Crash: Thriller (German Edition)
Nächstes erwartet hatte, das Geräusch eines umstürzenden Motorrads. Unter großen Anstrengungen hob sie den Kopf und versuchte zu erkennen, was um sie herum geschah.
Die Schüsse kamen von der Ural. Michael hatte seine M-9 aus dem Hosenbund gezogen, während er das Motorrad fuhr, und schoss auf Lukas. Der große, hässliche Wahre Gläubige lag jetzt hinter der Düne und umklammerte seinen rechten Arm. Tamara wurde von einer Freude ergriffen, die sogar noch intensiver war als ihre Schmerzen. Michael gab noch drei Schüsse ab, die Lukas aber verfehlten. Dann hörte sie nur noch das wohltuende Röhren des Motorrads, das mit jedem Meter leiser wurde, den der Junge sich entfernte.
Lukas rappelte sich auf. Er fand seine Pistole und versuchte, mit der linken Hand auf Michael zu schießen, aber das Motorrad war inzwischen außer Schussweite. Tamara ließ die Stirn auf den Sand sinken und flüsterte: »Danke.« Dann begann sie, auf den umgekippten Land Cruiser zuzukriechen. Sie würde bald sterben, aber es gab noch etwas, was sie tun konnte. Sie konnte die Beine nicht mehr bewegen, und deshalb krallte sie sich mit beiden Händen in den Boden und zog den Rest des Körpers vorwärts, wobei sie eine feuchte rötliche Spur im Sand hinterließ.
Sie hielt erst inne, als sie bei Jordans Leiche ankam. In seinem Hals war ein blutiges Loch, direkt über dem Kragen seiner Splitterschutzweste. Tamara benutzte ihre letzten Kraftreserven dazu, sich über die Leiche zu werfen. Ihr war unerträglich schwindlig, und sie sehnte sich danach, die Augen schließen zu können. Aber sie biss sich auf die Zunge, um bei Bewusstsein zu bleiben, und hielt sich mit einer Hand an dem toten Soldaten fest, während sie ihn mit der anderen abtastete.
Dann hörte sie Lukas’ Stimme über sich. »Du blöde Schlampe!«, schrie er. »Glaubst du, du kannst uns aufhalten?«
Bevor sie antworten konnte, stampfte er auf ihren Rücken. Sein Stiefelabsatz bohrte sich in ihre Rippen. Dann griff er ihr in die Haare und zog ihr den Kopf nach hinten. »Antworte mir, du Schlampe! Glaubst du, du kannst uns aufhalten?«
»Nein«, keuchte sie. »Ich nicht. Aber Michael wird euch aufhalten.«
»Nein, das wird er nicht, verdammte Scheiße!«, schrie er ihr ins Ohr. »Ich werde den anderen Einheiten über Funk seine Position mitteilen. Und dann werden zwanzig Soldaten aus allen Richtungen auf ihn zukommen. Deshalb hast du absolut nichts erreicht, du blöde Kuh! Du hast nur sein Leiden verlängert. Und jetzt wirst auch du einiges erleiden müssen!«
Er packte sie an der Schulter und drehte sie auf den Rücken. Aber sie hatte schon eine der Handgranaten aus dem Beutel in Jordans Splitterschutzweste an sich genommen. Während Lukas sie anschrie, hatte sie den Sicherheitsstift herausgezogen und den Hebel freigegeben.
Tamara legte die Hände um die Granate, sodass sie nicht zu sehen war. Lukas starrte sie verwirrt an, während der Zünder mit der Vier-Sekunden-Verzögerung zwischen ihren Händen aktiviert wurde. Sie wusste nicht, ob sie das Himmelreich je sehen würde, aber das spielte jetzt keine Rolle mehr. Sie lächelte Lukas an. »Du irrst dich«, sagte sie. »Unser Leiden ist vorüber.«
SIEBENUNDZWANZIG
A ls die Nacht an der Ostküste des Kaspischen Meers hereinbrach, verließ Olams Angriffsteam den Fischdampfer in drei Zodiacs. In jedem der Schlauchboote, die mit einem Sechzig-PS-Außenbordmotor und hochleistungsfähigen Schalldämpfern ausgerüstet waren, um den Motorenlärm zu verringern, saßen acht Männer von Olams Team, und im ersten der Boote, die in einer Reihe im Abstand von ungefähr hundert Metern fuhren, befanden sich außer Olam noch David, Monique und Lucille. Sie trugen schwarze Hosen und schwarze Hemden, und sie hatten Gesicht, Hals und Hände ebenfalls schwarz bemalt. Die meisten kippot srugot in den Schlauchbooten waren mit Galil-Sturmgewehren ausgerüstet, der Standardwaffe der israelischen Infanterie, aber Olam hatte ein Scharfschützengewehr M24 über die Schulter geschlungen. Lucille, deren Löwenmähne unter einer schwarzen Wollmütze verborgen war, hatte ihre Glock bei sich, und David und Monique waren mit Desert Eagles ausgestattet, die Olam ihnen gegeben hatte.
Sie näherten sich der Meerenge, die in die Kara-Bogas führte, eine flache Ausbuchtung des Meeres. Eine Brücke führte über die Meerenge, aber erfreulicherweise war auf ihr im Moment kein Verkehr unterwegs. Dieser Abschnitt der turkmenischen Küste war verlassen. Trotzdem
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