Cotton Malone 05 - Der Korse
Sitzungssaal zurückschleichen, daher beschloss er zu gehen.
Jemand hatte versucht, den Eiffelturm mit einem Flugzeug zu rammen, und hätte beinahe Erfolg gehabt. Das Militär wusste offensichtlich über die Situation Bescheid, wie der Hubschrauber, der das Flugzeug verfolgt hatte, bewies.
Stephanie Nelle kontaktieren!, sagte er sich.
Er lockerte die Krawatte und öffnete den obersten Knopf seines Hemdes. Seine Kleider und sein Mantel lagen in der Polizeistation unter dem Südpylon, wo er und Meagan sich umgezogen hatten.
Bei der offenen Mitte der ersten Plattform blieb er stehen und blickte auf den Platz hinunter. Dort standen Hunderte Menschen Schlange. Wäre dreihundert Meter weiter oben ein Flugzeug gegen den Turm gekracht und explodiert, hätte das schreckliche Folgen gehabt. Interessant, dass die Behörden den Schauplatz nicht räumten. Tatsächlich war das Chaos oben absoluter Ruhe gewichen. Als wäre gar nichts passiert. Irgendwie spürte er, dass Stephanie Nelle bei dieser Entscheidung die Hand im Spiel gehabt hatte.
Er trat vom Geländer weg und stieg die Metalltreppe zum Platz hinunter. Henrik Thorvaldsen war gegangen. Sam hatte beschlossen, nicht das Gespräch mit ihm zu suchen. Das ging nicht, nicht hier.
Auf halbem Weg nach unten vibrierte das Handy in seiner Hosentasche.
Stephanie hatte sowohl ihm als auch Meagan ein Handy gegeben und dort die Nummer des jeweils anderen sowie ihre eigene gespeichert.
Er griff nach dem Gerät und nahm ab.
»Ich hatte das Glück, ein Taxi zu erwischen, und folge jetzt Ashby«, sagte Meagan. »Ashby war in Eile, ist aber lange genug stehen geblieben, um das Flugzeug zu beobachten, als es am Eiffelturm vorbeiflog. Er war schockiert, Sam.«
»Das waren wir alle.«
»Das meine ich nicht.« Ihre Stimme klang überrascht. »Er war schockiert, weil es nicht gegen den Turm gekracht ist.«
Eliza stellte sich vor die Gruppe, aber durch ihren Kopf wirbelten so viele widersprüchliche Gedanken, dass sie sich nur schwer konzentrieren konnte.
»Was ist da oben passiert?«, fragte eines der Mitglieder.
»Die Sicherheitsleute untersuchen den Vorfall, aber anscheinend hat die Technik des Flugzeugs versagt. Zum Glück wurde das Problem rechtzeitig behoben.«
»Warum waren die Ausgangstüren versperrt?«
Sie konnte nicht die Wahrheit sagen. »Diese Antwort werden wir ebenfalls bald erfahren.«
»Was hat Herr Thorvaldsen gemeint, als er sagte, das Flugzeug sei unser Schicksal – wir sollten sterben – und Lord Ashby habe mit der Sache zu tun?«
Diese Frage hatte sie gefürchtet. »Offensichtlich gibt es eine Privatfehde zwischen Lord Ashby und Herrn Thorvaldsen. Davon habe ich allerdings gerade eben erst erfahren. Wegen dieser Feindschaft habe ich Herrn Thorvaldsen gebeten, von seiner Mitgliedschaft zurückzutreten, und er war einverstanden. Er hat sich entschuldigt, falls er Ihnen Angst oder Unannehmlichkeiten bereitet haben sollte.«
»Das erklärt nicht, was er auf der Plattform gesagt hat«, bemerkte Robert Mastroianni.
»Ich denke, da ist eher die Fantasie mit ihm durchgegangen. Er hat eine persönliche Abneigung gegen Lord Ashby.«
Ihr Neuzugang wirkte nicht befriedigt. »Wo ist Ashby?«
Sie erdachte eine weitere Lüge. »Er ist auf meine Bitte hin weggegangen, um sich um eine weitere Angelegenheit von entscheidender Bedeutung zu kümmern. Ob er es vor dem Ende der Sitzung zurückschafft, weiß ich nicht.«
»Oben auf der Turmspitze haben Sie aber etwas ganz anderes gesagt«, merkte eines der Mitglieder an. »Da wollten Sie wissen, wo er war.«
Sie sagte sich, dass diese Männer und Frauen nicht dumm waren. Behandele sie also nicht so. »Ich wusste, dass er gehen würde. Es war mir einfach nur nicht klar, dass er schon aufgebrochen war.«
»Wohin ist er gegangen?«
»Es geht um den verschollenen Schatz, von dem ich Ihnen erzählt habe. Lord Ashby sucht danach und hat eine neue Spur gefunden. Vorhin hat er sich entschuldigen lassen, um zu erkunden, wohin sie ihn führt.«
Sie sprach mit ruhiger und fester Stimme, denn sie wusste schon seit langem, dass bei einer solchen Behauptung nicht nur das Was, sondern auch das Wie zählte.
»Wir machen einfach weiter?«, fragte einer der anderen.
Sie bemerkte die Überraschung in der Frage. »Natürlich. Warum denn nicht?«
»Vielleicht deswegen, weil wir alle beinahe getötet worden wären?«, schlug Mastroianni vor.
Sie musste ihnen die Angst nehmen, und die beste Methode, Spekulationen Einhalt zu gebieten,
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