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Cotton Malone 04 - Antarctica

Cotton Malone 04 - Antarctica

Titel: Cotton Malone 04 - Antarctica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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wussten mehr als er …
    »Vor zwölfhundert Jahren«, sagte Christl gerade, »war hier das Zentrum der säkularen Welt. Die Hauptstadt des neuen nördlichen Reichs, das zweihundert Jahre später das Heilige Römische Reich genannt wurde.«
    Er lächelte. »Dabei war es weder heilig noch römisch noch ein Reich.«
    Sie nickte. »Das stimmt. Aber Karl der Große war ein sehr fortschrittlicher Herrscher. Mit seiner großen Schaffenskraft gründete er Universitäten, schuf rechtliche Prinzipien, die schließlich ins Allgemeinrecht übergingen, organisierte die Regierung und stiftete ein Gefühl von Gemeinschaft, das an der Wiege Europas stand. Ich beschäftige mich seit Jahren mit ihm. Er scheint immer die richtigen Entscheidungen getroffen zu haben. In einer Zeit, in der Könige sich kaum einmal fünf Jahre an der Macht hielten und mit dreißig starben, regierte er siebenundvierzig Jahre lang und starb erst mit vierundsiebzig.«
    »Und Sie glauben, dass das so war, weil er Hilfe erhielt?«
    »Er aß bescheiden und trank maßvoll – und das in einer Zeit, da Völlerei und Trunksucht allgegenwärtig waren. Er ritt täglich, jagte und schwamm. Ein Grund, weshalb er Aachen als Hauptstadt wählte, waren die heißen Quellen, die er regelmäßig aufsuchte.«
    »Und das heißt also, dass die Heiligen ihn über den Wert von gesunder Nahrung, Hygiene und Körperertüchtigung belehrt haben?«
    Er sah, dass sie seine Ironie verstanden hatte.
    »Er war ein Krieger«, sagte sie. »Seine ganze Regierungszeit war durch Eroberungen gekennzeichnet. Aber er ging diszipliniert an einen Krieg heran. Er plante einen Feldzug mindestens ein Jahr lang und studierte seine Gegner. Außerdem lenkte er Schlachten, statt in ihnen mitzukämpfen.«
    »Und er war verdammt brutal. In Verden befahl er, viertausendfünfhundert Sachsen töten zu lassen.«
    »Das ist gar nicht sicher«, wandte sie ein. »Es wurden nie archäologische Beweise für ein solches Massaker gefunden. Möglicherweise wurde auch in der ursprünglichen Quelle fälschlich das Wort decollabat – enthauptete – verwendet, wo es hätte delocabat – siedelte um – heißen müssen.«
    »Eins plus für Ihre Geschichtskenntnisse. Und für Ihr Latein.«
    »Übrigens glaube ich das persönlich nicht. Der Chronist war Einhard. Er hat diesen Vorfall festgehalten.«
    »Vorausgesetzt natürlich, dass seine Schrift authentisch ist.«
    Der Zug kroch jetzt nur noch langsam dahin.
    Malone dachte noch immer über den Vortag und das Untergeschoss von Reichshoffen nach. »Sieht Ihre Schwester die Nazis und das, was sie Ihrem Großvater angetan haben, ähnlich wie Sie?«
    »Dorothea ist das völlig gleichgültig. Familie und Geschichte bedeuten ihr nichts.«
    »Und was bedeutet ihr dann etwas?«
    »Nur sie selbst.«
    »Sonderbar, dass Zwillinge sich so verabscheuen.«
    »Es gibt kein Gesetz, welches besagt, dass es ein Band zwischen uns geben muss. Ich habe schon als Kind gelernt, dass Dorothea ein Problem ist.«
    Er musste mehr über diese Meinungsverschiedenheiten erfahren. »Ihre Mutter scheint ihre Favoritin zu haben.«
    »Davon gehe ich eigentlich nicht aus.«
    »Sie hat Sie zu mir geschickt.«
    »Stimmt. Aber davor hat sie Dorothea geholfen.«
    Der Zug hielt.
    »Würden Sie mir das erklären?«
    »Sie hat ihr das Buch aus dem Grab Karls des Großen gegeben.«
     
    Dorothea beendete ihre Inspektion der Kisten, die Wilkerson in Füssen abgeholt hatte. Der Bücherhändler hatte gute Arbeit geleistet. Viele der Schriften des Ahnenerbes waren nach dem Krieg von den Alliierten beschlagnahmt worden, und so war sie überrascht, dass er doch noch so viel aufgespürt hatte. Doch selbst nach einer Lektüre von mehreren Stunden blieb ihr das Ahnenerbe ein Rätsel. Erst in den letzten Jahren war die Gesellschaft endlich von Historikern studiert worden, doch die wenigen Bücher, die über das Thema geschrieben worden waren, handelten überwiegend von Fehlschlägen.
    In diesen Kisten waren dagegen die Erfolge gesammelt.
    Es waren Expeditionen nach Schweden durchgeführt worden, um Felszeichnungen zu bergen, und in den Nahen Osten, wo die inneren Machtkämpfe des Römischen Reiches untersucht wurden – die aus Sicht des Ahnenerbes zwischen Angehörigen nordischer und semitischer Völker ausgekämpft worden waren. Göring selbst hatte diese Reise finanziert. In Damaskus hießen die Syrer die Forscher als Verbündete im Kampf gegen eine wachsende jüdische Bevölkerung willkommen. Im Iran besuchten die

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