Crashkurs Wein (Allgemeine Einführungen) (German Edition)

dann der Staat zu und kassiert pro 0,75-Liter-Flasche € 1,02 zuzügl. MwSt. »Schaumweinsteuer« – und das schon recht lange: Eingeführt wurde die Schaumweinsteuer 1902 von Kaiser Wilhelm, um seine Kriegsflotte zu finanzieren. Schaumwein ist Wein, der durch Zugabe einer Hefe-Zucker-Mischung (Tirage) in eine zweite Gärung versetzt wurde. Von dieser fängt man dann die Kohlensäure ein und bannt sie in die Flasche. Dafür gibt es zwei verbreitete Methoden.
    Die kostengünstigere ist die Tankgärung: Hefe und Zucker kommen in Drucktanks zum Wein dazu, die Gärung beginnt, der Wein wird mit der enthaltenen Kohlensäure filtriert und abgefüllt. Der meiste Sekt wird so produziert.
    Bei der »Traditionellen Flaschengärung« ist das aufwendiger: Hier wird dem Wein in der Originalflasche die Tirage zugeführt und die Flasche mit einem Kronkorken verkorkt. Der Wein wird dann über Monate oder Jahre per Hand oder mechanisch gerüttelt, bis die Flasche auf dem Kopf steht und sich die ganze Hefe am Kronkorken abgesetzt hat. Dann kommen die Flaschenhälse in ein mit -20 °C recht ungemütliches Kältebad, die Flasche wird geöffnet und der Kronkork mit der gefrorenen Hefe schießt heraus. Bei beiden Verfahren erhalten die Schaumweine vor dem Verschließen eine Süße-Dosierung: Schaumwein wird meist süßer getrunken als Wein.
    Diese »Dosage« besteht meist aus in Wein gelöstem Zucker. Wenn auf einem Sekt nichts weiter draufsteht, können Sie davon ausgehen, dass es sich um eine Tankgärung handelt. Ansonsten steht »Klassische Flaschengärung« oder in Italien »Metodo Classico« auf der Flasche. Es gibt auch Schaumweine, für die eine traditionelle Flaschengärung vorgeschrieben ist. Die bekanntesten sind (na klar!), der Champagner, die französischen Crémants und der spanische Cava. Deutscher Sekt muss übrigens gar nicht aus deutschen Weinen bestehen, sondern nur in Deutschland hergestellt worden sein. Wer wirklichen Sekt aus Deutschland haben will, kauft am besten einen Winzersekt oder einen Sekt mit Rebsorten- und Herkunftsangabe, z. B. Mosel-Rieslingsekt.

ELSASS
    Das Weinbaugebiet Elsass hat eine ähnliche Weinphilosophie wie Deutschland. Es werden rebsortenreine Weine bevorzugt. Über 90% der Elsässer Weine sind weiß. Einzig zugelassene Rotweinrebe ist der Pinot Noir, der knapp 10% ausmacht und hier gerne als hellroter Wein angeboten wird. Wichtigste weiße Reben sind Riesling und Pinot blanc (Weißburgunder), gefolgt von Gewürztraminer, Pinot Gris (Grauburgunder), Sylvaner und Muscat d´Alsace. Über den normalen Qualitätsweinen rangieren die Grands Crus, die nur in den besten Lagen und nur aus den Rebsorten Riesling, Gewürztraminer, Muscat und Pinot Gris zugelassen sind. Teilweise werden auch edelsüße Weine produziert (»Vendanges Tardives«).
    Den meisten Erfolg feiern die Elsässer Winzer jedoch in den letzten Jahren mit klassischem, flaschenvergorenem Sekt, dem Crémant d´Alsace.
    LANGUEDOC-ROUSSILLON
    Gewissermaßen das Pendant zur Pfalz und zu Rheinhessen in Deutschland: Die Regionen, in denen in den letzten 25 Jahren die rasanteste Qualitätsentwicklung stattgefunden hat. Das Potenzial der Weinbergslagen, die sich etwa von Nîmes aus bis zur französischen Grenze südlich von Perpignan erstrecken, ist riesig – und immer mehr Winzer schöpfen es auf brillante Weise aus. Entscheidender Durchbruch war die Schaffung der auch für den Export nach Deutschland bedeutenden Kategorie »Vin de Pays d´Oc«: Unter diesem Namen werden vorwiegend die Rebsorten Merlot, Cabernet Sauvignon, Chardonnay oder Sauvignon blanc angeboten. Den Schwerpunkt bei den Qualitätsweinen (AOP) stellen traditionelle rote Rebsorten der Region, die meist als Cuvées ausgebaut werden. Neben dem von der Rhône zugereisten Syrah sind dies hauptsächlich Carignan, Grenache und Mourvèdre. Die besseren Weine sind weich, würzig, fruchtig, gehaltvoll und mit geringer Säure – echte Schmeichler auf zum Teil sehr hohem Niveau und großenteils zu verhältnismäßig günstigen Preisen. Die bekanntesten Appellationen, hauptsächlich für Rotwein und Rosé, sind Côtes du Roussillon, Coteaux du Languedoc, Corbières, Fitou, Minervois, Saint-Chinain und Faugères. Im äußersten Süden wachsen bedeutende rote Dessertweine unter dem Namen Banyuls. Dazu kommen die spannende Region Limoux, wo erstklassige Sekte nach dem klassischen Flaschengärverfahren (Crémant de Limoux, Blanquette de Limoux) erzeugt werden und der Picpoul de Pinet, ein