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Cotton Malone 04 - Antarctica

Cotton Malone 04 - Antarctica

Titel: Cotton Malone 04 - Antarctica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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Plastiktüte. Darin lagen ein knetartiges Material und ein Überbrücker aus Keramik. Er verband den Überbrücker mit den Schrauben im Anschlusskasten. Bevor er den Stromkreislauf wieder schloss, umhüllte er die freigelegten elektrischen Kabel mit der Knetmasse. In seiner gegenwärtigen Form war das Material harmlos, aber wenn es einmal ausreichend lange auf die richtige Temperatur erhitzt war, würde es verdampfen und die verbliebene Isolierung zum Schmelzen bringen. Die nötige Wärme würde der Keramikstecker erzeugen. Ein paar Minuten würde es dauern, bis der Strom den Überbrücker auf die richtige Temperatur erhitzt hatte, doch das war in Ordnung.
    Er brauchte Zeit, um sich abzusetzen.
    Als Nächstes zog er die Schrauben wieder fest.
    Die Wärmepumpe sprang an.
    Absichtlich deckte er den Anschlusskasten nicht wieder ab, sondern steckte die Abdeckplatte in seine Westentasche. So wie das Pyro-Papier eines Zauberers würden der Stecker und die Knetmasse, sobald sie entflammt waren, verdampfen und dabei eine intensive Hitze abgeben. Es handelte sich um Spezialmaterialien, die von Kollegen verwendet wurden, die eher auf gewerbliche Brandstiftung als auf Mord spezialisiert waren, doch manchmal, wie heute Abend, konnte beides auch Hand in Hand gehen.
    Nachdem er sich unter dem Haus herausgewunden hatte, schloss er die Tür und nahm die Segeltuchtasche an sich. Dabei achtete er darauf, dass nichts auf dem Boden liegen blieb, was später seine Anwesenheit verraten konnte.
    Dann ging er zum Seitenfenster zurück. Mit Hilfe seiner Stiftlampe spähte er durch eine schmutzige Scheibe ins Schlafzimmer. Auf dem Nachttisch stand ein Aschenbecher mit einer Zigarre darin. Perfekt. Falls der Befund »Kurzschluss« nicht genügte, konnte man sicherlich »Rauchen im Bett« verwenden, um jede Untersuchung auf Brandstiftung abzuwürgen.
    Smith schlenderte zur Straße zurück.
    Die Leuchtzifferanzeige seiner Uhr zeigt 01.35 Uhr.
    Er verbrachte nachts viel Zeit draußen. Vor ein paar Jahren hatte er sich einen Sternführer gekauft und sich über den Nachthimmel kundig gemacht. Es war gut, Hobbys zu haben. Heute Abend erkannte er Jupiter, der hell leuchtend am westlichen Himmel stand.
    Fünf Minuten vergingen.
    Unter dem Haus schoss eine Stichflamme hervor, als erst der Stecker und dann die leicht entzündliche Knetmasse in Flammen aufgingen. Smith stellte sich vor, wie die von ihrer Isolierung entblößten Leitungen nun ebenfalls aufflammten und die Elektrizität das Feuer weiter nährte. Das aus Holzbalken errichtete Haus war mehr als dreißig Jahre alt, und das unter dem Boden ausgebrochene Feuer breitete sich so schnell aus, als läge dort ein Haufen trockener Holzscheite. Innerhalb von Minuten stand das ganze Haus in Flammen.
    Zachary Alexander würde jedoch gar nicht wissen, wie ihm geschah.
    Nichts würde seine Bewusstlosigkeit durchbrechen. Lange bevor die Flammen seinen Körper ergriffen, würde er längst erstickt sein.

28
Bayern
    Malone hörte Isabel Oberhauser zu.
    »Ich habe meinen Mann vor langer Zeit geheiratet. Wie Sie sehen, hüteten sowohl er selbst als auch sein Vater Geheimnisse.«
    »War Ihr Mann ebenfalls ein Nazi?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Er glaubte einfach nur, dass Deutschland nach dem Krieg nie wieder dasselbe war. Vermutlich hatte er da recht.«
    Fragen nicht zu beantworten schien eine Familieneigentümlichkeit zu sein. Sie betrachtete ihn mit einem berechnenden Blick, und er bemerkte ein nervöses Zucken an ihrem rechten Auge. Ihr Atem ging leise, pfeifend. Und nur das Ticken einer Uhr unterbrach die benommen machende Stille.
    »Herr Malone, ich fürchte, dass meine Töchter nicht aufrichtig mit Ihnen waren.«
    »Das ist heute das erste Mal, dass ich etwas höre, dem ich vorbehaltlos zustimme.«
    »Seit dem Tod meines Mannes manage ich die Familienfinanzen. Das ist eine enorme Aufgabe. In der Hand der Familie befindet sich beträchtlicher Besitz. Leider gibt es keine weiteren Oberhausers. Meine Schwiegermutter war hoffnungslos inkompetent und ist glücklicherweise wenige Jahre nach Hermann gestorben. Alle anderen nahen Verwandten sind entweder im Krieg umgekommen oder in den Jahren danach gestorben. Als mein Mann noch lebte, hat er die Familie geführt. Er war das letzte von Hermanns Kindern. Hermann selbst ist Mitte der Fünfzigerjahre vollständig dement geworden. Heute nennt man das Alzheimer, damals hieß es einfach Senilität. Jede Familie ringt mit der Regelung ihrer Nachfolge, und für meine

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