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Couchgeflüster

Couchgeflüster

Titel: Couchgeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Becker
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«Warum sollte ich? Das ist meine Rache dafür, dass du mirals Kind immer weismachen wolltest, wir wären gar keine Geschwister. Du hast immer behauptet, Mama hätte mich an einer Bushaltestelle gefunden und würde mich zurückbringen, wenn ich dich ärgern würde.»
    «O Mann, Nelly! Carina ist   … Sie ist beruflich sehr wichtig für mich», erklärt er keuchend und reckt seinen Kopf vor, als wolle er jeden Augenblick auf mich losgehen.
    «Aha, schulst du etwa um, von Pilot über den Wolken auf Herr der Straße? Ich meine, dein Mäuschen benimmt sich ja verdächtig ungeniert, und ihre Lackstiefel sprechen auch eine deutliche Sprache.»
    Der blasse Kapitän schnappt nach Luft und tippt sich erbost an die Stirn. «Du hast wohl ’ne Meise. Carina ist doch keine   …» Er stockt.
    «Was ist sie dann?» Jetzt bin ich wirklich gespannt.
    «Carina arbeitet im Lufthansa-Trainingszentrum für Flugsimulation und verschafft mir   –»
    «Die günstigen Übungsflüge für den Airbus kannst du in Zukunft vergessen!» Die blonde Maus kommt auf ihren Stilettos angestakst. Ihre langen schlanken Beine stecken jetzt in einer abgeschnittenen Jeans. Ihre hübsche Oberweite verhüllt ein pinkfarbenes Top, auf dem mehrere Silberketten baumeln.
    Entschlossen schiebt Phillip mich zur Seite und platziert sich vor der Tür, um seine Gespielin am Entwischen zu hindern. Mit einem geradezu devoten Augenaufschlag bettelt er um Vergebung.
    «Bitte, mein Mäuschen, verlass mich nicht. Wir machen auch das mit den Handschellen.» Als das nicht hilft, wendet er sich mir zu und durchbohrt mich mit einem drohenden Blick. «Du sagst jetzt sofort die Wahrheit, Nelly. Sofort!»
    «Mmm», grummle ich nachdenklich, weil sich durch mein krauses Gehirn gerade ein genialer Gedanke schlängelt: Lufthansa   … Trainingszentrum   … Flugsimulation   … Flugangst. Könnte so ein simulierter Flug Ben vielleicht   …
    «Weg da», fordert das blonde Mäuschen jetzt erbost und versucht, Phillip zur Seite zu schieben. «Mir reicht’s. Ich steh nicht auf verlogene Milchbubis.»
    «Bitte, Nelly, bitte», fleht Phillip mich an.
    Na, so was! So kenne ich ihn ja gar nicht. Es scheint ihm tatsächlich viel an dieser Carina zu liegen.
    «Also gut», schnaufe ich gnädig und krame in meiner Tasche nach der Geldbörse. Als ich sie gefunden habe, ziehe ich meinen Ausweis raus und halte ihn der Blonden vor die süße Stupsnase. «Phillip sagt die Wahrheit: Ich bin wirklich seine Schwester. Und ich wohne auch nicht hier.»
    Das Mäuschen reißt mir den Perso aus den Händen und zieht beim Lesen ihre akkurat nachgezogenen Augenbrauen hoch. «Was sollte denn dann der Scheiß?»
    «Du hast wohl keine Geschwister, wie?», frage ich kleinlaut.
    Verständnislos mustert mich die Blondine. «Nein, ich bin Einzelkind. Warum?»
    «Weil du dann wüsstest, dass man sich unter Geschwistern gern mal einen Streich spielt», erkläre ich ruhig, während ich meinen Ausweis zurücknehme und wieder verstaue.
    «Meinetwegen.» Carina-Mäuschen zuckt mit den Schultern. «Aber doch nicht mitten in der Nacht.»
    «Tut mir wirklich leid, Carina. Ich wollte dich nicht verletzen», entschuldige ich mich. «Das war eine Kurzschlussreaktion. Aber ich habe gerade eine schreckliche Enttäuschung hinter mir. Außerdem lasse ich mich nicht gerneals
niemand
bezeichnen. Schon gar nicht von meinem Bruder!»
    «Schon gut», winkt Carina ab und wirkt schon wesentlich entspannter.
    «Trotzdem kein Grund, gleich so auszuflippen», mosert Phillip. «Was willst du überhaupt hier? Ist ja wohl ein bisschen spät für einen Besuch.»
    «Ja, nein   … Ich   … Es war ein Notfall», stammle ich.
    «Pah, Notfall! Bei mir hast du verschissen!», fügt er verächtlich hinzu.
    «Wen interessiert das schon», entgegnet Carina schnippisch und sieht mich aufmunternd an. «Also, was für ein Notfall?»
    «Es geht   … Es geht um meinen Traummann», stottere ich und entschließe mich, einfach die Wahrheit zu sagen. «Er leidet unter Amnesie und kann sich nicht mehr an mich erinnern. Nicht mal an meinen Namen. Er hat mich total vergessen.»
    Phillip glotzt mich an, als habe ich ihm prophezeit, dass er während seines Prüfungsfluges abstürzen wird.
    «Ganz, wie Großmutter immer gesagt hat: Krause Haare, krauses Gehirn!», raunzt er abfällig, als er die Sprache wiedergefunden hat.
    «Pscht», zischt Carina und sieht mich eindringlich an. «So richtig Gedächtnisverlust? Alles weg?»
    «Ja», seufze ich

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