Cotton Malone 04 - Antarctica
Abteikirche aufschloss. Offensichtlich hatten die Oberhausers beträchtlichen Einfluss bei den Mönchen. Es war mitten in der Nacht, und sie kamen und gingen, wie es ihnen passte.
Die verschwenderisch dekorierte Kirche war noch immer schwach erleuchtet. Sie überquerten den im Dunkeln liegenden Marmorboden, und nur das Echo ihrer Schuhsohlen war in dem warmen Raum zu hören. Malones Sinne waren hellwach. Er hatte die Erfahrung gemacht, dass menschenleere europäische Kirchen nachts ein Problem darstellen konnten.
Sie betraten die Sakristei, und Christl marschierte direkt auf das Portal zu, das in die Tiefen der Abtei führte. Unten, am Fuße der Treppe am Ende des Gangs, war die Tür nur angelehnt.
Er packte Christl beim Arm und gab ihr mit einem Kopfschütteln zu verstehen, dass sie vorsichtig sein sollten. Die Pistole aus der Seilbahn in der Hand, schob er sich an der Wand entlang. Am Ende des Korridors spähte er in den Raum.
Alles war auf den Kopf gestellt.
»Vielleicht sind die Mönche ja sauer?«, meinte er.
Die Steinblöcke und Holzschnitzereien lagen auf dem Boden verstreut, und die Ausstellung war das reinste Chaos. Die Tische an der gegenüberliegenden Wand waren umgestürzt. Die beiden Schränke an der Wand waren durchwühlt worden.
Dann sah er die Leiche.
Es war die Frau aus der Seilbahn. Er konnte keine Wunden und auch kein Blut entdecken, doch in der stillstehenden Luft hing ein vertrauter Geruch.
»Zyanid.«
»Sie ist vergiftet worden?«
»Schauen Sie sie an. Sie ist an ihrer Zunge erstickt.«
Er sah, dass Christl die Leiche nicht anschauen wollte.
»Mit so etwas komme ich nicht zurecht«, sagte sie. »Mit Leichen.«
Sie geriet zunehmend aus der Fassung, und so fragte er: »Was suchen wir hier eigentlich?«
Sie schien ihre Gefühle allmählich unter Kontrolle zu bekommen und ließ den Blick aufmerksam über die Trümmer wandern. »Sie sind weg. Die Steine aus der Antarktis, die Großvater gefunden hat. Sie sind nicht mehr hier.«
Sie waren tatsächlich weg. »Sind die denn wichtig?«
»Es ist dieselbe Schrift darauf wie in den Büchern.«
»Erzählen Sie mir etwas, was ich nicht schon weiß.«
»Hier stimmt etwas nicht«, murmelte sie.
»Das könnte man so sagen. Die Mönche werden ein wenig verärgert sein, welche Sonderrechte Ihre Familie auch immer genießen mag.«
Christl war eindeutig durcheinander.
»Sind wir nur wegen der Steine gekommen?«, fragte er.
Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Sie haben recht. Da ist noch mehr.« Sie trat auf einen der bunt bemalten Schränke zu, dessen Türen und Schubladen offen standen, und blickte hinein. »O nein.«
Er trat hinter sie und sah das Loch, das in die Rückwand gehackt worden war, groß genug, um eine Hand hindurchzuschieben.
»Großvater und Vater haben ihre Papiere dort aufbewahrt.«
»Was anscheinend irgendjemand wusste.«
Sie steckte den Arm hinein. »Leer.«
Dann stürzte sie zur Tür.
»Wohin gehen Sie?«, fragte er.
»Wir müssen uns beeilen. Ich hoffe nur, dass wir nicht zu spät kommen.«
Ramsey schaltete die Lichter im Erdgeschoss aus und stieg die Treppe zu seinem Schlafzimmer hinauf. Diane McCoy war gegangen. Er hatte schon mehrmals darüber nachgedacht, ihre Zusammenarbeit auszuweiten. Sie war attraktiv, sowohl körperlich als auch wegen ihrer Intelligenz. Doch er hatte entschieden, dass das eine schlechte Idee wäre. Wie viele mächtige Männer waren schon über eine Liebelei zu Fall gekommen? Zu viele, um sie zu zählen, und er hatte nicht vor, sich diesem Reigen anzuschließen.
McCoy war eindeutig wegen Edwin Davis besorgt gewesen. Ramsey kannte Davis. Ihre Pfade hatten sich vor Jahren in Brüssel gekreuzt. Damals war es um Millicent gegangen, eine Frau, mit der er viele Male geschlafen hatte. Auch sie war intelligent, jung und ehrgeizig gewesen, aber auch …
»Schwanger« , sagte Millicent.
Er hatte sie schon beim ersten Mal verstan den. »Was soll ich da tun?«
»Du könntest mich heiraten. «
»Aber ich liebe dich nicht. «
Sie lachte. »Doch, du liebst mich. Du willst es nur nicht zugeben. «
»Nein, ich liebe dich wirklich nicht. Ich schlafe gerne mit dir. Ich höre dir gerne zu, wenn du mir erzählst, was im Büro los ist. Ich nutze dein Wissen gerne zu meinem Vorteil aus. Aber ich will dich nicht heiraten. «
Sie kuschelte sich an ihn. »Du würdest mich vermissen, wenn ich weg wäre. «
Es erstaunte ihn, wie scheinbar intelligente Frauen ihre Selbstachtung so vergessen konnten. Er
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