Cotton Malone 05 - Der Korse
tatsächlich glaubhaft bleibt.«
Sie machte eine Pause.
»Und im Rahmen dieser Formel sind potenziell große Gewinne zu machen.«
Malone zeigte auf das Buch, das Professor Murad in Händen hielt, und auf die sonderbaren handschriftlichen Zeilen. »Es wird Henrik gar nicht gefallen, dass wir nicht wissen, was das ist.«
Murad untersuchte die merkwürdige Schrift weiter. »Ich habe eine Idee. Gehen wir in den Louvre. Ich muss etwas überprüfen.«
Thorvaldsen hörte Eliza Larocque weiterhin interessiert zu. Sie hatte offensichtlich viel Nachdenken in ihren Plan investiert. Er beschloss, sie zum Thema Ashby zurückzulenken.
»Sie haben mich noch gar nicht nach Ihrem Sicherheitsproblem gefragt«, meinte er mit freundlicher Stimme.
»Ich bin davon ausgegangen, dass Sie mir Näheres erläutern werden, wenn Sie so weit sind.«
Er trank seinen Wein und ordnete seine Gedanken. »Ashby hat beinahe dreißig Millionen Euro Schulden. Das meiste davon sind nicht gesicherte Kredite mit hohen Zinsen.«
»Ich habe Lord Ashby bisher als geradlinigen und sehr engagierten Mann kennengelernt. Er hat alles getan, worum ich ihn gebeten habe.«
»Lord Ashby ist ein Dieb. Wie Sie sehr gut wissen, war er vor einigen Jahren mit einer Gruppe illegaler Kunstsammler verbandelt. Viele Mitglieder der Gruppe wurden schließlich vor Gericht gestellt …«
»Dem Lord wurde nie etwas bewiesen.«
»Nun, noch einmal, das entlastet ihn durchaus nicht. Ich weiß, dass er in die Sache verwickelt war. Sie wissen dasselbe. Genau deshalb ist er ja ein Mitglied Ihres Clubs.«
»Er tut, worum ich ihn bitte, und macht dabei ausgezeichnete Fortschritte. Tatsächlich ist er gerade jetzt hier in Paris und folgt einer vielversprechenden Spur. Einer Spur, die auf direktem Weg zu unserem Ziel führen könnte. Und dafür, Herr Thorvaldsen, könnte ich bereit sein, eine ganze Menge zu verzeihen.«
Malone folgte Professor Murad in die Glaspyramide und von dort mehrere Rolltreppen hinunter. Leises Stimmengewirr erhob sich von der Menschenmenge, die darauf wartete, das Museum zu betreten. Malone fragte sich, wohin Murad mit ihm ging, und war dankbar, als der Professor an den langen Schlangen vor den Kassen vorbeimarschierte und sich zur Museumsbuchhandlung wandte.
Der zweigeschossige Laden war mit Informationen vollgepackt – Tausende von Büchern standen zum Verkauf, alle waren nach Herkunftsland und Epoche geordnet. Murad ging zur großen französischen Abteilung und trat zu mehreren Tischen, auf denen Bände lagen, die sich mit dem napoleonischen Zeitalter befassten.
»Ich komme oft hierher«, sagte der Gelehrte. »Das hier ist ein großartiger Laden. Es gibt enorm viele kaum bekannte Texte, die normale Buchhandlungen nicht führen.«
Malone verstand diese Begeisterung gut. Bibliophile waren überall gleich.
Murad ging hastig die Titel durch.
»Kann ich Ihnen helfen?«, fragte Malone.
»Ich suche nach einem französischen Buch.« Seine Augen wanderten noch immer über den Tisch. »Es handelt von St. Helena. Ich hätte es vor ein paar Wochen fast gekauft, aber …« Er griff zu und zog einen der Hardcoverbände hervor. »Hier ist es. Zu teuer. Daher hatte ich mich damit begnügt, es aus der Ferne zu bewundern.«
Malone lächelte. Der Mann gefiel ihm. Er hatte so gar nichts Prätentiöses.
Murad legte das Buch hin und blätterte die Seiten durch. Anscheinend fand er das, was er gesucht hatte, und bat Malone, das Buch aus dem Hôtel des Invalides auf der Seite mit den merkwürdigen handschriftlichen Zeilen aufzuschlagen.
»Genau, was ich dachte«, sagte Murad und zeigte auf das Buch, das sie gerade gefunden hatten. »Dies hier ist ein Foto einiger von Napoleon während seines Exils verfasster Notizen. Wir wissen, dass Napoleons Diener Saint-Denis viele der Entwürfe Napoleons abgeschrieben hat, da der Kaiser eine fürchterliche Handschrift hatte.« Murad zeigte auf das Buch. »Die beiden Schriftproben, die wir hier haben, sind nahezu identisch.«
Malone verglich die Bücher und sah, dass die Schrift in der Tat ähnlich war. Dieselben gerundeten Ms – – und hochgezogenen Es – . Der verlängerte Strich am Fuß der Fs – . Die merkwürdig geformten As – –, die wie schief verrutschte Ds aussahen.
»Dann hat also Saint-Denis die Zeilen in dem Buch über die Merowinger geschrieben?«, fragte Malone.
»Nein.«
Malone war verwirrt.
Murad zeigte auf das geöffnete Buch aus dem Louvre. »Lesen Sie die Bildunterschrift des Fotos.«
Malone
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