Crashkurs Börse: Wie kommt ein Kurs zustande? Wie beurteile ich ein Investment? Geschichte, Fakten, Strategie: Hier werden Sie fit für die Börse! (German Edition)
wird.
Je nach Produkt kann man mit einem Derivat ein Depot absichern oder
hochriskante Strategien verfolgen. Hier ist für jeden etwas dabei.
Was sind Derivate?
Der Name Derivat kommt vom lateinischen „derivare”, was so viel
bedeutet wie „ableiten”. Im Börsenkontext ist ein Derivat ein Finanzprodukt, dessen Preis vom Kurs anderer Anlageobjekte - die Underlyings oder Basiswerte genannt werden - abgeleitet wird. Bewegt sich
das Underlying, bewegt sich auch der Kurs des Derivats.
Wozu sind Derivate gut?
Eine große und gern genutzte Gruppe von Derivaten sind sogenannte
Hebelprodukte. Diese ermöglichen zwei verschiedene Strategien. Die
erste beruht auf der Möglichkeit, mit einem Hebel auf die Veränderung
des Basiswertes zu spekulieren. Auf diese Weise kann man mit verhältnismäßig geringem Kapitaleinsatz sehr spekulative Transaktionen
durchführen.
Sie kaufen sich für 1,40 Euro ein Hebelzertifikat, das
auf einen steigenden DAX setzt. Jeder Punkt im
DAX ist einen Cent im Zertifikat wert. Zum Zeitpunkt des Kaufs steht der DAX bei 7.000 Punkten.
Steigt er nun auf 7.140 Punkte, so bedeutet das für den
DAX ein Plus von zwei Prozent. Das Hebelzertifikat honoriert die
140 Punkte mit 1,40 Euro. Damit hat sich der Kurs verdoppelt.
Ein wichtigerer Aspekt ist jedoch die Absicherungsfunktion: Mithilfe
von Derivaten kann man beispielsweise Aktienpositionen oder das gesamte Depot gegen Verluste absichern.
Außerdem können Privatanleger mithilfe von Derivaten auf Basiswerte
und Szenarien spekulieren, in die sie auf direktem Wege nicht investieren könnten. Zu den Basiswerten zählen in diesem Fall beispielsweise
Aktien aus exotischen Ländern. Gerade Nationen wie Vietnam sind aktuell für Anleger sehr interessant. Auf direktem Wege dort Aktien zu erwerben ist jedoch fast unmöglich. Hier bieten beispielsweise Zertifikate einen Ausweg, die Aktienkörbe aus exotischen Nationen abbilden.
Auch Rohstoffe wie Bauholz, Weizen oder Schweinehälften können von
Anlegern über Derivate gespielt werden.
Sie haben ein Depot, das insgesamt 10.000 Euro wert
ist. Sie haben hauptsächlich im DAX investiert. Nun
haben Sie Angst, dass der DAX fallen könnte, wollen
aber Ihre Aktien nicht verkaufen. Alternativ können
Sie Ihr Depot auch über ein Hebelprodukt absichern, das
auf fallende Kurse setzt. Nehmen wir wieder an, der DAX steht
anfangs bei 7.000 Punkten. Sie erwerben nun ein Hebelprodukt zum
Kurs von 7,00 Euro. Das Papier gewinnt bei fallenden Kursen. Sie investieren 1.000 Euro. Nun fällt der DAX um zehn Prozent. Ihr Depot
macht diese Entwicklung analog mit. Damit haben Sie 1.000 Euro
verloren. Die 700 Punkte, die der DAX fällt, setzt Ihr Hebelprodukt in
7,00 Euro um. Es hat sich im Wert verdoppelt. Sie haben 1.000 Euro
verdient und den Verlust des Aktiendepots damit wettgemacht.
Diese Liste ließe sich nahezu endlos fortsetzen. Das Universum der Derivate ist riesig. Deswegen werden wir uns in diesem Buch auf zwei der
beliebtesten Gattungen - Optionsscheine und Zertifikate - beschränken
und auch dort nur einen kurzen Überblick geben. Für alle weiteren Informationen verweisen wir auf die entsprechende Fachliteratur sowie
das Literaturverzeichnis am Ende des Buchs. Beginnen wir mit den Optionsscheinen.
Was ist ein Optionsschein?
Ein Optionsschein ist ein Hebelprodukt. Mit dem Erwerb eines Optionsscheins kauft man sich das Recht, eine bestimmte Menge des Underlyings (Basiswertes) zu einem vorher festgelegten Kurs zu kaufen (Call)
oder zu verkaufen (Put). Als Underlying fungieren im Regelfall Aktien,
Indizes oder Währungen.
Optionsscheine werden von verschiedenen Investmentbanken (Emittenten) herausgegeben und können direkt mit dem Emittenten oder
an den normalen Börsenplätzen gehandelt werden. Da Optionsscheine als Derivate vom Gesetzgeber als besonders risikoreiche
Anlageform erachtet werden, bestehen für die Emittenten gegenüber ihren Kunden besondere Informationspflichten. Erst nachdem der Kunde den Erhalt dieser Informationen bestätigt hat, erhält er
die sogenannte Termingeschäftsfähigkeit. Diese ist Voraussetzung,
um ein solches Papier zu erwerben.
Verwechseln Sie Optionsscheine bitte nicht mit Optionen.
Auf Optionen gehen wir in diesem Buch nicht ein. Sie
werden an Terminbörsen gehandelt und sind ausschließlich
etwas für Profis.
Was ist ein Zertifikat?
Grundsätzlich ist ein Zertifikat ein Wertpapier in der Rechtsform
einer Schuldverschreibung oder
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