Cotton Reloaded - 12: Survival (German Edition)
Wunde und wechselte Cottons provisorischen Verband fachmännisch gegen einen Druckverband.
Dillagio lehnte ein Stück abseits an einer Wand und beobachtete das hektische Treiben gelangweilt. Von Pablo Hernando fehlte jede Spur.
Cotton und Decker bahnten sich einen Weg durch das Gewimmel zu ihrem Kollegen.
»Was ist hier los, Steve?«, erkundigte sich Cotton.
»Wir haben einen Grund zum Feiern«, antwortete der, ohne eine Miene zu verziehen. »Es gibt einen Schweinehund weniger auf diesem Planeten.«
»Was soll das heißen?«
»Dass Pablo Hernando in der Hölle schmort.«
»Er ist tot?« Decker konnte es kaum glauben. »Wie ist das passiert?«
»Er hat einen Fluchtversuch unternommen«, berichtete Dillagio. »Kam beim Aussteigen aus dem Helikopter irgendwie an meine Waffe. In dem anschließenden Handgemenge löste sich ein Schuss. Tja, Pech gehabt.«
»Wie konnte er an deine Waffe kommen?«, bohrte Cotton nach.
»Ich habe einen Moment nicht aufgepasst, da hatte er sie mir schon aus dem Holster gerissen. Meine Dummheit, sorry.«
Dem G-Man gefiel die Story genauso wenig wie das Grinsen Dillagios, dessen Ruf als harter Hund allgemein bekannt war. »Du hast nicht zufällig ein bisschen nachgeholfen, damit er der Versuchung nicht widerstehen konnte, sich deine Waffe zu krallen?«
»Unterstellst du mir etwa, ich hätte einen Festgenommenen zu einem Fluchtversuch animiert, bloß um ihn abzuknallen?« Dillagio mimte das Unschuldslamm, doch seine schauspielerischen Qualitäten waren erbärmlich. »Und das nur, damit der Kerl aus dem Knast heraus kein neues Killerkommando auf Decker, Zeerookah und mich ansetzen kann? Für wen hältst du mich? Du hast wirklich eine blühende Fantasie, Jeremiah. Du solltest Schriftsteller werden.«
»Seltsam. Je mehr du deine Unschuld beteuerst, desto weniger glaube ich dir. Deine Story ist vermutlich genauso falsch wie die Anweisung von Mr. High, dass du allein mit Hernando nach New York zurückfliegen solltest.«
»Was für eine Anweisung?« Dillagio blickte ihn mit großen Augen an. »Ich habe keinen blassen Schimmer, wovon du redest.«
»Ich frag mich, wie du überhaupt noch in den Spiegel schauen kannst, Steve. Hast du keine Gewissensbisse?«
»Gewissensbisse?« Dillagio spuckte auf den Betonboden. »So was hab ich seit Jahren hinter mir.«
Für einen Augenblick herrschte Schweigen. Cottons Gedanken überschlugen sich. Er dachte ernsthaft darüber nach, Dillagio eins aufs Maul zu geben.
Der packte den G-Man am Ärmel und zog ihn von Decker und allen anderen weg, die in Hörweite standen. »Jetzt hör mal gut zu, du Pfadfinder. Ich hab dich anfangs für einen unfähigen Grünschnabel gehalten. Inzwischen halte ich dich für einen talentierten Grünschnabel. Du bist ein anständiger Kerl, und das sollst du auch bleiben. Deshalb überlass die Drecksarbeit anderen.«
»Das mit Hernando war also Mord?«
»Nein, es war Notwehr«, betonte Dillagio. »Provozierte Notwehr vielleicht, aber der Bastard hätte mich abgeknallt, wenn die Knarre bei dem Gerangel nicht losgegangen und ihn ins Jenseits befördert hätte. Der Typ war kein harmloser Pastaverkäufer. Sein Drogenkartell arbeitet wie eine Maschine. Und das Schmiermittel, das diese Maschine am Laufen hielt, war Blut. In der Hölle kann der Halunke jetzt keinem mehr schaden. Solange der Kerl lebte, hätten Decker, Zeerookah und ich in ständiger Todesgefahr geschwebt. Ich habe der Sache ein Ende gesetzt, jetzt und hier. Leb damit oder auch nicht. Ist mir egal.«
Im Gegensatz zu Dillagio empfand Cotton keine Genugtuung über den Tod des Killers, der vermutlich mehr Leute auf dem Gewissen hatte als sonst jemand, dem er bisher begegnet war. Letztendlich war er erleichtert, dass der Albtraum zu Ende war und dieser Verbrecher für seine Kollegen keine Bedrohung mehr darstellte.
Was Decker anging: Falls sie Bedauern darüber empfand, auf welche Art und Weise Pablo Hernando zu Tode gekommen war, war es ihr jedenfalls nicht anzusehen.
*
Normalerweise hätte John D. High den Rückkehrern für den Rest des Tages freigegeben, doch nach den jüngsten Ereignissen hatten ihre Aussagen oberste Priorität. Also brachte man das Survival-Trio von Newark auf direktem Weg über den Hudson nach Manhattan ins HQ.
Im Untergeschoss des unscheinbaren Bürohauses, in dem das Hauptquartier des G-Teams untergebracht war, wurde zuerst Deckers Aussage aufgenommen. Zeerookah und Cotton mussten warten. Der IT-Experte verschwand in der Kantine, wo er seinem
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