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Couchgeflüster

Couchgeflüster

Titel: Couchgeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Becker
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sagt Mama und lehnt sich zufrieden in die Kissen. «Man könnte den Patienten einfach einen über den Schädel ziehen und   … Äh, wie dem auch sei, morgen werde ich entlassen, und ab Montag bin ich wieder auf dem Damm.»
    «Was???» Entsetzt presse ich mir die Hand vor den Mund, um nicht aufzuschreien. «Morgen schon? Aber   … aber du bist doch   … ähm, du hattest doch einen   …»
    «Du meinst, Nervenzusammenbruch?», vollendet Mama meine Stotterei. «Es war lediglich eine kleine Unpässlichkeit. Ich war gestresst und habe einen besonders schweren Fall nicht mit genügend Abstand betrachtet. Das war hochgradig unprofessionell, und dergleichen rächt sich immer», erklärt sie und streicht sich in bekannter Manier übers Haar.
    Mir fällt auf, dass ich als Dr.   Ella Nitsche meinen Haarknoten auf ähnliche Weise betatsche. Scheint wohl eine typische Berufsmarotte zu sein.
    «Meinst du nicht, du brauchst noch ein wenig Ruhe?» Und ich brauche dringend ein Argument, das Mama noch länger in der Klinik hält. Verzweifelt starre ich auf die Blumenbettwäsche und suche nach einer zündenden Idee.
    «Den ganzen Tag nur rumzuliegen ist mir einfach zu langweilig.
Dabei
wird man depressiv», nörgelt sie.
    «Das wäre natürlich eine höchst unerwünschte Wirkung», murmele ich halblaut vor mich hin. «Was sagt denn der Arzt? Lässt der dich denn schon gehen?»
    «Ach, der.» Sie winkt verächtlich ab. «Die haben doch alle keine Ahnung.»
    «Nicht?»
    «Nein! In diesem Sanatorium werden nämlich hauptsächlich Nasen begradigt, Augenlider gestrafft und Tränensäcke entfernt.» Mama rollt mit den Augen.
    Ich verstehe gar nichts mehr. Behandelt man psychisch Kranke heutzutage auf diese Art und Weise? Na ja, vermutlich fühlt man sich gleich viel besser, wenn einem ein straffes Gesicht aus dem Spiegel entgegenblickt. «Und das hilft bei   … ähm   … Nervenleiden?», frage ich dennoch vorsichtig nach.
    «Antonella», lacht Mama amüsiert auf. «Hier hat niemand Probleme mit seinen Nerven. Höchstens, wenn er beim Anblick einer verpfuschten OP durchdreht   … Dieses Haus ist kein Nervensanatorium, sondern vorwiegend eine Klinik für Geburtshilfe und Plastische Chirurgie. Du kannst hier dein Kind auf die Welt bringen und dir danach die angefutterten Kilos absaugen lassen.»
    «Aber wieso hat dich Tante Tessa dann   –»
    «Aus zwei Gründen», unterbricht mich Mama. «Erstens ging es lediglich um ein paar Tage Erholung. Zweitens ist Tessa mit dem Chefarzt eng befreundet. Wir wollen ja auf jeden Fall verhindern, dass irgendjemand auf die Idee kommt, eine renommierte Therapeutin hätte einen Zusammenbruch erlitten. Wer würde sich dann noch von mir behandeln lassen wollen? Offiziell kuriere ich also nur eine chronische Nasennebenhöhlenentzündung aus.»
    «Aha!» Entmutigt sinke ich auf meinem Stuhl zusammen. Am liebsten würde ich schreien: Du
musst
aber hierbleiben! Ben ist noch nicht geheilt. «Hatte Tante Tessa nicht von vier Wochen gesprochen?», versuche ich es halbherzig.
    «Ja, das würde den Ärzten hier so gefallen», schnauft Mama empört. «Für mich als Privatpatientin würden diese Halbgötter in Weiß auch ein neues Leiden erfinden, damit sie es vor meiner Kasse vertreten könnten.»
    Durchatmen!, ermahne ich mich, jetzt bloß kein wirres Zeug daherreden.
    «Bist du denn auch gründlich untersucht worden?», frage ich besorgt. «Ich meine, Geburtshelfer und Schönheitschirurgen sind ja nicht gerade Koryphäen auf dem Gebiet von Nervenleiden.»
    «Was ist denn mit dir los, Antonella?» Mama betrachtet mich verwundert. «Seit wann weißt du denn so gut über medizinische Fachrichtungen Bescheid?»
    «Das sagt einem doch der gesunde Menschenverstand», wende ich entrüstet ein. «Ich sorge mich einfach um dich   … Also, was ist, wurde ein gründlicher Check-up durchgeführt oder nicht?»
    «Ja, ja», antwortet meine Mutter ungehalten und betätschelterneut ihr Haar. «Aber das Wichtigste ist doch, dass ich mich wieder fit fühle und Montag am Schreibtisch sitze.»
     
    Als ich die Klinik verlasse, brummt es wie eine Kreissäge in meinem Kopf: Montag, Montag, Montag.
    Da bleiben mir ja keine zwei Tage mehr, um Bens Amnesie zu heilen! Sobald Mama die Praxis wieder übernimmt, wird sie ihre Patienten anrufen und natürlich auch Ben, und was dann passiert, will ich mir gar nicht erst vorstellen. Die von mir mit Bleistift eingetragenen Termine kann ich ausradieren, aber Bens Telefonnummer hat Mama

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