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Couchgeflüster

Couchgeflüster

Titel: Couchgeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Becker
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vergessen hast?», hake ich nach.
    Ben kratzt sich gedankenverloren am Kopf. Dann angelt er das Handy aus der Innentasche seiner Jacke.
    «Dieses Ding hier benutze ich nur privat», erklärt er und hält mir das Telefon hin. «Im Register sind kaum weibliche Namen verzeichnet. Du kannst mich gerne abfragen.»
    «Nein, nein», wehre ich halbherzig ab. «Das wäre mir peinlich. Das ist doch deine Privatsphäre.»
    «Aber du bist meine Therapeutin», antwortet Ben ernst. «Vor dir habe ich keine Geheimnisse.»
    «Na gut.» Meine Neugier ist einfach größer, als es das Berufsethos vielleicht gebietet. Zufrieden stelle ich beim Blättern durch das Namensverzeichnis fest, dass er Ella Nitsche,also
mich
, unter der Kurzwahl 1 und seine Mutter unter der 2 eingespeichert hat.
    «Wer ist Tanja?», frage ich, als der nächste weibliche Name auftaucht.
    «Meine Schwester, die Mutter von Tim», antwortet Ben, ohne zu zögern. «Du kannst sie gerne anrufen und fragen, wie es meinem Neffen geht und ob er sich über den Pandabären gefreut hat.»
    «Nicht nötig», wehre ich ab und blättere weiter. «Und wer ist Marcia?»
    Auch diese Frage beantwortet Ben ohne langes Nachdenken. «Meine portugiesische Putzfrau.»
    «Also keine geheimnisvolle Unbekannte. Dann muss das Übel woanders sitzen.»
    Erleichtert gebe ich Ben das Handy zurück.
Wirklich
zufrieden bin ich jedoch nicht. Mir fällt nämlich ein, dass er mal davon gesprochen hat, sich eine neue Handynummer anzuschaffen.
    «Vielleicht hast du die Nummer der Dame ja gelöscht oder deine Handynummer gewechselt», spekuliere ich.
    «Möglich», gesteht er. «Aber in dem Fall habe ich es dann wohl vergessen, und das hilft mir nicht weiter.»
    Als unser Essen serviert wird, sind wir eine Weile damit beschäftigt, uns die Köstlichkeiten schmecken zu lassen und voneinander zu probieren. Leider verläuft das Gespräch längst nicht so ausgelassen wie an jenem ersten Abend.
    Ben wirkt ziemlich unkonzentriert, und immer wieder entsteht ein unangenehmes Schweigen, bei dem ich das Gefühl habe, er wäre ganz weit weg.
    «Worüber denkst du nach?», frage ich ihn schließlich ganz direkt.
    «Über geheimnisvolle Frauen in meinem Leben», stöhnt Ben gequält und schiebt seinen halbvollen Teller zur Seite. «Auf meinen Geschäftsreisen begegne ich doch so vielen Frauen   …»
    «Verstehe», sage ich und versuche, mich auf das
Flammende Inferno
zu konzentrieren. Ich will gar nicht so genau wissen, wann und wo er mit irgendeiner Tussi zusammen war.
    Vielleicht hatte Ben sogar schon mal Sex auf der Flugzeugtoilette!? Phillip behauptet nämlich, das würden alle Männer wollen. Ein Mann würde dann automatisch zum Mitglied des exklusiven Club-der-zehntausend-Meter. Ich nenne so was ja einen Lustmolch-Club, und Details interessieren mich nicht die Bohne.
    «Zurzeit gibt es überhaupt keine Frau in meinem Privatleben», durchdringt Bens Stimme meine düsteren Gedanken.
    «Wie kannst du dir da so sicher sein?», frage ich mit wackeliger Stimme und hoffe, dass sich der dichte Nebelschleier des Vergessens endlich lichtet. «Dir fehlen in der Erinnerung immer noch drei Wochen deines Lebens.»
    «Ja, schon», erwidert er. «Aber es gibt ja nicht mal ein Foto von ihr, geschweige denn von uns beiden.» Er sieht mich unverwandt an. «Ich fotografiere doch alles, was mir wichtig ist, wie du ja neulich im KaDeWe selbst erlebt hast.»
    Ja, das leuchtet mir ein.
    Und plötzlich fällt es mir wie Schuppen von den Augen: Er wollte im KaDeWe lediglich den vermeintlichen Therapieerfolg festhalten. Unser erstes Rendezvous hat er dagegen nicht fotografisch festgehalten!
Nelly
war ihm unwichtig. Er hat sich also überhaupt nicht in mich verliebt. Und auch der Kuss bedeutete ihm nichts!
    Mir ist zum Heulen zumute. Ich hatte mir diesen Déjà-vu-Abend so wunderschön ausgemalt, aber nichts läuft so wie geplant. Ben sieht in mir immer nur Ella Nitsche. Ich kann diese Seelenklempnerei nicht länger durchziehen.
    «Du bist ja plötzlich so still», bemerkt Ben, als würde er meine melancholische Stimmung spüren.
    Ertappt schrecke ich zusammen. «Ähm, ja   … Ich habe nur etwas überlegt», behaupte ich hastig und nehme einen Schluck Wein.
    «Ach bitte, Frau Doktor», bettelt Ben, und sein eindringlicher Blick geht mir durch und durch. «Verrate mir doch deine Überlegungen. Geht es um mich?»
    «Also, ich habe mich gefragt   …» Ja, was denn eigentlich?
    «Ja?»
    «Na ja   … Ich habe mich gefragt, ob du  

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