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Cotton Reloaded - Folge 2: Countdown

Cotton Reloaded - Folge 2: Countdown

Titel: Cotton Reloaded - Folge 2: Countdown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mennigen
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der Pressekonferenz hat der Präsident mich angerufen. Er meinte, das Antiterrorteam der Homeland Security wäre bei der Terrorbedrohung eine größere Hilfe gewesen als wir. Ihre Enttäuschung über diese Einschätzung ist mir nur zu verständlich. Sie haben Ihr Bestes getan, um die Gefahr auszuschalten. Nur leider waren andere besser, das muss man sportlich anerkennen.« Wie um seinen nächsten Worten eine größere Bedeutung zu verleihen, legte High eine kurze Pause ein, ehe er fortfuhr: »Auf Anordnung des Präsidenten wird unsere Abteilung mit sofortiger Wirkung geschlossen. Sie können nach Hause. In den kommenden Tagen werden Sie informiert, wie es weitergeht.«
    Nachdem High seine kurze Rede beendet hatte, verschwand er in sein Büro. Er fühlte sich wie der einsamste Mensch auf Erden. Er wusste, er hatte die Abschiedsrede an seine Angestellten nicht besonders gut hingekriegt. Mit Mühe unterdrückte er die widerstreitenden Gefühle, die ihn seit dem Anruf des Präsidenten beherrschten. Das Gefühl der Wut über die Ausbootung seines Teams. Das Gefühl von Ohnmacht, nichts dagegen tun zu können. Und schließlich die Schuldgefühle, dass er im Fall der Flugzeugentführung seiner Einschätzung nach einiges falsch gemacht hatte.
    Vielleicht hätte er seinen Leuten etwas darüber sagen sollen, wie es in seinem Innern aussah. Stattdessen hatte er ihnen kühl, beinahe unbeteiligt die schlechte Nachricht überbracht.
    John D. High machte sich daran, seinen Schreibtisch zu räumen.
*
    Trotz der im Vorfeld kursierenden Gerüchte war keiner der Mitarbeiter auf Highs Rede vorbereitet. Es dauerte Minuten, ehe sie sich aus ihrer Erstarrung lösten. Einige steckten die Köpfe zusammen und tuschelten. Die meisten schwiegen. Denn was gab es noch zu bereden? Die Entscheidung aus Washington war gefallen.
    Mit starren Mienen schalteten die Angestellten des G-Teams nach und nach ihre Computer aus und verließen das HQ. Keiner wusste, ob er jemals wieder hierher zurückkommen würde.
    Cotton hielt sich etwas abseits und beobachtete den allgemeinen Aufbruch. Was würde jetzt aus seinen Kollegen? Was würde jetzt aus ihm? Die Brücken, die die Mitarbeiter des G-Teams bis vor wenigen Minuten noch miteinander verbunden hatten, waren abgebrochen worden.
    Cotton bedauerte, dass Decker nicht hier war. Zu gern hätte er mit ihr über die neue Situation geredet. Hatte sie von der bevorstehenden Auflösung der Abteilung gewusst? Hatte High sie vorab informiert? War sie deshalb heute nicht zur Arbeit gekommen, um unangenehmen Fragen aus dem Weg zu gehen? Oder einfach nur, weil es keinen Sinn mehr machte, noch einmal herzukommen? In dem Fall hätte Cotton sich gewünscht, seine Partnerin hätte sich persönlich von ihm verabschiedet. Insgeheim hatte er gehofft, dass sie beide inzwischen mehr als nur Berufliches verband.
    Bedächtig durchquerte er das inzwischen fast menschenleere HQ und ging zu Highs Büro. Obwohl die Tür offen stand, klopfte er am Rahmen an.
    »Hätten Sie einen Moment Zeit für mich, Sir?«, fragte er.
    »Sicher, kommen Sie herein.« John D. High saß hinter seinem Schreibtisch. »Nehmen Sie Platz. Zeit haben wir hier im Moment mehr als genug. Womit kann ich Ihnen dienen?«
    Cotton nahm auf einem verchromten Stuhl vor dem Schreibtisch Platz und schlug die Beine übereinander. »Ich würde gerne über Ihre Rede vorhin sprechen. Was wird jetzt aus den Mitarbeitern?«
    »Die meisten werden bei anderen Behörden unterkommen, alle anderen werden sich neue Jobs suchen müssen. Ich fürchte, zu denen werden Sie auch gehören. Sie sind strebsam, ehrlich und mutig, Cotton, aber erstens sind Sie noch nicht lange beim G-Team, und zweitens sind Sie kein ausgebildeter FBI-Agent, sondern Seiteneinsteiger. Deshalb würde ich an Ihrer Stelle schon mal anfangen, Bewerbungsschreiben loszuschicken.«
    »Und was wird aus Ihnen?«
    »Machen Sie sich um mich keine Sorge. Meine Zukunftsaussichten dürften für Sie das kleinste Problem sein. Falls wir uns nach dem heutigen Tag nicht mehr wiedersehen, wünsche ich Ihnen alles Gute. Betrachten Sie es von der positiven Seite. Sie werden in den nächsten Wochen viel Zeit zum Entspannen haben.«

Zoe
    Am nächsten Morgen stürzte Cotton sich zu Hause in das Alltagsleben, um auf andere Gedanken zu kommen. Sich abzulenken war immer eine hilfreiche Therapie, wenn einem die Decke auf den Kopf zu fallen drohte.
    Nachdem er die Waschmaschine bestückt hatte, stellte er eine Einkaufsliste zusammen.

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