Cover
schrillte in meinem Kopf und
36/520
warnte mich trotzdem vor dieser Art Mann:
›Vorsicht, meine Liebe‹, sagte die Alarmg-
locke, ›wenn er ein Freund deines Ex-Fre-
undes ist, dann muss es eine Verbindung
zwischen den beiden geben, worin auch im-
mer sie bestehen mag.‹
»Wollen wir etwas trinken gehen?«,
fragte Dean und holte mich aus dem Zwiege-
spräch mit der Alarmglocke.
»Nein, danke«, sagte ich schnell. »Ich
habe noch etwas vor.«
Ich sah sein enttäuschtes Gesicht und er
tat mir auf einmal sehr leid. »Vielleicht ein anderes Mal«, versuchte ich die vermurkste
Situation zu retten.
Er nickte. Dann kam er mit dem Kopf
nach vorne und hauchte mir einen Kuss auf
die Wange. Sein Duft war unglaublich
betörend. Ich schloss automatisch die Augen
und träumte, wie er mir ein seidiges Oberteil mit den Lippen vom Körper zog.
»Francis?«, fragte er.
37/520
Ich öffnete die Augen. Ruhig blickte er
mich an. Mein Herzschlag galoppierte. »Ich
war gerade am Überlegen, ob ich noch
Petersilie tiefgefroren habe.«
Er lächelte wissend. »Schon klar. Mach’s
gut, Kleines.« Er zwinkerte und drehte sich
um.
Oh mein Gott! Ich ließ ihn gehen! Das
wollte ich nicht – nicht mehr! Sollte ich ihm jetzt hinterherrufen, wie in einem kitschigen Film? Würde er dann die Arme ausbreiten
und mich aufnehmen, wenn ich in seine
Arme rannte?
»Vorsicht, junge Dame!«, rief mir ein
älterer Mann aus ungefähr einem halben
Meter entgegen. »Hinter Ihnen!«
Ruckartig drehte ich mich um. »Was«,
rief ich irritiert. Da erst bemerkte ich den Minitransporter, der die Geschäfte der Mall
belieferte und hinter mir wartete. Der Wagen hatte gehupt, denn mir hallte der Hupton
noch im Ohr, doch war mir nicht bewusst
38/520
gewesen, dass er mir gegolten hatte. »Oh«,
sagte ich und sprang förmlich zur Seite.
Leise rauschte der Minitransporter an mir
vorbei und verschwand hinter einer Biegung.
Spätestens jetzt war Dean nicht mehr zu
sehen.
***
»Oh Gott, ich habe so einen dummen
Fehler gemacht!«, rief ich ins Telefon und
rieb dabei mein Gesicht mit einer Hand.
»Ach, Herzchen, nimm’s nicht so tra-
gisch«, versuchte Ryan mich erneut zu ber-
uhigen. »Außerdem solltest du dich nun end-
lich damit abfinden. Seit etwa zwanzig
Minuten höre ich mir an, was für einen dum-
men Fehler du gemacht hast. Bisher wolltest
du diesen Mann zum Mond schießen.«
»Ich erzähle dir immer wieder das
Gleiche, in der Hoffnung, du würdest mir
eine Lösung präsentieren.«
»Lösung? Was für eine Lösung? Damit
bin ich überfordert.«
39/520
»Na, zum Beispiel: Geh zu Shawn und
lass dir Deans Nummer geben.«
Ryan lachte auf. »Du spinnst ja! Zu so
einer Lösung würde ich dir niemals raten!
Lieber treib ich’s mit ’ner Frau.«
»Verstehe. Dann werde ich es als meine
eigene und einzige Lösung ansehen.«
»Wie bitte? Du willst zu Shawn?
Schätzchen, du weißt nicht, was du da sagst!
Er wird dich sofort ins Bett locken und dir
die Sachen vom Leib reißen. Beruhige dich
und denke darüber noch einmal nach.«
»Ich habe mich entschieden!«
***
Die Klingel klang vertraut und fremd
zugleich. Ich zwang mich zur Ruhe, die ich
nicht hatte.
Shawn öffnete im Bademantel, obwohl es
Samstag, vierzehn Uhr, war. Ich hatte extra
diesen Tag und diese Uhrzeit gewählt, weil
ich wusste, dass er nur morgens und abends
verführerische Fähigkeiten besaß.
40/520
»Wow, wen haben wir denn da?«, fragte
er in seiner unnachahmlichen Art.
»Hallo«, sagte ich kühl. »Ich möchte es
kurz machen: Bitte gib mir die Adresse von
Dean.«
Er blickte mich eine Weile unverwandt
an, ehe er fragte: »Von wem?« Er besann
sich. »Ach, komm erstmal rein.«
»Nein, ich will nicht reinkommen, ich
brauche diese Adresse von deinem Freund.«
»Bitte, Baby, komm doch erstmal rein.
Ich gebe so ungern privat-vertrauliche
Adressen an der Haustür heraus, noch dazu
im Bademantel. Ich verspreche, dass ich brav sein werde.«
»Deine Versprechen kenne ich.« Mit
diesen Worten betrat ich die Höhle des
Löwen. Er bat mich um einen Moment, er
wolle sich etwas anderes anziehen. Solange
blickte ich in den Garten hinaus, doch schon innerhalb weniger Sekunden war er zurück.
Mir klappte der Mund auf. Statt sich in
41/520
Schale zu schmeißen, hatte er sich in einen
Hauch von Nichts geworfen: Er war nackt!
Ich erschrak und wich automatisch einen
Schritt zurück. Doch er kam zielstrebig auf
mich zu,
Weitere Kostenlose Bücher