Cotton Reloaded - 12: Survival (German Edition)
Smartphone ab und reichte es Decker, die mithilfe des Geräts Verbindung mit dem G-Team in New York aufnahm. Sie informierte John D. High kurz und knapp über die Situation vor Ort und forderte Verstärkung an. Außerdem sorgte sie dafür, dass die Fahndung nach Lisa Harris anlief. Bevor die Agentin das Gespräch beendete, ließ sie sich von Gleason die Frequenz seiner Peilsender geben, die sie ebenfalls an High weiterleitete. Mit einem entsprechend kalibrierten Ortungsgerät konnten die FBI-Helikopter nun ihre Position im Blindflug bestimmen.
*
Am Horizont schimmerte das erste Licht des neuen Tages, als Cotton einen zivilen Helikopter entdeckte. In einem perfekten Manöver gelang es dem Piloten, die Maschine auf der Lichtung zu landen. Als die Rotorblätter zum Stillstand gekommen waren, stiegen zwei Personen aus dem Heli.
Pablo Hernando war ein grobschlächtiger Mestize, der stramm auf die fünfzig zuging. Er war gut einen Kopf größer und vierzig Pfund schwerer als Cotton. Eine verspiegelte Sonnenbrille schirmte seine Augen ab. Die schwarzen Haare waren nach hinten gekämmt und glänzten fettig. Hernando trug maßgeschneiderte Kleidung, die bestimmt nicht billig war. Aber dafür umso protziger: pinkfarbenes Seidenhemd mit dunkelrosa Krawatte, darüber ein Jackett in Altrosé mit dazu passender Hose.
Er entstieg dem Helikopter im Gefolge eines bulligen Bodyguards, dessen Gesichtshaut größtenteils aus vernarbtem Gewebe bestand. Sein Jackett war links auffällig ausgepolstert, was von einer großkalibrigen Waffe herrührte, die er unter der Jacke in einem Holster verbarg.
Hernando ging bedächtig auf Gleason zu. In der linken Hand trug er einen Metallkoffer, in dem sich vermutlich dessen Entlohnung befand. Diesen Augenblick hatte der Drogenbaron in den vergangenen drei Jahren mehr als alles andere herbeigesehnt.
Plötzlich verharrte sein Blick auf Decker und Cotton. Die Agents standen halb verdeckt hinter Gleason, beide unbewaffnet, wie man unschwer an ihren vor dem Körper verschränkten Händen erkennen konnte. Sie hatten ihre Waffen Zeerookah anvertraut. Lässig lehnte der IT-Fachmann zwanzig Schritt entfernt an einem der Geländewagen, die Hände hinter dem Rücken versteckt, in jeder Hand eine Automatik und bereit, jederzeit zu schießen, falls jemand auf dumme Ideen kam.
»Ich dachte, alle Agents sind tot, Gleason«, sagte Hernando verwundert.
»Sind sie auch, bis auf die beiden hier und den Kerl, der da drüben bei den Autos herumlungert.« Gleason deutete mit dem Daumen in Richtung Zeerookah. »Die Leichen der anderen liegen nicht weit von hier in einer Hütte.«
»Fein.« Hernando fand seine gute Laune wieder. Er wandte sich Decker zu. »Den Typen neben Ihnen kenne ich nicht, aber Sie waren in Knoxville dabei, richtig?«
»Richtig«, bestätigte sie kühl. »Ich stand neben Ihrem Bruder, als ihn eine Kugel traf.«
»Und wegen meines Bruders bin ich hier. Ich habe viel Zeit und Geld investiert, um seinen Tod angemessen zu vergelten. Dafür habe ich Risiken auf mich genommen, die ich normalerweise nie eingegangen wäre. Wie es aussieht, hat sich das alles jetzt bezahlt gemacht.« Er schnippte mit dem Finger, um Gleasons Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Dann deutete er auf Decker. »Sei so nett und knall diese Hure mitsamt ihrem Macker ab, Don. Sofort.«
»Tut mir leid, Pablo.« Gleason sah den Zeitpunkt gekommen, ein paar Dinge geradezurücken.
»Was soll das heißen?«
»Sagen wir, es gibt eine kleine Programmänderung, von der du wissen solltest.« Er strich mit der Hand über die Schulter seines Kampfanzuges, als würde er dessen Zustand mehr Bedeutung beimessen als seinem Gesprächspartner. »Sieht ganz danach aus, als hätte ich die Seiten gewechselt.«
»Was? Wir hatten eine Vereinbarung!«, blaffte Hernando ihn an.
»Was glaubst du, mit wem du es zu tun hast?«, blaffte Gleason zurück. »Ich bin nicht dein Lakai. Ich verkaufe Dienstleistungen und töte auf Bestellung.«
»Deswegen habe ich dich engagiert.«
»Andere haben mir mehr geboten.«
»Das Spiel kann ich auch spielen. Ich zahle dir das Doppelte von dem, was die anderen dir bieten. Das Dreifache.«
»Egal, was du mir bietest, es ist mir im Moment, nachdem die ganze Sache aufgeflogen ist, nicht halb so viel wert wie das, was ich vom FBI bekomme: freien Abzug.«
Heiße Wut stand dem Drogenbaron ins Gesicht geschrieben. Zu lange und zu verbissen hatte er auf seine Rache hingearbeitet, um sich nun mit dem Misserfolg
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