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Cotton Malone 04 - Antarctica

Cotton Malone 04 - Antarctica

Titel: Cotton Malone 04 - Antarctica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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Tagen je nach Bedarf ins Spiel bringen.
    Er schlug den Ordner auf und machte sich wieder mit den Details vertraut.
    Erstaunlich, wie jemand sich in seiner öffentlichen Rolle so stark von der Privatperson unterscheiden konnte. Er fragte sich, wie die Politiker es nur schafften, ihre Fassade zu wahren. Es musste schwierig sein. Begehren und Gelüste drängten sie in die eine Richtung – doch die Karriere und die Sorge um ihr Image zerrten sie in die andere.
    Dafür war Senator Aatos Kane das perfekte Beispiel.
    Sechsundfünfzig Jahre alt. Zum vierten Mal in Michigan zum Senator gewählt, verheiratet, drei Kinder. Ein Berufspolitiker seit dem Alter von Mitte zwanzig, erst auf Bundesstaatsebene und dann im US-Senat. Als im vergangenen Jahr der Posten des Vizepräsidenten frei geworden war, hatte Daniels ihn dafür in Betracht gezogen, doch Kane hatte mit der Begründung abgelehnt, dass er zwar dem Weißen Haus für das gezeigte Vertrauen danke, aber überzeugt sei, dass er im Senat mehr für den Präsidenten leisten könne. Durch Michigan war ein erleichtertes Aufatmen gegangen. Kane wurde von mehreren politischen Beobachtergruppen als einer der Senatoren mit der effektivsten lokalen Klientelwirtschaft betrachtet. Die zweiundzwanzig Jahre auf dem Kapitol hatten Aatos Kane alles Wichtige gelehrt.
    Und welches war die wichtigste Lektion?
    Dass Politik immer lokal war.
    Ramsey lächelte. Er liebte Leute, die mit sich handeln ließen.
    Dorothea Lindauers Frage klang ihm noch immer im Ohr. Ist dort irgendetwas zu finden? Jahrelang hatte er nicht mehr an diese Fahrt in die Antarktis gedacht.
    Wie oft waren sie damals an Land gegangen?
    Vier Mal?
    Der Kapitän des Schiffs – Zachary Alexander – war ein neugieriger Kerl gewesen, aber Ramsey hatte den Befehl gehabt, die Mission geheim zu halten. Nur der Funkempfänger, den sein Team mit an Bord gebracht hatte, war auf die Notruffrequenz der NR-1A eingestellt gewesen. Horchstationen in der südlichen Hemisphäre hatten nie ein Signal aufgefangen. Das hatte später das Vertuschen erleichtert. Auch radioaktive Strahlung war nicht entdeckt worden. Man war der Meinung gewesen, dass ein Signal und Strahlung näher bei dem U-Boot leichter aufzuspüren wären. In jenen Tagen machte das Eis oft die empfindliche Elektronik unbrauchbar. Daher hatten sie zwei Tage lang gehorcht und gemessen, während die Holden das Weddell-Meer abgefahren war, einen Ort heulender Stürme, purpurrot leuchtender Wolken und eines geisterhaften Hofs um die schwache Sonne.
    Ergebnislos.
    Dann waren sie mit der Ausrüstung an Land gegangen.
    »Was ist?« , fragte er Lieutenant Herbert Rowland.
    Der Mann war erregt. »Signal in zweihundertvierzig Grad. «
    Er starrte über den in kilometerdickes Eis gepackten toten Kontinent. Es war acht Grad unter null und dabei beinahe schon Sommer. Ein Signal? Hier? Unmöglich. Sie befanden sich sechshundert Meter landeinwärts der Stelle, an der sie mit ihrem Boot gelandet waren, und das Terrain war so flach und ausgedehnt wie das Meer; unmöglich zu sagen, ob unter ihnen Wasser oder Erde lag. Rechts von ihnen und vor ihnen ragten Berggipfel wie Zähne aus der glitzernden, weißen Fläche.
    »Eindeutiges Signal in zweihundertvierzig Grad« , wiederholte Rowland.
    »Sayers« , rief Ramsey dem dritten Mitglied des Teams zu.
    Der Lieutenant untersuchte fünfzig Meter weiter vorn den Boden auf Risse. Optische Wahrnehmung war hier ein ständiges Problem. Der Schnee war weiß, der Himmel war weiß, und selbst die Luft war von ihren Atemwölkchen weiß. An diese in Eis erstarrte Leere war das menschliche Auge kaum besser angepasst als an tiefste Dunkelheit.
    »Es ist das verdammte U-Boot« , sagte Rowland, der seine Aufmerksamkeit noch immer auf den Empfänger gerichtet hielt.
    Er fühlte bis heute die absolute Kälte, die ihn in diesem schattenlosen Land umfasst gehalten hatte, wo sich von einem Moment zum anderen graugrüne Nebelschwaden ausbreiten konnten. Sie hatten unter schlechtem Wetter, einem tief hängenden Himmel, dichten Wolken und ständigem Wind gelitten. Seitdem verglich er jeden Winter, den er auf der nördlichen Halbkugel erlebte, mit der rauen Witterung eines ganz normalen Antarktistags. Vier Tage hatte er dort verbracht – vier Tage, die er nie vergessen hatte.
    Sie machen sich keine Vorstellung, hatte er Dorothea Lindauer auf ihre Frage geantwortet.
    Er sah aufmerksam in den Tresor.
    Neben den Ordnern lag ein Logbuch.
    Vor achtunddreißig Jahren hatten die

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