Cotton Malone 05 - Der Korse
Sache gut?«
»Er wäre gerne ein richtiger Agent, und ich gebe ihm eine Chance.«
»Ist er denn schon so weit?«
»Er ist alles, was ich im Moment habe, er muss es also einfach sein.«
»Und sie?«
»Ein Heißsporn. Rotzfrech. Mutig wie ein Straßenkater.«
»Man kann sich leicht vorstellen, dass ihr beiden aneinandergeratet.«
Sie lächelte. »Der französische Geheimdienst arbeitet mit mir zusammen. Wir haben den Leuten über Peter Lyon Bescheid gegeben. Sie wollen ihn unbedingt schnappen. Er ist in drei Bombenanschläge verwickelt, die sich hier vor einem Jahrzehnt ereignet haben und bei denen vier Polizisten gestorben sind.«
»Sind sie noch immer sauer wegen der paar Schäden im Cluny?«
Sie kicherte. »Der directeur général de la sécurité extérieure weiß alles über dich. Er hat mir von der Abtei in Belém und dem Aachener Dom erzählt. Aber er ist vernünftig. Deshalb konntet ihr beiden, du und Ashby, problemlos in Les Invalides hinein und wieder herauskommen. Glaub mir, so schlecht ist deren Sicherheitspersonal nicht.«
»Ich brauche noch etwas.« Er zeigte auf das Buch. »Eine Pressenachricht über dessen Diebstahl. Nichts Großartiges – nur so viel, dass es morgen in der Zeitung steht. Das würde helfen.«
»Wegen Thorvaldsen?«
Malone nickte. »Ich muss verhindern, dass er mir zu sehr auf die Pelle rückt. Er beabsichtigt, den Diebstahl gegenüber Larocque anzusprechen und gegen Ashby zu verwenden. Ich sehe nicht, wieso das schaden sollte, das kann er ruhig machen.«
»Wenn wir die Fäden richtig ziehen, bekommen wir vielleicht alle, was wir wollen.«
Malone war müde, die Anstrengungen der letzten Wochen holten ihn ein.
Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Außerdem musste er Gary anrufen. Morgen war Weihnachten, ein Tag, an dem Väter mit ihren Söhnen sprechen sollten.
»Und jetzt?«, fragte er.
»Wir beide fliegen nach London.«
Die nackten Hände in die Manteltaschen gesteckt, stand Sam mit Meagan in der Menschenmenge herum. Die Sonne schien strahlend vom wolkenlosen Winterhimmel herab.
»Warum tun Sie das?«, fragte er sie.
»Ihre Freundin hier hat gesagt, andernfalls würde ich verhaftet.«
»Das ist nicht der wahre Grund.«
In ihrem hübschen Gesicht stand keine Sorge, etwas, das ihm seit gestern mehrmals aufgefallen war. In dieser Persönlichkeit war nichts Negatives, zumindest nichts, was sich an der Oberfläche zeigte.
»Wir handeln endlich«, sagte sie. »Das Reden ist vorbei. Wir sind hier, Sam, und tun etwas.«
Etwas von dieser Gefühlsaufwallung hatte auch er gespürt.
»Wir können sie aufhalten. Ich wusste, dass die Gefahr echt war. Und Sie haben das ebenfalls gewusst. Wir sind nicht verrückt, Sam.«
»Ihnen ist aber doch bewusst, dass das, was Stephanie Nelle von uns will, gefährlich ist.«
Sie zuckte die Schultern. »Wie schlimm kann es schon werden? Übler als gestern im Museum? Was ist verkehrt daran, einmal ein wenig verwegen zu sein?«
Was bedeutet dieses Wort?, fragte er Norstrum.
»Frei. Lässig. Ein bisschen sorglos. «
Der Fünfzehnjährige verarbeitete die Definition. Er hatte wieder einmal eine Regel gebrochen und es riskiert, den Felsen ungesichert hinaufzuklettern. Norstrum hatte ihm aufgetragen, ein Seil zu benutzen, aber er hatte nicht gehorcht.
»Sam, wir alle gehen Risiken ein. Nur so kann man Erfolg haben. Aber unnötige Risiken vermeidet man. Der Erfolg kommt daher, dass man das Risiko minimiert, nicht daher, dass man es größer macht. «
»Aber das Seil war nicht nötig. Ich habe es gut geschafft. «
»Und was wäre geschehen, wenn du mit der Hand oder mit dem Fuß abgerutscht wärest? Oder wenn du einen Krampf bekommen hättest?« Norstrums knappe Fragen waren ein deutlicher Hinweis, dass er, wenn auch vielleicht nicht verärgert, so doch gewiss unzufrieden war. »Du wärst gestürzt. Du hättest für dein Leben verkrüppelt sein können, vielleicht sogar tot, und was hättest du durch das Eingehen eines solchen Risikos gewonnen?«
Sam bemühte sich, die Information richtig einzuordnen, und ließ sich auf den Tadel ein, während er nach der richtigen Antwort suchte. Es störte ihn, dass er Norstrum beunruhigt hatte. Als kleineres Kind war ihm das egal gewesen, aber jetzt, da er älter war, wollte er diesen Mann nicht mehr enttäuschen.
»Es tut mir leid. Das war dumm von mir. «
Der ältere Mann ergriff ihn bei der Schulter. »Vergiss das nicht, Sam, Tollkühnheit kann dein Tod sein. «
Norstrums Warnung ging ihm
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