Cotton Reloaded - 12: Survival (German Edition)
Glückspilz!«, murmelte Zeerookah.
Dr. Mills beendete die Videokonferenz mit den Worten: »Zeigen Sie uns, was in Ihnen steckt. Und wenn es Sie motiviert: Es ist im nationalen Interesse, dass unsere Agents fit sind und dass dieses Programm wissenschaftlich begleitet wird. Die Natur toleriert keine Fehler. Wir auch nicht. Guten Tag.«
John D. High wartete, bis sich der Monitor verdunkelt hatte, ehe er sich erhob. »Jetzt sind Sie über das Projekt bestens im Bilde«, sagte er. »Ich gebe Ihnen den Nachmittag frei, damit sich jeder zu Hause für die Expedition rüsten kann. Außerdem habe ich jedem eine Liste der Dinge, die Sie mitnehmen dürfen, auf den E-Mail-Account schicken lassen. Bringen Sie die Sache halbwegs anständig über die Bühne, damit sich unsere Abteilung nicht blamiert. Wenn Sie mich nun entschuldigen würden, damit ich mich wieder den aktuellen Problemen zuwenden kann …«
Die Agents verließen den Konferenzraum. Decker hatte sich gerade an ihren Schreibtisch gesetzt, da schlenderte Cotton heran. Beide Hände in den Hosentaschen, baute er sich vor ihr auf.
»Was ist?«, fragte sie.
»Ich frage mich, was ich Ihnen angetan habe, dass Sie mich so bestrafen.«
»Ich weiß nicht, wovon sie reden.«
»Von diesem Survival-Mist, der mir aufgezwungen wurde. Dazu haben Sie High doch angestiftet. Wieso?«
»Ich dachte, Sie wollten mich im Leopardenbikini sehen.«
»Und? Werde ich das?«
»Nur in Ihren Träumen.«
2
Am nächsten Morgen fand Cotton sich zeitig am Flughafen in Newark ein, wo das große Abenteuer seinen Anfang nehmen sollte. Sein Gepäck bestand aus einer kleinen Sporttasche mit Unterwäsche, einem Shirt, ein Paar Sandalen und einer Jeans zum Wechseln plus diversen Hygieneartikeln in Form von Zahnbürste, Zahnpasta, Seife und Handtüchern. Mehr mitzunehmen war laut der »Du-darfst«-Liste nicht gestattet.
Der G-Man traf als Erster im Terminal ein. Treffpunkt war eine Cafeteria, in der er erst einmal frühstückte. Mit einer Tasse Kaffee und einem Teller Croissants auf dem Tablett suchte er sich eine ruhige Ecke und setzte sich an einen freien Vierertisch gegenüber einem Monitor, auf dem die Abflugzeiten angezeigt wurden.
Er war gerade mit den Croissants fertig, als Dr. Mills’ Assistentin eintraf. Lisa Harris war groß und schlank, mit langen blonden Haaren und selbstbewusster Ausstrahlung. In ihrem dunkelroten Kostüm sah sie wie der Prototyp einer erfolgreichen Geschäftsfrau aus. Der streng geschnittene, vorne offen stehende Blazer verlieh ihr einen Hauch distanzierter Förmlichkeit. Einziges Accessoire war eine elegante Umhängetasche, die an ihrer rechten Schulter baumelte.
Cotton erkannte die Assistentin auf Anhieb von dem Foto bei der Videokonferenz wieder. Sie wiederum konnte nicht viel mit ihm anfangen. Schließlich war er kurzfristig und ohne ihr Wissen für Dillagio eingesprungen. Entsprechend ahnungslos betrat sie das kleine Café und ließ ihren suchenden Blick schweifen.
»Guten Morgen, Ms. Harris.« Cotton stand auf und reichte ihr die Hand. »Freut mich, Sie persönlich kennenzulernen. Ich bin Special Agent Jeremiah Cotton.«
»Oh«, sagte sie irritiert, während sie ihm mechanisch die Hand schüttelte. »Müsste ich Sie kennen?«
»Nun ja, ich bin der Ersatz für Steve Dillagio. Er ist überraschend erkrankt.«
»Wie bitte?« Sie ließ seine Hand los, als hätte sie einen Stromschlag bekommen. »Aber das geht doch nicht. Mister High hätte uns davon in Kenntnis setzen müssen.«
»Verwaltungstechnisch haben Sie vielleicht recht.« Er nahm wieder Platz. »Andererseits, was macht es für einen Unterschied, ob ich schon jetzt oder erst in zwei, drei Wochen an Ihrem Kurs teilnehme?«
Ms. Harris verzog missbilligend das Gesicht. »Können Sie sich ausweisen?«
Cotton zückte seinen FBI-Ausweis, hielt ihn ihr vor die Nase und steckte ihn wieder ein.
»Entschuldigen Sie mich bitte.« Sie nestelte ein Smartphone aus der Umhängetasche und marschierte auf ihren absatzlosen Ballerinas zur Tür hinaus. Cotton konnte durch die Glastür beobachten, wie sie draußen telefonierte. Dabei wirkte sie sehr gereizt und gestikulierte ungehalten beim Reden. Offensichtlich stand die Lady unter großer Anspannung.
Cotton studierte jede ihrer Bewegungen, nahm jede Veränderung ihrer Mimik und Gestik auf. Ihre Gereiztheit hatte etwas mit Dillagios Absage zu tun, so viel stand fest.
Sein inneres Frühwarnsystem, dem er schon mehr als einmal sein Leben verdankt hatte, schlug
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