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Cotton Malone 05 - Der Korse

Cotton Malone 05 - Der Korse

Titel: Cotton Malone 05 - Der Korse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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brauchte. Zu seinem Unglück gab es so etwas zu seiner Zeit nicht.«
    »Was könnte denn überhaupt den Platz des Krieges einnehmen?«
    Sie zuckte die Schultern. »Es ist schwer, so etwas zu finden, aber nicht unmöglich. Es würde darauf ankommen, einen Ersatzfeind zu schaffen. Eine Bedrohung, entweder echt oder nur wahrgenommen, gegen die die Gesellschaft zusammensteht, um sich zu verteidigen. Massenvernichtung durch Atomwaffen zum Beispiel. Darum ging es während des Kalten Krieges. Keine Seite hat der anderen je großen Schaden zugefügt, aber beide Seiten haben Milliarden und Abermilliarden für die Vorbereitungen ausgegeben. Der Regierung ging es während des Kalten Krieges prächtig. Der amerikanische Staat entwickelte sich in einem nie gekannten Ausmaß. Die westliche Zivilisation erklomm von 1950 bis 1990 neue Höhen. Es ist dem Kalten Krieg zu verdanken, dass der Menschheit der Flug zum All gelang. Das ist nun wirklich ein Beispiel für einen würdigen Kriegsersatz.«
    »Ich habe Sie gut verstanden.«
    »Es gibt noch andere Beispiele, auch wenn die weniger zwingend sind. Globale Erwärmung, wahrgenommene Nahrungsmittelknappheit oder die Kontrolle über Wasservorräte. In den letzten Jahren hat man es mit so etwas versucht. Aber diese Probleme sind bisher nicht akut genug oder werden nicht als ausreichende Bedrohung wahrgenommen.
    Vielleicht könnten sich auch milliardenschwere Programme bewähren, die die Ausgaben im Bereich Gesundheitsfürsorge, Bildung, öffentlicher Wohnungsbau und Personenverkehr drastisch erhöhen. Aber diese Programme würden allumfassend sein und die ganze Bevölkerung einspannen müssen, um Erfolg zu haben, wobei in einem unglaublichen Maß Ressourcen verbraucht würden. Es ist unwahrscheinlich, dass es dazu kommen könnte. Selbst ein kleiner Krieg beansprucht große Mengen von Ressourcen. Militärausgaben und militärische Vorbereitungen verschwenden ungeheuer viel Geld, und kein Wohlfahrtsprogramm könnte dem jemals gleichkommen, auch wenn mit den verschiedenen nationalen Gesundheitsfürsorgeprogrammen und Sozialversicherungssystemen auf der ganzen Welt Geld in ungeheuren Mengen verpulvert wird. Aber letztlich ist mit diesen Unternehmungen nicht genug Verschwendung möglich, um sie zu einem tragfähigen Kriegsersatz zu machen.«
    Thorvaldsen kicherte. »Fällt Ihnen auf, wie absurd das ist, was Sie sagen?«
    »Vollkommen. Aber der Übergang zum Weltfrieden ist ein schwieriges Unterfangen. Ignoriert man einmal einen Moment lang die Herausforderung, die das Regieren darstellt, bleibt immer noch das Problem, die kollektive Aggression zu kanalisieren.«
    »Wie die Römer es gemacht haben? Im Kolosseum? Mit Gladiatoren, Spielen und Opfern?«
    »Die Römer waren klug. Sie haben die Konzepte begriffen, die ich gerade erkläre. Will man in einer friedensbasierten Gesellschaft den sozialen Zerfall vermeiden, müssen Alternativen zum Krieg geschaffen werden. Die Spiele boten den Römern diese Möglichkeit, und ihre Gesellschaft gedieh jahrhundertelang prächtig.«
    Sie konnte unschwer feststellen, dass er sich für das interessierte, was sie sagte.
    »Herr Thorvaldsen, schon vor langer Zeit haben Könige erkannt, dass ihre Untertanen in Friedenszeiten vieles nicht zu ertragen bereit waren, was sie im Krieg bereitwillig akzeptierten. Diese Feststellung stimmt gerade auch für die heutigen Demokratien. Schauen wir noch einmal Amerika an. In den Fünfzigerjahren, als man die Bedrohung durch den Kommunismus für real hielt, duldete das Land die Missachtung der Bürgerrechte. Das Recht auf freie Meinungsäußerung erschien im Vergleich zu der eingebildeten Gefahr, die die Sowjetunion darstellte, als unbedeutend. Und in noch jüngerer Zeit, nach dem Angriff vom 11. September 2001, wurden Gesetze verabschiedet, an denen die Amerikaner zu jeder anderen Zeit Anstoß genommen hätten. Der Patriot Act hat in einem bisher nicht gekannten Maß Freiheiten aufgehoben und die Privatsphäre unterhöhlt. Überwachungsgesetze haben Bürgerrechte beschnitten und althergebrachte Freiheiten beschränkt. Gesetze zur Ausweispflicht wurden erlassen, die die Amerikaner bis dahin abgelehnt hätten. Aber um ihrer Sicherheit willen ließen sie diese staatlichen Übergriffe zu …«
    »Oder zumindest um der gefühlten Sicherheit willen.«
    Sie lächelte. »Richtig. Genau davon spreche ich ja. Eine glaubhafte äußere Bedrohung ist mit einer Erweiterung der politischen Macht gekoppelt – solange die Bedrohung

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