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Cotton Malone 05 - Der Korse

Cotton Malone 05 - Der Korse

Titel: Cotton Malone 05 - Der Korse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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modernisiert wurde. Vor allem die historischen Ausstellungsräume, zwei komplette Stockwerke, waren bis zum nächsten Frühjahr geschlossen. Die Arbeiten umfassten auch die Renovierung der Außenfassade und eine Neugestaltung des Haupteingangs. Aber nicht heute. An Heiligabend. Einem Feiertag.

    Malone ging eine der langen Arkaden von Les Invalides entlang, vorbei an geschlossenen Holztüren, die sich im Abstand von drei Metern folgten und von Kanonen mit hoch erhobenem Rohr flankiert wurden. Er kam von der Süd- zur Ostarkade, passierte die Soldatenkirche, bog um die Ecke und hastete auf den vorläufigen Eingang ins Ostgebäude zu. Ashby und seine Leute standen auf der gegenüberliegenden Seite des Ehrenhofs, dem geschlossenen östlichen Teil des Museums zugewandt, in dem historische Objekte des siebzehnten und achtzehnten Jahrhunderts ausgestellt waren, Gegenstände aus der Zeit Ludwigs XIV. bis zu Napoleon.
    Im improvisierten Eingang, der zur Treppe zum zweiten Stock führte, wo das Reliefkartenmuseum und die Museumsbuchhandlung weiterhin geöffnet waren, ging eine Museumswärterin in grauem Mantel mit Aufseherblick langsam auf und ab.
    Sich am mächtigen Holzgeländer festhaltend, stieg Malone die Treppe hinauf.
    Im ersten Stock waren die Lifttüren mit zwei Brettern, die ein X bildeten, vernagelt. Auf Paletten lag weiteres Gerüstbaumaterial. An einer geschlossenen, weißen Metallflügeltür, eindeutig ein Provisorium, klebte ein Schild mit der Aufschrift INTERDIT AU PUBLIC – Zutritt für Unbefugte verboten. Ein weiteres Schild, das an der Wand befestigt war, wies auf die SALLES NAPOLÉON PREMIER hin, die Ausstellungsräume für Napoleon I.
    Malone näherte sich und zog mit einem Ruck am Griff der Metalltür.
    Die Tür ging auf.
    Er wusste, dass die Türen nicht abgeschlossen wurden, da das Gebäude als Ganzes jede Nacht verschlossen wurde und es in den Ausstellungsräumen hinter der Tür wenig Wertvolles gab. Also trat er in den dämmrigen, stillen Raum, ließ die Tür hinter sich zufallen und hoffte, dass er die nächsten Minuten nicht noch bereuen würde.

37
    Napoleon lag im Bett und starrte in den Kamin. Die Kerzen brannten hell und warfen einen rötlichen Schein auf sein Gesicht. Er ließ zu, dass die Wärme und die Stille ihn in den Schlaf lullten.
    »Alter Seher. Kommst du endlich, mich zu holen?« , fragte er laut mit zärtlicher Stimme.
    Ein fröhlicher Ausdruck trat in Napoleons Miene, wurde jedoch sofort von Zorn verdrängt. »Nein« , schrie er. »Du irrst dich. Mein Glück ähnelt nicht den sich wandelnden Jahreszeiten. Ich bin noch nicht im Herbst angelangt. Der Winter nähert sich nicht. Was? Du sagst, meine Familie werde mich verlassen und verraten? Das kann nicht sein. Ich habe sie mit Wohltaten überhäuft …« Er hielt inne, und sein Gesicht nahm den Ausdruck aufmerksamen Zuhörens an. »Ach, aber das ist zu viel. Unmöglich. Ganz Europa ist nicht fähig, mich zu stürzen. Mein Name ist mächtiger als das Schicksal. «
    Vom lauten Klang seiner eigenen Stimme aufgeweckt, schlug Napoleon die Augen auf und blickte sich im Zimmer um. Seine zitternde Hand fuhr zur feuchten Stirn.
    »Was für ein schrecklicher Traum« , sagte er zu sich.
    Saint-Denis trat zu ihm. Der gute, treue Diener war stets an seiner Seite und schlief neben Napoleons Bett auf dem Boden. Immer zum Zuhören bereit.
    »Ich bin hier, Sire. «
    Napoleon ergriff Saint-Denis’ Hand.
    »Vor langer Zeit, als ich in Ägypten war, hat ein Zauberer in der Pyramide zu mir gesprochen« , sagte er. »Er hat mir den Untergang prophezeit und mich vor meinen Verwandten und der Undankbarkeit meiner Generäle gewarnt. «
    In seine Erinnerungen versunken, mit einer Stimme, die vom Schlaf noch rau war, schien er reden zu müssen.
    »Er hat mir gesagt, ich würde zwei Frauen haben. Die erste würde Kaiserin sein, und nicht der Tod, sondern eine andere Frau würde sie vom Thron stürzen. Die zweite Frau würde mir einen Sohn gebären, aber dennoch würde mein ganzes Unglück mit ihr beginnen. Ich würde nicht länger reich und mächtig sein. All meine Hoffnungen würden enttäuscht werden. Ich würde zwangsexiliert werden und auf fremdem Boden enden, eingesperrt zwischen Bergen und Meer. «
    Napoleon blickte mit einem Ausdruck unverstellter Angst vom Bett auf.
    »Ich habe diesen Zauberer erschießen lassen« , sagte er. »Ich habe ihn für einen Narren gehalten, und ich höre niemals auf Narren. «

    Thorvaldsen lauschte Eliza Larocque, die

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