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Cowboy Jim - Alle Geschichten in einem Band

Cowboy Jim - Alle Geschichten in einem Band

Titel: Cowboy Jim - Alle Geschichten in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Heuck
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wieder freigelassen wird.«
    Der Friedensrichter war ein behäbiger Mann mit einer goldgeränderten Brille, einem schwarzen Hut auf dem Kopf und einer dicken roten Nase. »Also«, begann er, »wer von euch ist nun wirklich Cowboy Jim?« »Ich!«, riefen beide wie aus einem Mund. »Und wem gehört Mister Tramp?«
    »Mir!«, schrien beide. Der Friedensrichter schüttelte den Kopf.
    »So kommen wir nicht weiter«, sagte er. Er überlegte eine Weile, dann fiel ihm etwas ein.
    »Der echte Jim soll ein guter Sänger sein«, fuhr er fort. »Die Leute erzählen, er habe ein eigenes Lied erfunden. Stimmt das?« »Ja!«, rief der echte Jim. Der falsche schwieg. »Nun gut«, sagte der Friedensrichter, »dann möchte ich jetzt von jedem von euch dieses Lied hören! Zuerst von dir!« Er deutete auf Luis Gonzales.
    Nun muss man bedenken, dass Jims Lied im Wilden Westen so etwas wie ein Gassenhauer war, eine Melodie also, die fast jeder kannte, fast jeder vor sich hin pfiff, und manche Leute tanzten sogar danach. Das ist erstaunlich, denn damals gab es noch kein Radio und keinen Plattenspieler.
    Vielleicht war dies auch der Grund dafür, dass die meisten Menschen nur die Melodie, aber nicht den Text kannten.
    So ging es auch Luis Gonzales. Fieberhaft überlegte er, was er tun sollte.
    Er stellte die Gitarre vor sich auf den Tisch wie eine Bassgeige und begann, die Saiten zu zupfen. Immer abwechselnd die eine und dann die andere. Es klang jämmerlich.

    »Das ist erst das Vorspiel«, erklärte er dem Friedensrichter, der sich schon die Ohren zuhielt.
    »Jetzt geht es los:
    Jim war ein Cowboy und dumdideldum er ritt - dideldum - gern im Kreis herum. Trallalala und trallalali - weit ist der Westen und wild die Prärie. «
    »Hahaha«, brüllte er echte Jim los, »dass ich nicht lache!«
    Doch der Friedensrichter ließ sich nicht beirren. »Jetzt kommst du dran!«, befahl er. Jim begann:
    »Jetzt sing ich das Lied vom fröhlichen
    Jim -«
    Bläng - bläng klang seine Gitarre dazu.
    »Und wer es nicht mag, der höre nicht hin. Jippedihott und hoppedihü - wild ist der Westen und weit die Prärie.«
    Jetzt holte Jim einmal tief Luft und sang weiter:
    »Lasso, Gitarre, Sattel und …«
    »Halt, halt!«, rief der Friedensrichter. »Das genügt. Du bist der bessere Sänger, also musst
du auch der echte Jim sein. Du aber«, und damit wandte er sich Luis Gonzales zu, »hast dich für jemand ausgegeben, der du nicht bist. Dafür verurteile ich dich zu einer Gefängnisstrafe von drei Tagen. Schäm dich!«
    So konnte Jim also frei und ungehindert seinen Weg in den Süden fortsetzen, während Luis Gonzales, nachdem er wieder entlassen worden war, so schnell wie möglich aus dieser Gegend verschwand. Soweit bekannt wurde, hat er nie mehr versucht, sich für Cowboy Jim auszugeben. Das hat nämlich keinen Sinn, wenn man nicht singen kann. Und ein Pferd wie Mister Tramp gibt es auch nur einmal auf der Welt …

Cowboy Jim gräbt Gold
    Jim war dem Süden nun ganz nahe.
    Die Sonne brannte immer heißer.
    Wasserlöcher, an denen man seinen Durst löschen konnte, wurden seltener.
    Statt Bäumen wuchsen Kakteen in der Prärie und die Männer trugen immer größere Hüte, je weiter er kam. Und als die Hüte so breit wurden, dass sie einem aufrecht stehenden Mann bis über die Fußspitzen hinweg Schatten spendeten, da wusste Cowboy Jim, dass er im Süden angekommen war.
    Er schnitt mit seinem Messer ein Loch in eine Kaktee und trank die süße Kakteenmilch. Sie schmeckte köstlich und auch besser als alle Süßspeisen, die er bis jetzt gegessen hatte, fast so gut wie Erdbeeren und Himbeeren. Eigentlich wollte er sich ja Arbeit suchen, aber es war ihm viel zu heiß dazu. Er machte lieber während der Mittagshitze ein Schläfchen
im Schatten. Mister Tramp suchte sich sein Futter selbst und er wurde von der Kakteenmilch satt. Kakteenmilch löscht den Durst, und wenn man sie ein paar Tage gären lässt, macht sie sogar lustig.

    Und so trank und schlürfte Jim die süße Milch so lange, bis er fürchterliches Bauchweh bekam. Da ging er zum Doktor. »Mein Bauch tut weh!«, jammerte er. Und der Doktor nahm sein Hörrohr, hielt es ihm auf den Bauch und horchte eine Zeit lang. Dann sah er Jim ernst an und schüttelte den Kopf. »In deinem Bauch rumpelt es schlimm. Ich glaube fast, du trinkst zu viel Kakteenmilch?«
    Und als Jim zerknirscht mit dem Kopf nickte, meinte er noch: »Von heute an gibt’s nur noch Maiszwieback und Pfefferminztee!«
    Jim aß und trank

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