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Couchgeflüster

Couchgeflüster

Titel: Couchgeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Becker
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Konzept.
    Inzwischen hat Ben einen großen Schluck Wasser genommen und das Glas wieder abgestellt. «Darf ich Ihnen auch eine Frage stellen, Dr.   Nitsche?»
    Ich schenke ihm ein verkrampftes Lächeln. «Bitte schön.»
    «Kennen wir uns nicht?»
    Für eine Schrecksekunde glaube ich, mein Herzschlag würde aussetzen.
    «Wie bitte?», krächze ich und versuche den Kloß in meinem Hals runterzuschlucken.
    Ben mustert mich eine gefühlte Ewigkeit. «Für einen kurzen Augenblick dachte ich, wir wären uns vielleicht schon mal begegnet.»
    Er erinnert sich also doch! Logisch. Er leidet ja auch nicht unter totalem Gedächtnisverlust. Wie ich in der Küche im Lexikon nachlesen konnte, umfasst die retrograde Amnesie nur einen bestimmten Zeitraum. Aber kann die Erinnerung plötzlich wiederkommen? Wird Ben jetzt gleich aufstehen, mich als Betrügerin beschimpfen und empört den Raum verlassen?
    Panisch suche ich den Schreibtisch nach irgendetwas ab, das mich retten kann. Mein Blick fällt auf Mamas Brille. Ohne lange zu überlegen, setzte ich sie auf die Nase und hebe selbstbewusst den Kopf. Leider sehe ich Ben jetzt total verschwommen.
    «Nein», seufzt er, «ich fürchte, ich habe mich getäuscht. Wir kennen uns doch nicht.»
    Puh, gerettet von einer Hornbrille! Erleichtert atme ich auf.
    Und mit einem Mal blitzt ein verrückter Gedanke in meinem krausen Gehirn auf: Theoretisch könnte ich ja behaupten, Ben und ich wären verheiratet und er sei nur zum Zigarettenholen gegangen und dann spurlos verschwunden. Nun hätte uns ein glücklicher Zufall wieder zusammengeführt und   …
    Mannomann, wäre das romantisch. Leider fehlt mir dazu der Mut. Außerdem müsste ich dann eine gemeinsame Vergangenheit erfinden. Und ich weiß ja fast gar nichts aus seinem Leben. Nicht mal, wie alt er ist, wo er wohnt, und auch nicht, welchen Beruf er ausübt. Lediglich, dass er Nichtraucher ist und gerne im
Mädchen ohne Abitur
isst, weiß ich aus eigener Erfahrung.
    «Ach», erwidere ich deshalb leichthin und klappe den Laptop wieder zu. «Das ist mir auch schon passiert.»
    Verlegen rutscht Ben auf seinem Stuhl rum, und ich merke, dass ich jetzt endlich mit der Therapie anfangen muss.
    «Nun   … Herr Reuther   …», beginne ich stotternd.
    «Entschuldigung», unterbricht mich Ben. «Ich hätte da noch eine Frage.»
    Irgendwie läuft das hier alles total verkehrt.
Ich
bin doch diejenige, die ihn ausfragen sollte!
    Neugierig sehe ich Ben über den Brillenrand an, so, wie Mama das immer macht, wenn sie vorgibt, interessiert zu sein.
    «Aber sicher doch», erkläre ich so gelassen wie möglich, während ich unter dem Tisch meine Finger knete. «Sie können mich selbstverständlich alles fragen.»
    Hoffentlich fragt er mich nur nicht nach den Kosten für diese Sitzung. Ich kann doch unmöglich Geld von ihm nehmen.
    «Danke. Also, ich   … na ja», stottert er. «Ich war angenehm überrascht, dass Sie keine alte   … äh, ich meine, dass Sie nicht die Klischees einer Therapeutin erfüllen, wie man sie aus Filmen kennt. Sie wissen schon: eine Frau kurz vor der Rente und ziemlich unattraktiv.»
    «Bin ich nicht?», entgegne ich geschmeichelt und muss mich beherrschen, nicht breit zu grinsen. Ich gefalle ihm also auch in spießigen grauen Klamotten!
    «Na ja, man hat Sie mir als renommierte Therapeutin empfohlen. Deshalb hatte ich eigentlich eine Frau um die fünfzig mit grauen Haaren und so erwartet   … Äh, was ich eigentlich sagen will   … Also, mir wäre wohler, wenn wir dieses   … äh   … dieses formelle Siezen lassen könnten. Unser Gespräch wäre dann wie eine Unterhaltung mit einer Freundin. Also, natürlich nur, wenn es nicht gegen irgendwelche   … Regeln verstößt.»
    Er will mich duzen!? Ich schmelze dahin. Er ist ja sooo süß.
    «Nein, nein», erwidere ich eine Spur zu hastig.
    «Oh, dann verzeihen Sie bitte.» Er klingt befangen und sieht plötzlich ziemlich verkrampft aus.
    Ach du Schande! Jetzt hat er mich aber völlig falsch verstanden.
    «Nein, ich meine, es spricht nichts dagegen. Ich bin   …» In letzter Sekunde fällt mir noch ein, dass ich ja gar nicht
ich
bin. «Ich bin Ella.»
    «Ben.» Er entspannt sich sichtlich.
    «Sehr erfreut, Ben», grinse ich selig.
    Jammerschade, dass wir keinen Schampus zu unserer Verbrüderung trinken können!
    Gleich darauf ereilt mich ein etwas weniger schöner Gedanke: Wenn ich nicht Nelly Nitsche bin, wie erkläre ich dann die Situation, wenn Bens Erinnerung

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