Cotton Malone 04 - Antarctica
Kinder ist jetzt die Zeit gekommen, ihr Erbe anzutreten. Der Besitz der Oberhausers ist nie geteilt worden. Es hat immer Söhne gegeben. Mein Mann und ich haben jedoch Töchter zur Welt gebracht. Zwei sehr unterschiedliche, starke Frauen. Um ihnen Gelegenheit zu geben, sich selbst zu beweisen, und um sie zu zwingen, die Realität zu akzeptieren, habe ich ihnen eine Suche aufgegeben.«
»Das hier ist ein Spiel?«
Sie zog die Augenbrauen zusammen. »Durchaus nicht. Es ist eine Suche nach der Wahrheit. Obwohl ich meinen Mann sehr geliebt habe, muss ich sagen, dass er wie sein Vater ein törichter Mensch war. Hitler hat Hermann offen zurückgewiesen, und ich glaube, dass diese Ablehnung zu seinem geistigen Verfall beigetragen hat. Mein Mann war ebenfalls schwach. Es fiel ihm schwer, Entscheidungen zu treffen. Traurigerweise kämpfen meine Töchter seit jeher gegeneinander. Sie haben sich niemals nahe gestanden. Einer der Gründe für die Reibungen zwischen ihnen war ihr Vater. Dorothea hat ihn manipuliert und sich seine Schwäche zunutze gemacht. Christl dagegen hat sie ihm übel genommen und dagegen rebelliert. Beide waren erst zehn, als er starb, aber die unterschiedliche Beziehung, die sie zu ihrem Vater hatten, scheint am besten geeignet, die beiden zu beschreiben. Dorothea ist praktisch veranlagt, geerdet und in der Realität verwurzelt – sie will einen Mann, der sich leicht zufriedengibt. Christl ist eine Träumerin, eine Frau mit starken Überzeugungen – sie braucht einen starken Mann. Die beiden befinden sich jetzt auf einer Suche, die keine von ihnen vollständig versteht …«
»Was sie Ihnen zu verdanken haben, nehme ich an.«
Sie nickte. »Ich gestehe, dass ich eine gewisse Kontrolle bewahrt habe. Aber hier steht viel auf dem Spiel. Buchstäblich alles.«
»Was meinen Sie mit alles?«
»Unsere Familie besitzt viele Industrieunternehmen, eine Ölraffinerie, mehrere Banken und Aktien auf der ganzen Welt. Milliarden von Euro.«
»Als Teil Ihres Spiels sind heute zwei Menschen gestorben.«
»Das ist mir bewusst, aber Dorothea wollte die Unterlagen über die Blazek haben. Das entspricht ihrer realistischen Art. Anscheinend hat sie aber entschieden, dass sie von Ihnen nichts zu erwarten hat, und hat ihre Bemühungen aufgegeben. Ich hatte das schon vermutet. Daher habe ich dafür gesorgt, dass Christl die Gelegenheit bekam, mit Ihnen zu reden.«
»Sie haben Christl zur Zugspitze geschickt?«
Sie nickte. »Ulrich war dort, um über sie zu wachen.«
»Was ist, wenn ich bei dieser ganzen Sache nicht mitmachen möchte?«
Ihre wässrigen Augen nahmen einen verärgerten Ausdruck an. »Hören Sie, Herr Malone, wir beide sollten uns nicht gegenseitig zum Narren halten. Ich rede offen mit Ihnen. Könnte ich Sie um denselben Gefallen bitten? Sie wollen genauso dringend wissen wie ich, was vor achtunddreißig Jahren geschehen ist. Mein Mann und Ihr Vater sind zusammen gestorben. Der Unterschied zwischen Ihnen und mir liegt darin: Ich wusste, dass er in die Antarktis reiste. Nur war mir damals nicht klar, dass ich ihn nie wiedersehen würde.«
Malones Gedanken rasten. Diese Frau besaß viel Wissen aus erster Hand.
»Er war auf der Suche nach den Wächtern« , sagte sie. »Nach den Heiligen. «
»Sie können nicht ernstlich glauben, dass es solche Menschen gegeben hat.«
»Einhard hat es geglaubt. Sie sind in dem Testament erwähnt, das Sie in der Hand halten. Hermann hat es geglaubt. Dietz hat sein Leben für diese Überzeugung gegeben. Tatsächlich haben diese Wächter in vielen verschiedenen Kulturen verschiedene Namen erhalten. Die Azteken nannten sie Gefiederte Schlangen, es waren angeblich große, weiße Männer mit roten Bärten. Die Bibel nennt sie im Buch Genesis Elohim. Die Sumerer bezeichneten sie als Anunnaki. Die Ägypter kannten sie als Akhu, als Osiris und die Shemsu Hor. Sowohl im Hinduismus als auch im Buddhismus werden sie beschrieben. Ja, Herr Malone, in dieser Hinsicht sind Christl und ich einer Meinung, diese Wächter sind real. Sie haben sogar Karl den Großen beeinflusst.«
Sie redete Unsinn. »Frau Oberhauser, wir sprechen hier von Dingen, die vor Tausenden von Jahren geschehen sind …«
»Mein Mann war fest überzeugt, dass es die Wächter bis heute gibt.«
Ihm war bewusst, dass die Welt 1971 noch anders ausgesehen hatte. Es gab keine globale Medienvernetzung, keine GPS-Satellitenüberwachung, keine geosynchronen Satelliten und kein Internet. Damals wäre eine verborgene Kultur
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