Cotton Reloaded - 12: Survival (German Edition)
abzufinden. Mit einem wilden Schrei machte er seinem Zorn Luft, während er nach seiner Waffe griff, die unter dem Jackett steckte. Doch ehe er sie ziehen konnte, rammte Decker ihm den Ellbogen in den Magen. Röchelnd sank Hernando vor ihr auf die Knie. Mit einem routinierten Griff riss Decker die Waffe aus seinem Holster und richtete die Mündung auf die Stirn des Drogenbosses. Zwischenzeitlich hatte Cotton sich um Hernandos Bodyguard gekümmert und ihn mit zwei blitzschnellen, eisenharten Faustschlägen ans Kinn ausgeschaltet.
*
Kurz vor Mittag flogen zwei Hubschrauber des FBI ein. An Bord befanden sich zehn Agents. Zur Unterstützung hatte John D. High noch ein SWAT-Team herbeordert, das sich aus Platzgründen von einem Lastenhubschrauber abseilen musste.
Die FBI-Agents waren allesamt mit schweren Handfeuerwaffen, schusssicheren Westen und Kopfhörersets ausgerüstet. Special Agent Steve Dillagio leitete das Team.
Decker brachte ihn rasch auf den aktuellen Stand der Dinge. Daraufhin beorderte Dillagio mehrere FBI-Experten von der Spurensicherung zu der Hütte mit den versteckten Leichen. Cotton gab den Männern eine Wegbeschreibung. Im Grunde mussten sie nur den Reifenspuren der beiden SUVs folgen, mit denen Gleason und seine Leute gekommen waren.
Anschließend zauberte Dillagio Handschellen aus seinem Jackett. Er ließ es sich nicht nehmen, Gleason persönlich die eisernen Manschetten anzulegen.
»Sie wollten mich umlegen, um Hernandos Bruder zu rächen?«, knurrte er dabei. »Daraus wird nichts mehr.«
»He, halt, was soll das?«, protestierte Gleason in Richtung Cotton. »Wollt ihr mich festnehmen?«
Der Gefragte nickte. »Davon gehe ich aus.«
»Wir hatten eine Abmachung!«
»Ich weiß.« Der G-Man zuckte mit den Schultern, was sein Bedauern ausdrücken sollte. »Ich halte mich auch daran. Meinetwegen können Sie gehen, wohin Sie wollen. Das Dumme ist nur, mein Kollege hat was dagegen. Und mit dem hatten Sie nichts ausgehandelt. Tut mir wahnsinnig leid.«
Dass es ihm leidtat, war gelogen, aber Cotton hatte schon Schlimmeres ertragen.
Dillagio übergab Gleason einem FBI-Agent, ehe er sich an Decker wandte. »Ich fliege mit Hernando voraus und schaffe ihn auf direktem Weg zum Verhör. Ihr könnt meinetwegen mit dem anderen Vogel hinterherkommen.«
»Wieso nehmen wir nicht zusammen einen Helikopter?«, fragte Decker.
»Bedauere, so ist nun mal die Vorschrift.«
»Was für eine Vorschrift?«
»Die Mr. High mir mit auf den Weg gegeben hat. Beschwert euch bei ihm und nicht bei mir. Man sieht sich.«
Hernandos Augen funkelten vor Zorn. »Das ist noch nicht vorbei!«
»Halt die Klappe!« Dillagio bugsierte den Drogenbaron in einen der FBI-Helikopter.
Sie nahmen hinten Platz. In der Kanzel checkte der Pilot die Armaturen und startete den Motor. Die Kabinentür wurde von innen geschlossen, während die Rotorblätter sich immer schneller drehten. Augenblicke später hob der Helikopter ab und gewann rasch an Höhe.
Der Abflug von Decker und Cotton verzögerte sich um fast eine Stunde. Decker gab den Kollegen vom FBI noch Instruktionen bezüglich der festgenommenen Killertruppe. Zeerookah wich ihr nicht von der Seite. Endlich war alles erledigt, was logistisch noch erledigt werden musste.
»Können wir jetzt endlich nach Hause?« Der IT-Experte versuchte möglichst unaufgeregt zu klingen, was dem genauen Gegenteil seiner momentanen Stimmungslage entsprach. »Der Survival-Test ist jetzt ja wohl abgesagt.«
Decker nickte. »Ich würde sagen, nachdem wir unsere Tauglichkeit zum Überleben erfolgreich unter Beweis gestellt haben, besteht kein Grund mehr, dass wir noch weiter trainieren. Fliegen wir nach Hause.«
Sie stiegen in den zweiten FBI-Hubschrauber, den der Pilot auf Südkurs brachte. Den Rückflug nutzten die übernächtigten Agents dazu, ein wenig Schlaf nachzuholen.
*
In New York landeten sie auf dem für die zivile Luftfahrt gesperrten Gelände des Flughafens von Newark.
Dillagios Helikopter stand dort vor einem Hangar. Um ihn herum war gelbes Absperrband gespannt, mit dem gewöhnlich Tatorte gesichert wurden. Auf dem Areal davor wimmelte es von uniformierten Polizisten, hektisch umherlaufenden FBI-Agents und einem halben Dutzend Streifenwagen mit flackernden Blaulichtern. Irgendetwas schien passiert zu sein. Soeben raste ein Rettungswagen mit heulender Sirene davon, ein zweiter parkte inmitten des Tohuwabohus.
Einer der Notärzte kümmerte sich um Deckers Kopfverletzung, desinfizierte die
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