Cotton Reloaded - Folge 2: Countdown
Geschichte.«
»Möchtest du mit zu mir kommen und frühstücken, oder willst du lieber den ganzen Tag auf der Treppe sitzen?«
»Ich komme mit. Aber wenn Sie Ärger machen, breche ich Ihnen den Arm!«
»Klingt fair«, sagte Cotton grinsend und ging voraus. Er schloss die Wohnungstür auf und ging in die Küche. »Mach die Tür hinter dir zu!«, rief er Richtung Flur, während er die Lebensmittel im Kühlschrank verstaute.
»Okay!«, rief Zoe und sah sich interessiert um. »Womit verdienen Sie Ihren Lebensunterhalt?«
»Im Moment mit gar nichts«, antwortete er. »Ich war mal Polizist.«
»Ein Cop? Meine Güte, das wird meine Mom aber nicht besonders freuen.«
»Wieso?«
»Wegen dem Beruf von meinem Dad.«
»Was macht er denn?« Cotton drehte sich zur Tür um.
Zoe lehnte mit der Schulter gegen den Rahmen, die Arme vor der Brust verschränkt, und blickte ihn ernst an. »Krimineller.«
»Interessant.« Cotton schloss den Kühlschrank und entsorgte die leere Einkaufstüte im Abfallbehälter.
»Er trinkt auch viel und wird dann brutal. Manchmal schlägt er meine Mom. Er hat ein paar Jahre wegen Totschlags abgesessen. In Wahrheit hat er noch mehr auf dem Kerbholz, aber das konnte ihm keiner nachweisen. Könnte ich vielleicht etwas zu trinken bekommen, Mister Cotton?«
»Nimm dir eine Flasche Cola aus dem Kühlschrank. Gläser stehen im Hängeschrank. Übrigens, du kannst mich Jeremiah nennen und ›du‹ sagen.«
»Cool.« Zoe holte die Colaflasche und das Glas und stellte beides auf dem Tisch ab. »Ich könnte dich auch Jerry nennen, wenn du möchtest.«
»Nein, lieber nicht.«
»Wieso?« Zoe goss Cola ins Glas und verschloss die Flasche.
»Meine Schwester hat mich Jerry genannt. Sie kam am elften September 2001 in einem der Twin Towers ums Leben.«
»Sorry, das wusste ich nicht.«
»Schon okay.«
Zum Frühstück gab es Eier mit Speck.
»Hast du eine Frau oder Freundin«, fragte Zoe, während sie ihr Frühstück mit Messer und Gabel zerteilte.
»Nein, ich bin nicht verheiratet und war es auch nie«, antwortete Cotton zwischen zwei Bissen.
»Was ist mit einer Freundin?«
»Momentan ist die Stelle frei.«
Zoe musterte ihn eingehend. »Wenn du ein paar Jahre jünger wärst, würde ich mich vielleicht in die Bewerbungsliste eintragen. Für einen älteren Mann siehst du gar nicht mal so übel aus.«
Cotton grinste. »Danke für das Kompliment. Tut mir leid, wenn ich dir zu klapprig bin, aber ich bin ja schon fast dreißig.«
Nach dem Essen half Zoe ihm beim Einräumen der Spülmaschine.
»Ich muss heute Nachmittag noch mal weg«, sagte Cotton anschließend. »Du kannst hier auf deine Mom warten, okay?«
»Okay. Darf ich fernsehen?«
»Fühl dich wie zu Hause.«
Nachdem Cotton fort war, setzte Zoe sich auf das Sofa im Wohnzimmer. Sie hielt den Atem an und lauschte. In der Wohnung war es still. Nach einer Weile zog sie ihre Schuhe aus, umschlang mit beiden Armen die angezogenen Beine und starrte ins Leere. Dann senkte sie den Kopf, bis ihre Knie die Augen bedeckten, und schluchzte.
*
Cotton verließ das Apartmenthaus, winkte ein Taxi heran und ließ sich zu einer schmucklosen Autowerkstatt fahren, einer Ansammlung von sechs Hallen mit abgeblätterten Fassaden. Wie überdimensionale Garagen reihten sie sich aneinander. Jede war mit einem zweiflügeligen Tor ausgestattet, das die gesamte Frontseite einnahm. Die meisten Einfahrten standen offen und gaben die Sicht frei auf Autos, Hebebühnen und Mechaniker bei Schweißarbeiten.
Vor einem der Tore stand ein junger Mechaniker im ölverschmierten Overall. Mit dem Rücken lehnte er gegen einen Stapel abmontierter Reifen und polierte an einem Messingteil herum.
»Hallo, Sheldon«, grüßte Cotton.
Der Mechaniker hob den Kopf und grinste breit. »Ah, unser Mann für hoffnungslose Fälle.«
»Was soll das denn heißen?«
»Das heißt, dass dein Jaguar ein hoffnungsloses Schrottteil ist. Der Motor verliert Öl, auf der Karosserie erblüht der Rost, und bis jetzt hab ich noch nicht eine Dichtung gefunden, die heil ist.«
»Sonst noch was?«
»Defekte Kurbelwelle. Getriebe und Kupplung sind auch hinüber, vom restlichen Motor ganz zu schweigen. Es ginge schneller, würdest du mich fragen, was noch funktioniert.«
»Was funktioniert noch?«
»Die Rückspiegel. Das heißt, der linke ist okay, der rechte hat einen Riss.«
»Bis wann kannst du den Wagen reparieren? Bis Ende des Jahres?«
»Du hast sie wohl nicht alle. Dieses Teil ist eine
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