Cotton Malone 05 - Der Korse
war. Während Ashby und seine Leute stehen geblieben waren, um den Ehrenhof zu bewundern, war er nach drinnen geeilt. Er nahm an, dass Ashby dasselbe Insiderwissen besaß, das Stephanie ihm verschafft hatte. Nach seinem Aufbruch von Thorvaldsen hatte er sie gestern Abend angerufen und einen Plan entwickelt, der ihre Bedürfnisse berücksichtigte, ohne seinem Freund zu schaden.
Der reinste Jonglierakt. Aber nicht unmöglich.
Die Palette vor der Metalltür scharrte lauter über den Boden.
Er drehte sich um und sah, dass Licht in den dämmrigen Saal einfiel.
Drei Schatten durchbrachen den Lichtstreifen.
Vor Malone, in einer teilweise offenen Glasvitrine, befanden sich etwas Tafelsilber, ein Becher, aus dem Napoleon bei Waterloo getrunken hatte, eine Teekiste von St. Helena und zwei Bücher. Ein kleines Schild informierte die Museumsbesucher, dass die Bücher aus Napoleons persönlicher Bibliothek auf St. Helena stammten und zu den tausendsechshundert Bänden gehörten, die Napoleon dort aufbewahrt hatte. Das eine Buch lautete Erinnerungen und Briefwechsel Josephines, und Napoleon hatte es, so das Schild, 1821 kurz vor seinem Tod gelesen. Angeblich hatte er sich über den Inhalt geärgert und seine Wahrhaftigkeit bestritten. Das andere Buch war ein kleines, in Leder gebundenes Bändchen, das in der Mitte aufgeschlagen dalag. Ein weiteres Schild erklärte, bei dem Buch handele es sich um Das Königreich der Merowinger 450 – 751 n. Chr. aus derselben persönlichen Bibliothek Napoleons. Dieses Buch unterscheide sich von den anderen dadurch, dass es im Testament des Kaisers speziell aufgeführt sei.
Das Klacken eiliger Absätze hallte durch den Saal.
Ashby liebte Schatzsuchen.
Er amüsierte sich immer über Bücher und Filme, in denen Schatzjäger als Draufgänger dargestellt waren. In Wirklichkeit verbrachten sie den größten Teil ihrer Zeit über alten Schriften, seien das nun Bücher, Testamente, Briefe, persönliche Notizen, private Tagebücher oder öffentlich zugängliche Akten. Bruchstücke von Informationen, die man zusammenklaubte. Nie löste ein einziges Beweisstück das Rätsel mit einem Schlag. Die Hinweise waren im Allgemeinen entweder extrem dünn gesät oder nicht entzifferbar, und es gab weit mehr Enttäuschungen als Erfolge.
Diese Schatzsuche war dafür das perfekte Beispiel.
Und doch waren sie diesmal vielleicht auf etwas gestoßen.
Das war allerdings schwer zu sagen, bis sie Das Königreich der Merowinger 450-751 n. Chr. untersucht hatten, das hoffentlich in wenigen Metern Entfernung auf sie wartete.
Eliza Larocque hatte ihm den Rat gegeben, dass dies der perfekte Tag dafür war, sich in diesen Teil des Museums zu schleichen. Denn heute sollten keine Handwerker bei der Arbeit sein. Ebenso würden die Angestellten von Les Invalides es eilig haben, ihren Arbeitstag abzuschließen, um zu Hause Weihnachten zu feiern. Morgen war einer der wenigen Tage, an denen das Museum geschlossen war.
Mr. Guildhall ging ihnen durch die vollgestellte Galerie voran.
Die laue Luft roch nach Farbe und Terpentin, noch ein Hinweis auf die Renovierungsarbeiten, die im Gang waren.
Er musste Paris verlassen, sobald er diese Aufgabe erledigt hatte. Die Amerikaner würden in London seinen Bericht dringend erwarten. Den würde er ihnen nun auch endlich geben. Es gab keinen Grund, das weiter hinauszuzögern. Der morgige Tag würde sich als äußerst interessant erweisen – ein Weihnachtstag, an den er sich mit Gewissheit erinnern würde.
Mr. Guildhall blieb stehen, und Ashby sah, was sein Helfer bereits entdeckt hatte.
In der Vitrine, in der die Andenken an Napoleon und die Bücher liegen sollten, sah er lediglich einen Band. Das zweite Buch war verschwunden. Nur eine kleine Karte lag auf dem hölzernen Ständer.
Der Moment der Stille, der entstand, kam ihm wie eine Stunde vor.
Er unterdrückte sein Entsetzen, trat näher und las, was auf der Karte stand.
Lord Ashby, wenn Sie ein braver Junge sind, geben wir Ihnen das Buch.
»Was bedeutet das?«, fragte Caroline.
»Ich nehme an, das ist Eliza Larocques Methode, dafür zu sorgen, dass ich nicht aus der Reihe tanze.«
Er musste selbst darüber lächeln, wie glühend hoffnungsvoll seine Lüge klang.
»Dort steht wir. «
»Sie muss den Club meinen.«
»Sie hat dir alle anderen Informationen gegeben, die sie besaß. Sie hat dich über diesen Ort hier informiert.« Die Worte waren eher Fragen als Feststellungen.
»Sie ist vorsichtig. Vielleicht will sie
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