Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cotton Malone 04 - Antarctica

Cotton Malone 04 - Antarctica

Titel: Cotton Malone 04 - Antarctica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
Vom Netzwerk:
wenn er sich äußerte, hörten die Menschen zu. Was wahrscheinlich schon zur Genüge erklärte, warum das Weiße Haus die Institution ablehnte. Insbesondere Daniels, der nun, in seiner zweiten Amtszeit, den Zenit seiner politischen Karriere schon überschritten hatte.
    Vor sich erblickte Ramsey einen kleinen, eleganten Mann in einem eng geschnittenen Kaschmirmantel, dessen blasses, engelhaftes Gesicht von der Kälte gerötet war. Er war glatt rasiert und hatte dicht am Kopf anliegendes, borstiges dunkles Haar. Er stampfte auf dem Bürgersteig herum, um sich aufzuwärmen. Ramsey warf einen Blick auf seine Uhr und schätzte, dass der Abgesandte seit mindestens einer Viertelstunde wartete.
    Er trat zu ihm.
    »Admiral, wissen Sie eigentlich, wie verdammt kalt es hier draußen ist?«
    »Minus zwei Grad.«
    »Und da konnten Sie nicht pünktlich kommen?«
    »Hätte ich pünktlich sein müssen, wäre ich es auch gewesen.«
    »Ich bin nicht in der Stimmung für solche Spielchen. Absolut nicht.«
    Interessant, wie mutig der Stabschef eines US-Senators durch sein Amt wurde. Ramsey fragte sich, ob Aatos Kane seinem Gefolgsmann den Auftrag gegeben hatte, die Krallen zu zeigen – oder improvisierte der?
    »Ich bin hier, weil der Senator meinte, dass Sie etwas zu sagen hätten.«
    »Will er immer noch Präsident werden?« Sämtliche früheren Kontakte Ramseys mit Kane waren über diesen Boten gelaufen.
    »Ja. Und das wird er auch.«
    »Das sagen Sie mit dem Vertrauen eines Mitarbeiters, der sich fest an den Rockzipfel seines Chefs hängt.«
    »Jeder Hai hat seinen Schiffshalterfisch.«
    Ramsey lächelte. »Das ist richtig.«
    »Was wollen Sie, Admiral?«
    Er nahm dem Jüngeren seine Überheblichkeit übel. Es war Zeit, diesem Mann seine Stellung klarzumachen. »Ich möchte, dass Sie den Mund halten und zuhören.«
    Der andere musterte ihn mit dem berechnenden Blick eines politischen Profis.
    »Als Kane Probleme hatte, hat er um Hilfe gebeten, und ich habe ihm verschafft, was er brauchte. Ohne Fragen zu stellen, ich habe es einfach getan.«
    Drei Männer eilten vorbei, und er machte eine kurze Pause, bevor er weitersprach.
    »Ich könnte hinzufügen, dass ich dabei eine Vielzahl von Gesetzen verletzt habe, was Ihnen gewiss vollkommen egal ist.«
    Sein Zuhörer war weder alt noch erfahren oder wohlhabend. Doch er war ehrgeizig und verstand den Wert eines politischen Gefallens.
    »Der Senator ist sich bewusst, was Sie getan haben, Admiral. Auch wenn er, wie Sie wissen, nicht in das ganze Ausmaß Ihres Plans eingeweiht war.«
    »Doch er hat hinterher die Vorteile nicht abgelehnt.«
    »Zugegeben. Was wollen Sie jetzt?«
    »Ich möchte, dass Kane den Präsidenten auffordert, mich in den Vereinigten Generalstab zu ernennen. Ich will den Platz, der durch Sylvians Tod frei geworden ist.«
    »Und Sie denken, der Präsident kann dem Senator seinen Wunsch nicht abschlagen?«
    »Nicht ohne ernsthafte Konsequenzen.«
    In das Gesicht, das ihn erregt ansah, trat ein flüchtiges Lächeln. »Das kommt nicht in Frage.«
    Hatte er richtig gehört?
    »Der Senator hat schon vermutet, wie Ihre Bitte lauten würde. Sylvians Leiche war wahrscheinlich noch nicht einmal kalt, als Sie vorhin anriefen.« Der Jüngere zögerte. »Was uns verwunderlich erscheint.«
    Ramsey entdeckte Misstrauen im aufmerksamen Blick des anderen.
    »Schließlich haben Sie uns, wie Sie eben selbst sagten, einmal einen Dienst erwiesen, ohne dass irgendwelche Spuren zurückblieben.«
    Ramsey ging nicht auf die Andeutung ein und fragte: »Was meinen Sie mit Das kommt nicht in Frage?«
    »Sie sind zu umstritten. Sie haben etwas von einem Blitzableiter. Zu viele Angehörige der Navy mögen Sie entweder nicht oder trauen Ihnen nicht über den Weg. Es hätte negative Folgen, Ihre Bewerbung zu unterstützen. Und wie ich schon sagte: Wir bereiten uns ab Anfang nächsten Jahres auf die Kandidatur fürs Weiße Haus vor.«
    Ramsey begriff, dass der klassische Washingtoner Twostep begonnen hatte. Ein berühmter Tanz, den Politiker wie Aatos Kane aus dem Effeff beherrschten. Da waren alle Experten sich einig. Kanes Kandidatur fürs Weiße Haus war plausibel. Er war der führende Bewerber seiner Partei und hatte nur wenig Konkurrenz zu fürchten. Ramsey wusste, dass der Senator in aller Stille Spendenzusagen gesammelt hatte, die inzwischen in die Millionen gingen. Kane war ein sympathischer, einnehmender Mensch, der sich vor Menschenmengen und Kameras wohl fühlte. Er war weder ein echter

Weitere Kostenlose Bücher