Cowboy Jim - Alle Geschichten in einem Band
viel Geld anfangen?« Er stieg ab und buddelte ein Loch in den Sand. Dahinein legte er den Klumpen, nachdem er ihn aus seinem Halstuch wieder ausgewickelt hatte, und machte das Loch dann wieder zu. Ganz zuletzt wälzte er einen großen Stein darüber, in den er die Worte ritzte:
»Vorsicht! Unter dem Stein wohnt eine Giftschlange!« Und er kam sich sehr klug vor. Dann stieg er wieder auf sein Pferd und ritt zufrieden weiter, denn es ist für jeden Cowboy gut, wenn er sich ein bisschen Gold zurücklegt. Auch Jim konnte schließlich nicht wissen, ob er nicht einmal in eine Lage kommen würde, wo er es gebrauchen konnte.
Mister Tramp und die schöne Isabella
Im Wilden Westen und auch sonst auf der Welt haben Pferde die verschiedensten Haarfarben. Es gibt braune und schwarze, es gibt graue, rote, gescheckte und getigerte Pferde. Gestreifte Pferde heißen Zebras und weiße Pferde nennt man Schimmel.
Cowboy Jims Pferd, Mister Tramp, hatte eine Vorliebe für Schimmel. Und von allen Schimmeln, die er kannte, war ihm die schöne Isabella am liebsten. Jedes Mal, wenn Jim mit ihm an ihrer Weide vorbeikam, stellte das kleine Pony den Kopf auf, wieherte und stolzierte vorbei, als sei es ein Zirkuspferd. Die schöne Isabella wieherte zurück und lief neben ihm her, bis der Zaun zu Ende war. Eines Tages konnte es Jim nicht mehr mit ansehen. Kurz bevor Mister Tramp und Isabella voneinander Abschied nehmen mussten, wendete er und ritt auf den Farmhof.
»Hallo«, begrüßte er den Farmer, »mein Name ist Cowboy Jim. Ich möchte deine weiße Stute kaufen.«
»So, so«, erwiderte der Farmer, »was kannst du denn für sie bezahlen?«
Jim durchsuchte seine Hosentaschen. Streichhölzer, Taschentücher und Klappmesser konnte ein Cowboy nicht entbehren. Die Schnur und der alte Hufnagel waren nichts mehr wert und der Goldklumpen lag weit entfernt in den blauen Bergen unter einem Stein. Da blieben nur die Kieselsteine übrig, die er am Elchflussufer aufgesammelt hatte. »Ich habe hier seltene Elchflusssteine«, flüsterte er geheimnisvoll. »Du darfst aber nicht weitersagen, dass ich sie dir bloß für ein Pferd gegeben habe, denn sie sind ungeheuer wertvoll.«
Als das der Farmer hörte, überlegte er es sich nicht lange und ging auf den Handel ein. Jetzt gehörte die schöne Isabella Cowboy Jim. Mister Tramp drehte sich dreimal im Kreis herum, und wenn ihm nicht schwindlig geworden wäre, hätte er sich sicher noch dreimal
herumgedreht. So glücklich war er. »Komm mit, komm mit«, wieherte er, als Jim weiterritt, und die weiße Stute lief brav hinter ihm her.
Doch als sie an einen Bach kamen, wurde sie ängstlich.
»Da geh ich nicht durch«, klagte sie. »Da werden ja meine Hufe nass!«
»Nasse Hufe stehen dir gut«, antwortete das Pony. »Sie werden wie lackiert aussehen.« Und weil die schöne Isabella ein bisschen eitel war und gern wissen wollte, wie gut ihr lackierte Hufe stehen, nahm sie sich ein Herz und ging durchs Wasser. Dann lief sie stolz Mister Tramp nach und ließ sich von ihm bewundern. Aber nach kurzer Zeit wurde sie müde und begann zu jammern. »Mach langsam! Ich bekomme sonst Schnupfen!« »Das ist nicht schlimm«, erwiderte Mister Tramp, »dann leiht dir Jim sein großes rot kariertes Taschentuch.«
»Aber nach dem Schnupfen muss ich husten und dann bekomme ich noch Fieber«, klagte Isabella weiter.
»Dann übernachten wir eben hier«, tröstete sie das Pony.
»Hier?«, schrie die kleine Stute entrüstet. »Ich kann doch nicht im Freien schlafen. Ich brauche einen Stall!« Und sie begann, heftig zu zittern. Jim betrachtete sie kopfschüttelnd. »Ich glaube«, sagte er nachdenklich, »das harte Leben in der Prärie ist nichts für zarte kleine Stuten. Was meinst du, Mister Tramp?«
Das Pony nickte traurig mit dem Kopf.
Und so brachten sie die schöne Isabella wieder auf die Farm zurück. Und weil dem Farmer inzwischen die Elchflusssteine nur noch wie ganz gewöhnliche Kieselsteine vorkamen, war er gleich damit einverstanden, als Jim den Kauf rückgängig machen wollte.
»Du kannst sie jederzeit besuchen«, sagte der Farmer beim Abschied. Da flüsterte Jim leise seinem Pony ins Ohr:
»Wir können sie jederzeit besuchen, Mister Tramp.« Und das kleine Pony warf den Kopf hoch und wieherte laut, was so viel heißen
sollte wie: »Ja, ja, das werden wir auch tun!« Sie ritten aus dem Farmhof, und während Isabella sie noch ein Stück am Zaun entlang begleitete, sang der kleine Cowboy:
»Tramp liebt ein
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