Cotton Reloaded - 12: Survival (German Edition)
deutete.
Den beschlich ein mulmiges Gefühl, das sich steigerte, als Decker aufstand und die Tür öffnete.
»Special Agent Cotton”, ertönte Mr. Highs Stimme. »Kommen Sie doch bitte mal.«
Im Konferenzzimmer ließ sich Cotton auf den Stuhl rechts neben Decker nieder. Zeerookah saß ihnen gegenüber und rutschte nervös auf seinem Sitz hin und her.
John D. High räusperte sich. Cotton hatte mit allem gerechnet, nur nicht mit dem, was sein Chef jetzt zu ihm sagte: »Special Agent Dillagio hat sich vorhin telefonisch krank gemeldet. Er wurde offenbar Opfer eines Magen-Darm-Infekts.«
Cotton verstand nicht oder wollte es nicht verstehen. »Ach ja?”
»Gratuliere, Special Agent Cotton.«
»Wozu?«, fragte er, immer noch leicht verwirrt.
Der Chef des G-Teams lehnte sich im Stuhl zurück. »Sie werden als Ersatzmann in unserem Survival-Team für ihn einspringen.«
»Was?«, dem G-Man klappte der Kiefer nach unten. »Das ist eine große Ehre, Sir, aber wissen Sie, ich …«
»Betrachten Sie es als eine Art Erholungsurlaub«, fiel High ihm ins Wort. »Sie stehen zwar nicht auf der Liste, aber das dürfte kaum etwas ausmachen. Agent ist schließlich Agent.«
»Welche Liste?«
»Die des Bostoner Instituts für Neurobiologie und Verhaltensforschung. Dort hat man aus verschiedenen FBI-Büros in den gesamten USA jeweils drei Mitarbeiter ausgewählt, die beim ersten Kursgang des Survival-Projekts mitmachen. Es geht darum, ohne Hilfsmittel in der Wildnis zu überleben. Das ist gut für die Fitness, schärft die Sinne und Instinkte und stählt den Körper.«
»Haben die Bürokraten in Washington nichts Besseres zu tun, als sich so einen Blödsinn auszudenken?«, murmelte Zeerookah.
John D. High überhörte den Einwand und fuhr fort: »Das Konzept hat unsere Vorgesetzten überzeugt. Also setzen wir es um. Die Auswahl der Teilnehmer erfolgte nach dem Zufallsprinzip. Kommende Woche sind die nächsten drei Agents an der Reihe, die Woche darauf werden sie von einem neuen Trio abgelöst und so weiter. Die kleine Teilnehmerzahl gewährleistet den reibungslosen Betrieb in den FBI-Büros, aus denen sie abgezogen werden.«
»Wissen Sie denn schon, wohin unsere Reise geht?«
»Die Details wird Ihnen gleich Dr. Alyssa Mills, die Leiterin des Instituts, persönlich erläutern. In wenigen Minuten wird sie sich per Videokonferenz mit allen in das Projekt involvierten FBI-Büros kurzschließen und offene Fragen klären.«
Über die Wissenschaftlerin wusste Cotton nicht viel mehr als das, was er über sie gelesen hatte. Sie galt als Expertin auf dem Gebiet der Leistungsoptimierung. Unter anderem hatte sie das Trainingsprogramm einer Antiterror-einheit mitentwickelt, durch das Polizeikräfte mit geringstmöglicher Verzögerung eingesetzt werden konnten.
»Ihr Institut wird unter anderem vom Pentagon gefördert«, ließ High die Agents wissen. »Es erhält jährlich Steuergelder in dreifacher Millionenhöhe für die von ihm entwickelten und durchgeführten Programme, deren Ziel mehr Effektivität auf allen Ebenen ist. Und Effektivität ist das Wichtigste in unserem Job.«
»Zumindest scheint die Lady ganz effektiv darin zu sein, Steuergelder lockerzumachen«, knurrte Cotton. »Und andere Leute in die Wüste zu schicken.«
»In dem Zusammenhang sollte ich erwähnen«, fuhr Mr. High fort, »dass Dr. Mills über gute Beziehungen zum Präsidenten verfügt. Ihr Ehemann Kenneth Mills ist Leiter des Büros für Science, Technology und Innovation der Washingtoner Administration.«
Auf dem Großbildschirm erschien wie aufs Stichwort eine attraktive Mittfünfzigerin in einem eleganten Kostüm und mit moderner Kurzhaarfrisur. Cotton stufte Dr. Mills als typische Vertreterin der Washingtoner Upperclass ein, wie man sie zuhauf auf Wohltätigkeitsbällen oder Empfängen antraf.
»Guten Tag«, grüßte sie mit fester Stimme, der man anhörte, dass jeder Widerspruch hier zwecklos war. »Freut mich, Sie kennenzulernen. Sie wurden inzwischen von Ihren Vorgesetzten über mein Projekt informiert, sodass ich mir weitere Bemerkungen dazu ersparen kann. Morgen früh wird jedes ausgewählte FBI-Team von einem Hubschrauber in ein anderes Zielgebiet gebracht.« Auf dem Bildschirm wurde eine topografische Karte eingeblendet, die den Nordosten der USA bis hinauf zur kanadischen Grenze zeigte. »Wie Sie sehen, erstrecken sich die Wälder dort über ein riesiges Areal. Ihr Ausgangspunkt wird mindestens einen Wochenmarsch von der nächsten menschlichen
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