Cotton Malone 05 - Der Korse
von der Kälte als auch aufgrund seiner angegriffenen Nerven. Seine Stimme klang müde und rau.
»Was hast du für ein Problem, Graham?«, fragte sie.
Er wollte diese Frau als Verbündete, und so antwortete er einigermaßen ehrlich. »Ein Geschäftsarrangement ist schiefgelaufen. Ich fürchte, Madame Larocque wird recht zornig auf mich sein. Und zwar so sehr, dass sie mir vielleicht wird schaden wollen.«
Caroline schüttelte den Kopf. »Was hast du getan?«
Er lächelte. »Ich habe einfach nur versucht, Schluss damit zu machen, dass andere ständig über mich verfügen wollen.«
Er gestattete seinen Augen einen Ausflug über ihre wohlgeformten Beine und geschwungenen Hüften. Der Anblick ihrer makellosen Figur lenkte ihn von seinen Problemen ab, wenn auch nur für einen Moment.
»Daraus kannst du mir keinen Vorwurf machen«, fügte er hinzu. »Wir sind endlich wieder in ruhigerem Fahrwasser. Ich wollte Eliza einfach nur los sein. Sie ist wahnsinnig, weißt du.«
»Wir brauchen also die Murrays? Und Mr. Guildhall?«
»Und wenn möglich sogar noch mehr Männer. Diese Schlampe wird wütend sein.«
»Dann sollten wir ihr Grund geben, wirklich wütend zu werden.«
Er hatte schon darauf gewartet, dass sie ihm erklärte, was sie gefunden hatte.
Sie stand auf und holte eine Ledertasche von einem Stuhl. Daraus zog sie ein Blatt Papier hervor, auf dem die von Napoleon handschriftlich in dem Merowingerbuch notierten vierzehn Zeilen standen.
»Es ist genau wie mit dem Brief, den wir auf Korsika gefunden haben«, sagte sie. »Der Brief mit den nach oben verrückten Buchstaben, die Psalm 31 ergaben. Auch den hatte Napoleon eigenhändig geschrieben. Dass es hier derselbe Code ist, hat sich gezeigt, als ich ein Lineal unter die Zeilen gelegt habe.«
Sie holte ein Lineal hervor und zeigte es ihm.
Sofort bemerkte er, dass einige Buchstaben höher gerückt waren als die anderen.
»Und was steht da?«
Sie reichte ihm ein weiteres Blatt, und er sah alle nach oben verrückten Buchstaben auf einen Blick.
ADAGOBERTROIETASIONESTCETRESORETILESTLAMORT
»Es war nicht schwer, daraus Worte zu bilden«, sagte sie. »Man muss nur ein paar Zwischenräume einfügen.«
Sie brachte noch ein Blatt zum Vorschein.
A DAGOBERT ROI ET A SION EST CE TRESOR ET IL EST LA MORT
Er übersetzte aus dem Französischen: »König Dagobert und Sion gehört dieser Schatz und er liegt da tot.« Er zuckte resigniert die Schultern. »Was bedeutet das?«
Ein boshaftes Grinsen umspielte ihre einladenden Lippen.
»Sehr viel.«
Malone betrat das Gebäude mit der Waffe in der Hand und stieg die Treppe hinauf.
Stephanie folgte ihm.
Die Pariser Polizei wartete draußen.
Keiner von ihnen wusste, was sie erwartete, daher war es besser, so wenige Menschen wie möglich zu involvieren. Die Geheimhaltung wurde rasch zum Problem, umso mehr als zwei Kulturdenkmäler angegriffen worden waren und man Flugzeuge vom Himmel geschossen hatte. Präsident Daniels hatte ihnen aber versichert, dass die Franzosen sich mit den Medien befassen würden. Konzentrieren Sie sich einfach darauf, Lyon zu finden, hatte Daniels befohlen.
Sie kamen im dritten Stock an und fanden die Tür der Wohnung, die der Mann mit den bernsteingelben Augen gemietet hatte. Der Vermieter hatte ihnen den Hauptschlüssel gegeben.
Stephanie stellte sich mit der Pistole in der Hand auf der einen Seite auf. Malone ging hinter der gegenüberliegenden Seite in Deckung und hämmerte gegen die Tür. Er erwartete nicht, dass jemand aufmachte, und so steckte er den Schlüssel ins Schloss, drückte die Klinke herunter und stieß die Tür nach innen auf.
Er wartete ein paar Sekunden und spähte dann hinter dem Türpfosten hervor.
Die Wohnung war komplett leer, abgesehen von einem einzigen Gegenstand.
Auf dem Holzboden stand ein Notebook, den Bildschirm ihnen zugekehrt, und darauf lief ein Zähler ab.
2:00 Minuten.
1:59.
1:58.
Thorvaldsen hatte Malone siebenmal auf dem Handy angerufen und war jedes Mal auf der Mailbox gelandet. Seine Qual hatte sich von Mal zu Mal gesteigert.
Er musste mit Cotton Malone sprechen.
Wichtiger noch, er musste diesen verdammten Ashby finden. Er hatte seinen Privatdetektiven nicht befohlen, den Briten zu beschatten, nachdem dieser am Morgen England verlassen hatte. Denn er hatte angenommen, dass er Ashby bis zum späten Nachmittag im Eiffelturm unter den Augen haben würde. Bis dahin wären dann seine Männer einsatzbereit in Frankreich.
Aber Ashby hatte etwas
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