Cotton Malone 04 - Antarctica
losgeschickt.
»Davis hat sich mit Stephanie Nelle verbündet.«
»Die ist ein Leichtgewicht.«
Das Magellan Billet hielt sich gerne für einen Akteur auf der Bühne der internationalen Spionage. Was für ein Quatsch. Zwölf verdammte Anwälte? Schluss mit den Träumereien. Keiner von denen war einen Pfifferling wert. Mit Cotton Malone war das etwas anderes gewesen. Aber der war aus dem Dienst ausgeschieden und hatte zur Zeit nur seinen Vater im Sinn. Im Moment sollte er so richtig sauer sein, und nichts behinderte das Urteilsvermögen stärker als Zorn.
»Nelle ist bedeutungslos.«
»Davis ist sofort nach Atlanta aufgebrochen. Er ist kein impulsiver Typ.«
Das stimmte, aber trotzdem. »Er kennt weder das Spiel noch die Regeln noch den Einsatz.«
»Ihnen ist klar, dass er wahrscheinlich auf dem Weg zu Zachary Alexander ist?«
»Sonst noch was?«
»Vermasseln Sie das nicht.«
Auch wenn sie die Nationale Sicherheitsberaterin war, war er doch kein Untergebener, den man einfach so herumschubsen durfte. »Ich werde mich bemühen.«
»Hier geht es auch um meinen Job. Vergessen Sie das nicht. Einen guten Tag noch, Admiral.«
Damit legte sie auf.
Das würde heikel werden. Mit wie vielen Bällen gleichzeitig konnte er jonglieren? Er blickte auf die Uhr.
Wenigstens eine Sache dürfte bald reif sein.
Er sah auf seinen Schreibtisch, wo die gestrige New York Times lag, aufgeschlagen auf der Seite Nationales bei einem Artikel über Admiral David Sylvian, Vier-Sterne-Admiral und stellvertretender Vorsitzender des Vereinigten Generalstabs. Siebenunddreißig Jahre hatte er beim Militär gedient und war neunundfünfzig Jahre alt. Derzeit lag er nach einem Motorradunfall im Krankenhaus, den er eine Woche zuvor auf der vereisten Fahrbahn eines Highways in Virginia erlitten hatte. Man rechnete mit seiner Genesung, aber sein Zustand wurde als ernst eingestuft. Das Weiße Haus wurde mit Genesungswünschen zitiert. Sylvian hatte ein Händchen für den Bürokratieabbau und hatte das Budget- und Beschaffungsprozedere des Pentagon vollkommen umgekrempelt. Er war ein U-Boot-Mann. Beliebt und geachtet.
Ein Hindernis.
Ramsey hatte nicht gewusst, wann der richtige Moment für ihn kommen würde, doch jetzt, da es so weit war, war er vorbereitet. In der vergangenen Woche hatte sich alles wunderbar geordnet. Charlie Smith würde sich hier um die Dinge kümmern.
Jetzt war es Zeit für Europa.
Er griff nach dem Telefon und wählte eine Nummer in Übersee.
Nach dem vierten Läuten wurde abgenommen. Ramsey fragte: »Wie ist das Wetter bei euch?«
»Bewölkt, kalt und regnerisch.«
Die korrekte Antwort. Er redete mit der richtigen Person. »Diese Weihnachtspäckchen, die ich bestellt habe, bitte sorgfältig verpacken und dann ausliefern.«
»Express oder normale Post?«
»Express. Die Feiertage stehen bevor.«
»Wir können das innerhalb einer Stunde erledigen.«
»Großartig.«
Er legte auf.
Sterling Wilkerson und Cotton Malone würden bald tot sein.
TEIL ZWEI
16
White Oak, Virginia
17.15 Uhr
Charlie Smith blickte auf die kleinen Leuchtzeiger seiner Indiana-Jones-Sammleruhr und sah dann durch die Windschutzscheibe seines geparkten Hyundai nach draußen. Er würde froh sein, wenn der Frühling kam und das Wetter sich änderte. Irgendwie reagierte er psychisch auf den Winter. Es hatte angefangen, als er noch ein Teenager war, war aber schlimmer geworden, als er in Europa lebte. In einem Nachrichtenmagazin hatte er einen Beitrag über diesen Zustand gesehen. Auslöser waren die langen Nächte, der Mangel an Sonne und die kalten Temperaturen.
Verdammt deprimierend.
Dreißig Meter entfernt lag der Haupteingang des Krankenhauses. Der grau verputzte Kasten war dreigeschossig. Smith’ Dossier lag aufgeschlagen auf dem Beifahrersitz, damit er jederzeit nachschauen konnte, aber seine Aufmerksamkeit richtete sich jetzt wieder auf sein iPhone und eine Star-Trek -Episode, die er heruntergeladen hatte. Kirk und ein eidechsenähnlicher Alien bekämpften sich auf einem unbewohnten Asteroiden. Er hatte jede einzelne der neunundsiebzig Originalepisoden so oft gesehen, dass er meistens schon die nächste Dialogzeile kannte. Übrigens, zum Thema Mädels. Uhura war ganz schön scharf. Er sah zu, wie die außerirdische Echse Kirk in eine Ecke drängte, blickte aber vom Bildschirm auf, als zwei Menschen aus dem Krankenhauseingang traten und auf einen mokkafarbenen Ford Focus zugingen.
Er verglich das Nummernschild mit seinen Unterlagen.
Das
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