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Cotton Malone 05 - Der Korse

Cotton Malone 05 - Der Korse

Titel: Cotton Malone 05 - Der Korse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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Gesicht war grau von Bartstoppeln und die Augenlider fest geschlossen. Der Leichnam befand sich in einem bemerkenswert guten Zustand und erinnerte eher an Schlaf als an Zersetzung.
    Alle Objekte, die als Grabbeigaben mit ins Grab gelegt worden waren, waren immer noch da und lagen um Napoleons Satinbett herum. Eine Sammlung französischer und italienischer Münzen, in die sein gleichmütiges Gesicht eingeprägt war, eine silberne Sauciere, ein Teller und Messer, Gabeln und Löffel mit dem kaiserlichen Wappen darin, eine silberne Taschenflasche mit Wasser aus dem Geranium-Tal, ein Mantel, ein Schwert, ein Laib Brot und eine Flasche Wasser.
    Alle nahmen ihre Hüte ab; ein französischer Priester versprengte Weihwasser und rezitierte die Worte des Psalms 130: »Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir. «
    Der britische Arzt wollte den Leichnam im Namen der Wissenschaft untersuchen, aber General Gourgaud, ein schwerer Mann mit rotem Gesicht und grauem Bart, widersetzte sich. »Das dürfen Sie nicht. Unser Kaiser hat genug Angriffe auf seine Würde erduldet. «
    Alle Anwesenden wussten, dass London und Paris sich auf diese Exhumierung geeinigt hatten, um Meinungsverschiedenheiten zwischen den beiden Nationen beizulegen. Schließlich traf zu, was der französische Botschafter in England festgestellt hatte: »Ich kenne kein ehrbares Motiv für eine Weigerung, da England wohl kaum der Welt erklären kann, dass es einen Leichnam als Gefangenen festhalten möchte. «
    Der britische Gouverneur Middlemore trat vor. »Wir haben das Recht, den Leichnam zu untersuchen. «
    »Aus welchem Grund?« , fragte Marchand. »Zu welchem Zweck? Die Briten waren da, als der Sarg versiegelt wurde, und die Leiche wurde der Autopsie durch Ihre Ärzte unterzogen, obgleich der Kaiser in seinem letzten Willen das Gegenteil verlangt hatte. «
    Marchand selbst war an jenem Tag da gewesen, und seiner Bitterkeit war anzumerken, dass er diese Schändung nicht vergessen hatte.
    Middlemore gab sich mit spöttisch erhobenen Händen geschlagen. »Nun gut. Hätten Sie etwas gegen eine äußerliche Besichtigung einzuwenden? Schließlich befindet sich der Leichnam nach so langer Zeit unter der Erde in einem bemerkenswert guten Zustand, finden Sie nicht? Das muss man untersuchen. «
    Gourgaud gab nach, und die anderen schlossen sich ihm an.
    Und so tastete der Arzt die Beine, den Bauch, die Hände, ein Augenlid und die Brust ab.

    »Napoleon wurde dann in seine vier Särge aus Holz und Metall gelegt, der Schlüssel zum Sarkophag im Schloss gedreht und alles für die Rückkehr nach Paris vorbereitet«, berichtete Eliza.
    »Hinter was war der Arzt in Wirklichkeit her?«, fragte Thorvaldsen.
    »Hinter etwas, was die Briten in der Zeit, da Napoleon ihr Gefangener war, vergebens zu erfahren gesucht hatten. Der Lage des verlorenen Schatzes.«
    »Sie dachten, die Lösung sei im Grab zu finden?«
    »Sie wussten es nicht. Viele merkwürdige Gegenstände waren in den Sarg gelegt worden. Jemand dachte, vielleicht sei die Antwort dort zu finden. Man glaubt, dass das einer der Gründe war, weshalb die Briten der Exhumierung zugestimmt hatten – um noch einmal dort hineinzusehen.«
    »Und haben sie etwas gefunden?«
    Sie trank einen Schluck Wein. »Nein.«
    Sie sah zu, wie er ihre Worte verarbeitete.
    »Sie haben nicht an der richtigen Stelle gesucht, stimmt’s?«, fragte er.
    Allmählich gefiel ihr dieser Däne. »Nicht einmal annähernd.«
    »Und Sie, Madame Larocque, haben Sie die richtige Stelle gefunden?«
    »Das, Herr Thorvaldsen, ist eine Frage, deren Antwort wir möglicherweise noch vor Ende dieses Tages erfahren werden.«

38
    Malone fand die Ausstellungsräume, die Napoleon gewidmet waren, und betrachtete die Exponate, die an den Triumph und an den Untergang des Kaisers erinnerten. Er sah die Kugel, die den General bei Ratisbon verwundet hatte, sein Teleskop, seine Landkarten und Pistolen, seinen Spazierstock, seinen Morgenmantel und sogar seine Totenmaske. In einem Raum war das Zimmer auf St. Helena nachgestellt, in dem Napoleon gestorben war, einschließlich des Feldbetts und des Baldachins.
    Ein scharrendes Geräusch hallte durch den Saal.
    Jemand öffnete die metallene Flügeltür dreißig Meter weiter hinten mit Gewalt.
    Er hatte eine der Paletten mit Baumaterialien gegen die Tür gestellt, da er wusste, dass er bald Gesellschaft bekommen würde. Dann hatte er zugesehen, wie Ashby die Kirche verlassen hatte und gemächlich in den Invalides- Komplex hineingegangen

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