Cowboy Jim - Alle Geschichten in einem Band
heiser waren. So trieben sie ihre Herde ohne Verlust an ihren Bestimmungsort, wo sie sehr gelobt wurden. »Das ist Cowboy Jims Verdienst«, sagten die drei Cowboys bescheiden. »Wenn er nicht gesungen hätte, stünden wir heute sicher ohne eine einzige Kuh da.«
Und Jim erhielt einen großen Kuchen als Belohnung.
Ich will ein Cowboy werden
Eines Tages fragte die Lehrerin in Silvertown ihre Schüler: »Wisst ihr schon, was ihr werden wollt, wenn ihr erwachsen seid?«
Da antworteten ihr die Mädchen: »Reporterin«, »Barfrau«, »Bürgermeisterin« und »Schuldirektorin«, und die Buben: »Lokomotivführer«, »Sheriff«, »Bankräuber« und »Postkutschenfahrer«.
Nur der kleine Jacky rief ganz laut: »Wenn ich groß bin, will ich ein Cowboy werden!« »Warum gerade ein Cowboy?«, wollte die Lehrerin wissen.
»Weil die Cowboys so viel reiten und schie ßen, abends am Lagerfeuer liegen und ihre Lieder singen, weil sie immerzu aufregende Abenteuer zu bestehen haben, und überhaupt, weil sie so schöne Hüte tragen.«
»So, so«, sagte die Lehrerin. Mehr nicht. Und weil sie für Cowboy Jim immer die Socken
stopfte, erzählte sie ihm bei nächster Gelegenheit von dem Wunsch Klein-Jackys. »Frag ihn doch mal«, schlug Jim vor, »ob er nicht Lust hat, einmal mitzureiten. Dann kann er selbst erleben, wie das ist, ein Cowboy zu sein!«
Natürlich war Jacky von diesem Vorschlag sehr begeistert. Zuallererst kaufte er sich einen großen Cowboyhut.
Doch als Jim schon am nächsten Samstag vor dem Gartentor stand, um ihn abzuholen, tat dem Jungen seine Zusage beinahe schon wieder Leid. In Silvertown wurde nämlich gerade das Erntedankfest gefeiert.
»Die Kühe sind auch an den Wochenenden hungrig«, sagte Jim, als er den bedauernden Blick Jackys bemerkte.
»Und auf frei herumlaufende, hungrige Kühe muss aufgepasst werden. Feste sind ihnen egal.« Da kletterte der Junge hinter Cowboy Jim auf den Rücken des Ponys und hielt sich gut fest, als Mister Tramp davongaloppierte.
Damals weidete die Herde, die Jim hüten musste, gerade am oberen Elchfluss. Das war
ein gutes Stück von Silvertown entfernt. Schon nach der Hälfte des Wegs tat Klein-Jacky der Po ziemlich weh. Schließlich war er das Reiten nicht so gewöhnt. Doch er biss die Zähne fest zusammen und jammerte nicht.
Als sie schließlich die Stelle erreichten, an der Jim seine Herde verlassen hatte, war weit und breit keine Kuh zu sehen.
Mister Tramp galoppierte über Stock und Stein. Er sprang über dornige Hecken und Stachelkakteen, schlug Haken um Bäume, rutschte Steilhänge hinunter, planschte durch Flüsse, kletterte Abhänge hoch und mühte sich redlich ab, bis er alle Kühe gefunden und wieder zusammengetrieben hatte.
Klein-Jacky schüttelte es so durch, dass ihm beinahe schlecht davon wurde. Es wurde Abend, bis sie die letzte Kuh fanden.
Jetzt zünden wir uns ein Feuer an, braten Maiskolben in der Glut, singen Lieder und erzählen uns Geschichten, freute sich der Junge.
Und so kam es auch. Doch gerade als Cowboy Jim zu erzählen begann: »Ich ritt über
die blauen Berge …«, schlief Klein-Jacky ein, weil er so schrecklich müde war.
In der Nacht wurde es ziemlich kalt. So kalt hatte sich der Junge eine Nacht im Freien nicht vorgestellt, und außerdem störten ihn die Steine, auf denen er lag. Er war froh, als es Morgen wurde. Kaum hatten sie einen Becher Kaffee getrunken, begann die Sucherei nach den Kühen aufs Neue.
Das ging so den ganzen Tag, und als ihn am Abend Cowboy Jim vor dem Gartentor absetzte und ihn einlud, ihn wieder einmal zu begleiten, erwiderte der Junge bloß: »Vielen Dank, gelegentlich gern«, und stelzte breitbeinig ins Haus. Dass er seinen schönen Cowboyhut irgendwo in der Prärie verloren hatte, war ihm völlig egal.
»Na, Jacky«, fragte ihn die Lehrerin am anderen Morgen. »Willst du immer noch Cowboy werden?«
»Das weiß ich noch nicht so genau«, erklärte ihr der Junge da. »Vielleicht, vielleicht aber auch Hotelbesitzer. Ich kann mich noch nicht entscheiden.«
Whisky
Wie jedermann weiß, hatte Cowboy Jim eine große Vorliebe für alles, was süß schmeckte. Es war ihm gleich, ob das Gummibärchen waren oder kleine Törtchen, Erdbeeren mit Schlagsahne oder ohne Schlagsahne, Vanilleeis oder Weihnachtsplätzchen, es musste bloß süß sein. Dann war er zufrieden.
Darüber lachten alle anderen Cowboys. Sie aßen am liebsten ein saftiges Schnitzel mit viel Pfeffer, Knoblauch und Zwiebeln und tranken dazu ein Bier
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