Crash: Thriller (German Edition)
sein Gesicht tätschelte. Die anderen Pferde trabten vor und hinter ihm, ihre Hufe trommelten auf die Ebene ein, und er fragte sich, auf welchem von ihnen wohl Monique saß. Das Gefühl war so beschwingend, dass er ein paar Sekunden lang den Röntgenlaser und das, was sie vorhatten, vollkommen vergaß.
Nach einer Stunde allerdings hatte David sich wund geritten, und das Erlebnis büßte eine Menge von seinem Charme ein. Aber Olam hielt nicht an. Zwei Stunden nach Mitternacht erhob sich ein Sichelmond über dem Horizont, und sein Licht schien fast blendend zu sein, wenn man es mit der Dunkelheit verglich, durch die sie bis jetzt geritten waren. David konnte auf einmal die anderen Pferde und ihre Reiter vor ihm erkennen und auch den Schweiß sehen, der seinem Pferd am Hals hinunterlief. Und in einer Entfernung von ungefähr einer halben Meile erblickte er eine Felswand, die im Mondlicht glänzte. Es waren riesige, gezackte Klippen, die über der Ebene aufragten wie die schroffen Abhänge des Grand Canyon. Das Mondlicht illuminierte die Schichten, die über die Felswand verliefen, breite Bänder helleren Steins, die sich mit dunkleren abwechselten.
»Yangykala«, murmelte Olam. Er ritt ein Stück weit links neben David.
»Was? Ist das der Name der Schlucht?«
Olam nickte. »Es bedeutet ›brennende Festung‹. Los, wir müssen uns beeilen. Jetzt, wo der Mond aufgegangen ist, kann uns jeder sehen. Wir nehmen Kurs auf die Schatten unter den Klippen.«
Eine Minute später galoppierten sie in den Schattenbereich am Fuß der Felswand. Sie ritten hintereinander mit Olam an der Spitze in einen Hohlweg hinein, der sich tiefer in die Schlucht schlängelte. David sah gewaltige Felsformationen auf allen Seiten, die wie Burgen und Tempel, Turmspitzen und Schiffsbuge geformt waren. Er spürte eine gewisse Klaustrophobie – die Klippen machten einen zornigen, bedrohlichen Eindruck, als warteten sie nur darauf, nach vorn zu rutschen und ihn zu erdrücken. Er fragte sich allmählich, ob sie vielleicht irgendwo falsch abgebogen waren, als Olam der Kolonne das Signal zum Anhalten gab. Die kippot srugot stiegen von ihren Pferden ab, und David tat es ihnen unbeholfen nach.
Olam kletterte zu einem Felsvorsprung hoch, legte sich auf den Bauch und spähte durch sein Fernglas, das mit einem Infrarot-Bildwandler ausgestattet war. Zu Davids Überraschung folgte Lucille Olam auf dem Fuß, bewegte sich so gewandt wie eine Bergziege und holte ihr eigenes Fernglas hervor. Nach einigen Sekunden winkte Olam David und Monique zu, gab ihnen durch Zeichen zu verstehen, dass sie zu ihm kommen sollten. Als sie auf allen vieren neben Olam auf dem Vorsprung ankamen, gab dieser David sein Fernglas. »Sehen Sie sich das Depot an«, flüsterte er. »Und sagen Sie mir, was Sie denken.«
David stellte das Fernglas scharf ein. Er erblickte ein Gebäude, das wie ein kleines Lagerhaus aussah, vielleicht hundert Fuß lang und fünfzig Fuß breit war und an der Spitze des Hohlwegs lag, wo die Schlucht in einer Sackgasse endete. Das Gebäude war auf drei Seiten von steilen Klippen umgeben. Zusätzlich war es durch einen rechteckig angelegten Maschendrahtzaun von ungefähr zwanzig Fuß Höhe geschützt. »Strategisch gut gelegen«, sagte David. »Sehr leicht zu verteidigen.«
Olam nickte. »Was halten Sie von der Sicherheit?«
»Ich kann keine Wachposten sehen. Aber ich nehme an, sie könnten sich irgendwo im Innern des Gebäudes aufhalten.«
Olam nahm David das Fernglas ab und reichte es Monique. »Was meinen Sie? Erkennen Sie irgendwas Ungewöhnliches?«
»Die Lichter sind aus«, sagte sie mit dem Fernglas vor den Augen. »Die Anlage ist mit Flutlicht ausgestattet, aber es ist nicht eingeschaltet. Ohne die Scheinwerfer können sie nicht sehen, ob sich irgendjemand nähert. Was darauf schließen lässt, dass sie entweder sehr dumm sind oder niemand da ist.«
»Richtig.« Olam lächelte. »Es sieht so aus, als hätten die Soldaten den Laden dichtgemacht und wären nach Hause gegangen. Während wir auf dem Fischkutter waren, haben wir die Frequenzen abgehört, die vom turkmenischen Militär benutzt werden, und einige ungewöhnliche Botschaften aufgeschnappt. Anscheinend hat der Präsident des Landes aus irgendeinem Grund seinen internen Sicherheitskräften befohlen, in die Hauptstadt zurückzukehren. Das könnte für uns eine sehr glückliche Entwicklung sein.«
»Oder ein Hinterhalt.« Diese Warnung kam von Lucille, die gerade ihr Fernglas gesenkt hatte.
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