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Cotton Malone 05 - Der Korse

Cotton Malone 05 - Der Korse

Titel: Cotton Malone 05 - Der Korse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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aus einem Projektor.
    Seine Lippen zitterten.
    Erinnerungen, die er beinahe vergessen hatte – aus Zeiten, die schon viele Jahre vorbei waren –, traten ihm vor die Augen, verschwammen wieder und verschwanden.
    Er hatte Cai auf seinem Landsitz bestattet, auf dem Familienfriedhof, neben Lisette und zwischen anderen Thorvaldsens, die schon Jahrhunderte dort ruhten. Sein Sohn hatte einen schlichten, grauen Anzug getragen, in dem eine gelbe Rose steckte. Cai hatte gelbe Rosen geliebt, genau wie Lisette.
    Er erinnerte sich an den eigentümlichen Geruch, der aus dem Sarg aufgestiegen war – ein wenig säuerlich und ein wenig dumpf –, der Geruch des Todes.
    Seine Einsamkeit überfiel ihn mit einem erneuten Ansturm.
    Er leerte den Kognakschwenker.
    Eine Woge der Traurigkeit brach mit unerträglicher Gewalt über ihm zusammen.
    Nun nagten keine Zweifel mehr an ihm.
    Ja, er würde Graham Ashby mit seinen eigenen Händen töten.

36
Paris,
Montag, 24. Dezember
11.00 Uhr
    Malone betrat den Invalidendom, der auf der Südseite an das eindrucksvolle Hôtel des Invalides angebaut war. Das barocke Gebäude mit seiner Fassade aus dorischen Säulen und dem Ziergiebel war von einer imposanten vergoldeten Kuppel gekrönt – dem zweithöchsten Bauwerk im Zentrum von Paris –, auf der zuoberst eine Laterne mit einer Spitze saß. Ursprünglich als Gebetsort für den König gedacht und von Ludwig XIV. errichtet, um den Ruhm der französischen Monarchie zu mehren, war die Kirche von Napoleon in eine Grabstätte für Kriegshelden umgewandelt worden. Hier ruhten drei der größten Männer in der französischen Militärgeschichte – de Turenne, de Vauban und Foch. 1861 wurde Napoleon selbst unter der Kuppel bestattet, und schließlich kamen noch seine zwei Brüder und sein Sohn dazu.
    Es war Heiligabend, und die Menschenmenge hatte sich keineswegs gelichtet. Obwohl der Invalidendom erst seit einer Stunde geöffnet war, drängten sich drinnen die Menschen. Das Haus wurde zwar nicht mehr für Gottesdienste genutzt, aber ein Schild erinnerte alle daran, den Hut abzunehmen und leise zu sprechen.
    Malone hatte die Nacht im Ritz verbracht, in einem Zimmer, das Thorvaldsen für ihn gemietet hatte, und Schlaf gesucht, aber nur beunruhigende Gedanken gefunden. Er machte sich Sorgen um Sam, vertraute aber darauf, dass Stephanie die Situation unter Kontrolle hatte. Thorvaldsen beunruhigte ihn stärker. Vendettas konnten einem teuer zu stehen kommen, in mehr als einer Hinsicht – das hatte er aus persönlicher Erfahrung gelernt. Er wusste noch immer nicht, wie er Thorvaldsen zügeln sollte, doch es war ihm klar, dass das dringend nötig war.
    Und zwar schnell.
    Er schlenderte zu einer hüfthohen Marmorbalustrade und spähte nach oben in die hoch aufragende Kuppel. Bilder der Evangelisten, der Könige von Frankreich und der Apostel sahen zu ihm zurück. Dann blickte er über das Geländer nach unten und betrachtete unmittelbar unter der Kuppel Napoleons Sarkophag.
    Die Einzelheiten waren ihm bekannt. Sieben ineinander gestellte Särge umschlossen die Gebeine des Kaisers. Zwei waren aus Blei, weitere aus Mahagoni, Eisen, Ebenholz und Eiche, und der letzte – der sichtbare Sarg – war aus rotem Porphyr, dem Stein der römischen Grabmäler. Beinahe vier Meter lang und zwei Meter hoch und mit Lorbeerkränzen geschmückt, ruhte der Sarkophag auf einem Sockel aus smaragdgrünem Granit. Zwölf kolossale Viktorienstatuen und die in den Boden gravierten Namen von Napoleons wichtigsten Siegen umschlossen das Grab.
    Malone blickte durch das Besuchergedränge in der Kirche auf Graham Ashby.
    Der Brite entsprach der Beschreibung, die Stephanie von ihm gegeben hatte, und stand auf der gegenüberliegenden Seite, nahe der kreisförmigen Balustrade.
    Thorvaldsen hatte Malone vor einer Stunde mitgeteilt, dass seine Privatdetektive Ashby von London nach Paris und von dort in den Invalidendom verfolgt hatten. Neben Ashby stand eine attraktive Frau mit langem, offenem Haar. Das brachte Malone eine andere blonde Frau in Erinnerung, die in den vergangenen zwei Wochen seine Aufmerksamkeit in Anspruch genommen hatte. Das war eines dieser Fehlurteile gewesen, die ihn beinahe das Leben gekostet hätten.
    Die Blonde stand, die Hüfte am Geländer, mit durchgedrücktem Rücken da und zeigte nach oben auf das eindrucksvolle Steingebälk, das um die Kirche herumlief, wobei sie Ashby anscheinend etwas erklärte, was dieser interessant fand. Das musste Caroline Dodd sein.

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