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Cotton Malone 05 - Der Korse

Cotton Malone 05 - Der Korse

Titel: Cotton Malone 05 - Der Korse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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kaum Autos; alle Nobelboutiquen in dieser Gegend waren über Weihnachten geschlossen.
    Sam wirkte nervös. Er stellte sofort die Frau vor und erklärte, wer sie war.
    »Euch beide scheint man ja in einen ziemlichen Schlamassel hineingezogen zu haben«, sagte Thorvaldsen.
    »Wir hatten keine große Wahl«, antwortete Meagan Morrison.
    »Ist Ashby immer noch da drin?«, fragte er und deutete dabei auf das Hotel.
    Sam nickte. »Es sei denn, er hätte sich entschieden, einen anderen Ausgang zu nehmen.«
    Thorvaldsen sah über die Straße zum Four Seasons hinüber und fragte sich, was der Ränkeschmied wohl als Nächstes plante.
    »Henrik, ich war oben auf der Spitze des Eiffelturms«, sagte Sam. »Ich bin hochgefahren, nachdem Ashby heruntergekommen war. Das Flugzeug – hatte es auf den Club abgesehen, oder?«
    Thorvaldsen nickte. »In der Tat. Was hast du da oben gemacht?«
    »Ich wollte nach dir sehen.«
    Bei diesen Worten musste Thorvaldsen an Cai denken. Sam war ungefähr in dem Alter, das Cai gehabt hätte, wenn er noch am Leben wäre. Vieles an dem jungen Amerikaner erinnerte ihn an seinen Sohn. Vielleicht hatte er deshalb Sympathie für ihn empfunden. Fehlgeleitete Liebe und all dieser andere psychologische Unsinn, für so etwas war er noch vor zwei Jahren absolut nicht anfällig gewesen.
    Jetzt aber wurde er von solchen Gefühlen verzehrt.
    Doch durch den dichten Nebel der Bitterkeit, der jeden seiner Gedanken zu umfangen schien, war noch immer die leise Stimme der Vernunft zu hören. Die forderte ihn auf, langsam zu machen und nachzudenken. Daher sah er Sam an und sagte: »Cotton hat diese Katastrophe verhindert. Er hat das Flugzeug geflogen.«
    Er bemerkte den ungläubigen Blick in den Augen des jungen Mannes.
    »Du wirst erfahren, dass sowohl er als auch Stephanie Nelle äußerst einfallsreich sind. Zum Glück waren sie dem Problem gewachsen.« Er machte eine Pause. »Genau wie offensichtlich auch du. Das war tapfer von dir. Ich weiß das zu schätzen.« Er kam zum Grund seines Besuchs. »Du sagtest, du hättest eine Möglichkeit, Stephanie Nelle zu kontaktieren?«
    Sam nickte.
    »Sie kennen sie?«, fragte Meagan Thorvaldsen.
    »Stephanie und ich haben mehrmals zusammengearbeitet. Wir sind – Bekannte.«
    Die junge Frau war eindeutig nicht sonderlich beeindruckt. »Sie ist eine Zicke.«
    »Manchmal schon.«
    »Ich weiß nicht recht, ob ich sie anrufen soll«, sagte Sam.
    »Das solltest du tun. Sie muss über Ashby Bescheid wissen. Ruf sie an, und wir reden gemeinsam mit ihr.«

62
    Eliza verabschiedete sich von den letzten Mitgliedern des Pariser Clubs, als diese La Salle Gustave Eiffel verließen. Sie hatte es geschafft, sich den Nachmittag über zu beherrschen und die Angst, die die Leute im Saal gepackt hielt, zu beschwichtigen. Als die Sitzung zu Ende ging, schienen Thorvaldsens Anschuldigungen vergessen oder zumindest abgehakt zu sein.
    Mit ihren eigenen Sorgen sah es dagegen anders aus.
    Der Mann, den sie aufsuchte, freute sich, von ihr zu hören. Seine ausdruckslose Stimme verriet zwar keine Emotionen, aber das schlussfolgerte sie aus der Tatsache, dass er Zeit hatte und bereit war, ihren Auftrag anzunehmen. Sie war vor ein paar Jahren auf ihn gestoßen, als sie eine unorthodoxe Unterstützung gegen einen Schuldner gesucht hatte – gegen jemanden, der geglaubt hatte, seine Verpflichtungen nicht begleichen zu müssen, weil er mit ihr befreundet war. Sie hatte sich erkundigt, erfahren, welche Fähigkeiten der Mann besaß, und sich mit ihm getroffen. Vier Tage später hatte der Schuldner die ausstehende Summe von mehreren Millionen Euro vollständig bezahlt. Sie hatte nie gefragt, wie ihr neuer Helfer das erreicht hatte, sondern war einfach nur froh gewesen, dass es geklappt hatte. Seit damals hatte es drei weitere »Situationen« gegeben. Jedes Mal hatte sie Kontakt mit ihm aufgenommen. Und jedes Mal war der Auftrag erledigt worden.
    Sie hoffte, dass es heute genauso laufen würde.
    Der Mann wohnte auf dem Montmartre, im Schatten der Kuppeln und Kirchtürme, die von Paris’ höchster Erhebung aufragten. Sie fand das Haus in der Rue Chappe, einer schattigen Straße mit geschichtsträchtigen Altbauten, die inzwischen schicke Läden, Cafés und in den oberen Etagen teure Wohnungen beherbergte.
    Sie stieg die Treppe zum zweiten Stock hinauf und klopfte leicht an die Tür, die mit einer Fünf aus Messing gekennzeichnet war. Der Mann, der aufmachte, war klein und schlank und hatte strohiges, graues Haar.

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