und ebenfalls hier.«
»Einhard hat diese Kirche errichtet«, sagte er. »Außerdem hat er Jahre später unter Bezug auf die Pfalzkapelle in Aachen und auf diesen Ort hier das Rätsel verfasst. Offensichtlich stand der Thron damals schon in der Aachener Kapelle. Dein Großvater hat die Verbindung hergestellt, was heißt, dass wir das ebenfalls können.« Er zeigte auf das Bild. »Schau hier, in der unteren rechten Ecke. Auf dem Boden, nahe dem Zentrum des Kirchenschiffs, das damals in der Mitte des Mühlespiels war.«
Sie betrachtete die Zeichnung aufmerksam. »Da ist etwas in den Boden geritzt. Schwer zu erkennen. Die Linien sind unvollständig. Sieht aus wie ein winziges Kreuz mit Buchstaben. Ich erkenne ein R und ein L, aber der Rest ist zu verschwommen.«
Er sah, wie ihr allmählich klar wurde, was dort einmal gestanden haben mochte.
»Es ist ein Teil des Signums Karls des Großen«, sagte sie.
»Schwer, das eindeutig festzustellen, aber es gibt nur eine einzige Möglichkeit, es herauszufinden.«
67
Asheville
Stephanie fand Davis und zeigte ihm das Streichholzheftchen.
»Das sind mir verdammt noch mal zu viele Zufälle«, sagte der. »Der Kerl gehört nicht zu dieser Konferenz. Er späht sein Opfer aus.«
Der Killer war sicherlich unverschämt selbstbewusst. Hier herumzuspazieren, ohne dass jemand wusste, wer er war, musste einer wagemutigen Persönlichkeit gefallen. Schließlich hatte er es in den letzten achtundvierzig Stunden fertiggebracht, mindestens drei Menschen unauffällig zu ermorden.
Aber dennoch.
Davis marschierte davon.
»Edwin.«
Er ging weiter in Richtung Billardzimmer. Der Rest der Gruppe war im Bankettsaal verstreut, und Scofield begann gerade, die Leute in Richtung des Mannes mit der Chinohose zu führen.
Stephanie folgte Davis kopfschüttelnd.
Davis ging um den Billardtisch herum zu der Stelle, wo Chinohose neben einem mit Tannenzweigen geschmückten, offenen Kamin stand, vor dem ein Bärenfell auf dem Holzboden lag. Ein paar andere Mitglieder der Gruppe befanden sich bereits im Raum. Der Rest würde in Kürze dort eintreffen.
»Entschuldigen Sie«, sagte Davis. »Sie meine ich.«
Chinohose drehte sich um, sah, wer ihn angesprochen hatte, und wich zurück.
»Ich muss mit Ihnen reden«, sagte Davis mit fester Stimme.
Chinohose stürzte vorwärts und stieß Davis zur Seite. Seine rechte Hand glitt unter seinen offenen Mantel.
»Edwin«, brüllte Stephanie.
Der sah die Bewegung offensichtlich ebenfalls und schlüpfte unter einen der Billardtische.
Stephanie fand ihre Pistole, hob sie und schrie: »Halt!«
Die anderen Leute im Raum sahen ihre Waffe.
Eine Frau schrie.
Chinohose floh durch die geöffnete Tür.
Davis sprang auf und rannte hinter ihm her.
Malone und Christl verließen das Hotel. In der kalten, klaren Luft lag Stille. Jeder Stern leuchtete unwahrscheinlich hell und übergoss Ossau mit einem farblosen Licht.
Christl hatte zwei Taschenlampen hinter dem Empfangstresen gefunden. Malone befand sich zwar in einem Nebel der Erschöpfung, doch ein Durcheinander widersprüchlicher Gedanken rüttelte ihn wach. Gerade hatte er eine schöne Frau geliebt, der er einerseits nicht vertraute und der er andererseits nicht widerstehen konnte.
Christl hatte ihre Locken zusammengefasst und auf dem Kopf hochgesteckt. Ein paar Strähnen waren entkommen und rahmten ihr weiches Gesicht ein. Schatten spielten über den holprigen Boden. In der trockenen Luft lag der Geruch von Rauch. Sie stapften den verschneiten, abschüssigen Pfad hinauf und blieben vor dem Tor des Klosters stehen. Malone bemerkte, dass Henn, der die Leichen beiseitegeschafft hatte, die durchtrennte Kette so vorgelegt hatte, dass es so aussah, als wäre das Tor verschlossen.
Er machte die Kette los, und sie traten ein.
Sie
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